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Salonkonzert

Ukrainer gibt „intimes Salonkonzert“

Langenargen / Lesedauer: 3 min

Dmytro Choni beginnt kleine Herbstkonzertreihe im Schloss Langenargen – ZF-Musikpreisträger begeistert mit Klavierabend
Veröffentlicht:14.10.2018, 18:11

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Sein Debüt im Schloss Montfort gab Dmytro Choni in der Reihe der Langenargener Herbstkonzerte mit einem überzeugenden Klavier-Recital. Ausschließlich publikumswirksame Werke von Franz Liszt und beispielhafte Kompositionen von Claude Debussy und Alberto Ginastera standen auf dem Programm. Obwohl der 1993 geborene Ukrainer den ZF-Musikpreis im März dieses Jahres gewonnen hat, kamen nur sehr wenige Zuhörer in den Konzertsaal. Die gewohnte Bestuhlung hatte Gisela von Brauchitsch zum verkleinerten Halbrund verändert und begrüßte die Gäste zu einem „intimen Salonkonzert“.

Mit der Landschaftsmalerei „Les cloches de Genève“ begann der erste, nur Franz Liszt gewidmete Programmteil. Durch einen behutsamen Einstieg mit dem eingängigen Glockenmotiv mit darüber gelegtem zartem Gesang entstand eine ruhige, schwebende Grundstimmung. Nach einer pathetischen Steigerung führte Choni mit sanftem Arpeggio zum Schluss des plastischen Naturbildes.

Von der Schweiz ging es mit dem zweiten Sammelband der „Reisejahre“ nach Italien. Hier ließ sich der damals 27-jährige Liszt von der bildenden Kunst und Dichtung der Renaissance inspirieren. Mit klangvollem präludieren in einem agogischen Rezitativ wurde der „Gesang“ im „Sonetto 104 del Petrarca“ vorbereitet. Das „Liebesgedicht“ lebte von verführerischen Verzierungen bis hin zu vibrierenden Ausbrüchen in der Melodie, einfühlsam getragen von einer fließenden Triolenbegleitung.

Angeregt durch die „Göttliche Komödie“ verfasste Liszt seine tonpoetische Schilderung „Après une Lecture de Dante“. Bei allem Oktavengedonner, lauten, vollgriffigen Akkorddurchgängen für den Wahnsinn und den Horror der Hölle, den entsetzten Angst- und Rufmotiven, gelang es Choni, die technischen Möglichkeiten des Bravourstücks der poetischen Idee unterzuordnen. Sehr feinsinnig, mit viel Rubato und atmenden Einsätzen war zum Beispiel der Gesang in der „Melancholischen Welt der Liebe“ oder der sphärisch klingende Liebeschoral.

Nicht überzeugen konnten die Schubert-Lieder „Aufenthalt“ und „Erlkönig“. Ohne die nötige Ruhe, viel zu starker, zudeckender Begleitung hatte die Liedmelodie keine Möglichkeit aufzublühen.

Ganz zu Hause in der impressionistischen Klangwelt von Claude Debussy zeigte sich der junge Pianist dagegen nach der Pause bei „Images I“. Im Spiel der Elemente Wasser und Licht bekamen die perlenden Läufe einen ganz natürlichen Fluss. Die freie Meditation einer Sarabande, in Erinnerung an den französischen Komponisten Rameau, verblüffte mit zarter Melancholie. Im letzten Satz „Mouvement“ bewunderte man das Ineinandergreifen und Verschränken der Hände für den Elementargedanken „Bewegung“.

Wie beim entscheidenden Konzert um den ZF-Musikpreis zog Choni seinen Joker mit der Klaviersonate Nr. 1 von Alberto Ginastera zum Schluss. Mit gegensätzlichen Spielformen, großen emotionalen Unterschieden in ausgelassener Spielfreude, wirklichem Marcato, energetischer Spannkraft und unbändigem Drive nahm er das Publikum gefangen. Nach dem Feuerwerk in der Coda, gefordert war „tutta la forza, feroce, feroce“ folgte lang anhaltender, verdienter Applaus.

Mit der verträumten Regenbogenetüde von György Ligeti als Zugabe verabschiedete sich der aufstrebende Pianist.