StartseiteRegionalBodenseeLangenargenMooser Weg: Langenargen lehnt Baupläne ab

Bauplan

Mooser Weg: Langenargen lehnt Baupläne ab

Langenargen / Lesedauer: 4 min

Überraschung für den Bürgermeister: 53,95 Prozent sprachen sich beim Bürgerentscheid dagegen aus, die Baupläne für einen Grünzug am Mooser Weg umzusetzen.
Veröffentlicht:18.03.2018, 21:16

Von:
Artikel teilen:

Temperatursturz am Sonntag in Langenargen: Der Winter hat mitten im März nicht nur draußen ein kühles Gastspiel gegeben, drinnen im Rathaus erwischte es Bürgermeister Achim Krafft und seine Mitstreiter eiskalt. Der Grund: 53,95 Prozent (1634 Menschen) sprachen sich beim Bürgerentscheid dagegen aus, die Baupläne für einen Grünzug am Mooser Weg umzusetzen, die der Gemeinderat im vergangenen Juli beschlossen hatte. Die Folge: Eine Bebauung hat sich erledigt, die Wiese bleibt. Der Kommentar des Bürgermeisters: „Das ist sehr, sehr schade für die Gemeinde.“

1395 Langenargener (46 Prozent) kreuzten „Nein“ an und stimmten damit für eine Bebauung. Die Wahlbeteiligung lag bei beachtlichen 46,9 Prozent. „Sind Sie für die Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses vom 24. Juli 2017, einen Bebauungsplan für das Gebiet „Mooser Weg/Alte Kaserne“ aufzustellen?“ So lautete die Frage des Bürgerentscheids, den eine Bürgerinitiative (BI), die sich vor allem aus Anwohnern und Naturschützern zusammensetzt, auf den Weg brachte. Zur großen Erleichterung der Gegner der Baupläne antworteten 53,95 Prozent mit „Ja“.

Das bedeutet: Der Beschluss ist aufgehoben, auf der 5600 Quadratmeter großen Wiese wird nicht gebaut. „Wir sind begeistert“, sagte Bernd Wahl, eine von drei Vertrauenspersonen der BI, nachdem Bürgermeister Krafft das Ergebnis kurz vor 19 Uhr im Rathaus verkündet hatte. Die Abstimmung zeige, dass die Mehrheit der Bürger anderer Meinung sei als die Mehrheit des Gemeinderates und dass es gut gewesen wäre, die Menschen frühzeitig in den Entscheidungsprozess einzubinden. „Vielleicht hätten wir dann den mühsamen Weg des Bürgerentscheids nicht gehen müssen“, gab Bernd Wahl zu bedenken. Trotz allem habe Langenargen aber auch gewonnen, denn zum einen sei ein Dialog entstanden, und zum anderen sei die Wahlbeteiligung für einen Bürgerentscheid hoch. Der Antrieb der Initiative: die Furcht, dass die Häuser am Mooser Weg nur der Anfang wären und früher oder später die ganze, sogenannte „Höhe“ im Schwedi zu Bauland werden soll.

Initiative hat ihr Ziel erreicht

Die Naturschützer haben ihr Ziel erreicht, den Gemeinderatsbeschluss zu kippen und das etwa 56 000 Quadratmeter große Areal inklusive Wiese unter anderem als bedeutende Vogelfluglinie, Raum für Streuobstbäume und mehr als 50 verschiedene Arten von Wiesenpflanzen und Heimat sowie Jagdrevier für seltene Tierarten zu erhalten. Weil es bei einer Abstimmung aber nicht nur Sieger geben kann, machte sich naturgemäß bei den Befürwortern der Bebauung, allen voran Bürgermeister Achim Krafft, Joachim Zodel, Fraktionschef der Freien Wähler (FW), CDU-Fraktionsvorsitzender Ralph Seubert und der fraktionslose Hans-Günther Moser (Grüne), große Enttäuschung breit.

Die Gemeinde muss Achim Krafft zufolge mit dem Ergebnis leben, und zwar auch die 56 Prozent, die nicht abgestimmt hätten. Es gebe gute Argumente, die gegen eine Bebauung sprechen, doch die dafür seien besser. Als Schlappe will der Bürgermeister die Abstimmung trotzdem nicht bewerten, jetzt seien die Gegner der Bebauung gefragt und müssten ihre viel beschworenen, alternativen Baugebiete benennen „und nicht nur Phrasen dreschen“.

Offenbar konnten die Befürworter nicht mit dem Versprechen punkten, die Grundstücke für die geplanten sechs Reihenhäuser und die Mietwohnungen in den zwei Mehrfamilienhäusern, die in Gemeindebesitz bleiben sollten, nur an Langenargener zu verkaufen beziehungsweise zu vermieten. „Das ist ein demokratisches Ergebnis, das zu akzeptieren ist“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Ralph Seubert, der für eine Bebauung gekämpft hat. Damit sei das Thema abgeschlossen, „was sehr traurig für unsere junge Bevölkerung ist, die keinen Wohnraum findet“.

Ergebnisse der Wahllokale

6459 stimmberechtigte Langenargener sind im Wählerverzeichnis aufgeführt. 20 Prozent hätten nach Paragraph 21 Absatz 6 der Gemeindeordnung hinter der getroffenen Entscheidung stehen müssen. Macht 1292 Stimmen. 342 mehr, also 1634, waren es. In den einzelnen Wahllokalen sah es so aus: Oberdorf: 57 „Ja“ (25,6 Prozent), 165 „Nein“ (74,3); Bierkeller: 109 „Ja“ (61,6), 68 „Nein“ (38,4); Schule: 370 „Ja“ (51), 354 „Nein“ (48,9); Rathaus: 516 „Ja“ (54,4), 433 „Nein“ (45,6); Briefwahl: 582 „Ja“ (60,8), 375 „Nein (39,3).