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Schaffnerin wirft Schüler nachts aus dem Zug

Langenargen / Lesedauer: 3 min

15-Jähriger vergisst Monatskarte und muss nachts aussteigen – Eltern warten auf Entschuldigung der Bahn
Veröffentlicht:19.02.2018, 18:30

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Zwei Jungs und ein Mädchen sind zu Besuch bei einer Freundin in Meckenbeuren. Der Plan: Sie nehmen den letzten Zug zurück nach Langenargen beziehungsweise Kressbronn und werden von ihren Eltern am jeweiligen Bahnhof abgeholt. Die drei fahren auch los, kommen aber nicht an. Der unfassbare Grund: Eine Zugbegleiterin wirft einen der Jungen mitten in der Nacht in Eriskirch raus, weil er seine Monatskarte nicht dabei hat. Seine Freunde begleiten ihn. Die DB will sich persönlich entschuldigen.

Es ist schon wieder passiert. Die Deutsche Bahn sorgt nicht nur wegen Verspätungen oder überfüllter Züge regelmäßig für Schlagzeilen, sondern auch gerne mal mit gnadenlosen Zugbegleitern, die Fahrgäste vor die Waggontüre setzen. Wie vergangene Woche Dienstag, als eine Schaffnerin mitten in der Nacht durchgreift und einen 15-Jährigen rauschmeißt, weil er weder Schülerfahrkarte noch Schülerausweis vorzeigen kann. Als auch noch der Akku seines Handys leer und es ihm deshalb nicht möglich ist, ein Bild von seinem Ausweis vorzuzeigen, besteht die Frau darauf, dass der Junge in Eriskirch aussteigt.

Bahn bestätigt Vorfall

„Der Vorfall hat sich so zugetragen, und wir möchten uns an dieser Stelle in aller Form dafür entschuldigen“, teilt ein Sprecher der Bahn auf SZ-Anfrage mit. „Unsere Mitarbeiter sind natürlich angewiesen, Minderjährige nicht an Unterwegshalten aus dem Zug zu weisen.“ Warum es trotzdem dazu gekommen ist, werde intern aufgearbeitet, die Zugbegleiterin unabhängig davon auf ihr Fehlverhalten hingewiesen.

Völlig korrekt handeln dagegen die Begleiter des Jungen, die übrigens beide eine Monatskarte vorzeigen können. Sie lassen ihren Freund nicht im Stich und verlassen den Zug ebenfalls. Es ist 23.40 Uhr und die Odyssee für die drei Freunde und ihre Familien nimmt ihren Lauf. Nur ein weiterer Höhepunkt: Bei der Abfahrt habe die Schaffnerin aus dem Zug geschaut „und hatte Blickkontakt mit den Kindern“, schreibt der Vater des Mädchens aus Langenargen später in einer Beschwerde-Mail an die Bahn. Was die Frau im Vorbeifahren gesehen haben muss, ist eine 14-Jährige in einer dünnen Leggins, ungefütterten Jeansjacke über einem T-Shirt und Turnschuhen, die nicht für einen längeren Aufenthalt im Freien bei minus zwölf Grad ausgerüstet ist.

Vater wartet vergeblich auf Tochter

Genau dieser scheint den Jugendlichen aber zu drohen. Denn das Mädchen hat zwar als einzige gerade noch zwei Prozent Akku auf ihrem Mobiltelefon, um die Eltern zu alarmieren, doch am Eriskircher Bahnhof kein Netz. Erst auf dem Fußmarsch in Richtung Langenargen stimmt der Empfang, und der erste Anruf geht an die Mutter eines der Jungen in Kressbronn , die sich auch gleich auf den Weg macht, um die Freunde 20 Minuten später abzuholen und nach Hause zu bringen.

„Bis dahin wussten wir nicht, wo unsere Tochter ist“, beschwert sich der Vater, der mit seiner Frau vergebens am Bahnhof in Langenargen auf sein Kind gewartet hat. Er sei kurz davor gewesen, die Polizei einzuschalten. Seine Frage an die Deutsche Bahn: „Wie kann es sein, dass eine Zugschaffnerin einen 15-Jährigen nachts bei Minusgraden alleine aus dem Zug wirft?“ Der nächste Zug wäre erst um 5.44 Uhr gekommen. „Ich bin total empört und habe dafür keinerlei Verständnis“, betont der Vater aus Langenargen. Eine persönliche Entschuldigung, wie von der Bahn angekündigt, haben die betroffenen Familien bislang nicht gehört.