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Gemeinderatssitzung

Beleidigt, überarbeitet: Gemeinderat wirft hin

Langenargen / Lesedauer: 3 min

Wolfgang Neidhardt von den Freien Wählern legt sein Amt nieder
Veröffentlicht:19.06.2018, 18:08

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Viel Arbeit, kaum Umgangsformen: Wolfgang Neidhardt von den Freien Wählern ( FW ) hat in der Gemeinderatssitzung am Montagabend einen Antrag auf Ausscheiden gestellt. Als Gründe führte er berufliche Veränderungen, aber auch persönliche Beleidigungen an. Das Gremium gab seinem Antrag einstimmig statt. Die Folge: In der Sitzung am 16. Juli wird Wolfgang Neidhardt verabschiedet.

Eine Redensart besagt, dass der Ton die Musik macht. Die Lieder, die einige Bürger in letzter Zeit angestimmt haben, kann der Freie Wähler offenbar nicht länger mit anhören: Ein Punkt für seinen Entschluss, sein Amt nach 14 Jahren niederzulegen, sei der immer größer werdende Personenkreis, „der in regelmäßigen Abständen über Internet – siehe Forum Langenargen –, Presse oder E-Mail unverschämt und persönlich beleidigend gegen die Verwaltung und den Gemeinderat schießt“. Es sei mühsam und oft zwecklos gegen die Anschuldigungen, Halbwahrheiten und Fake-News anzukämpfen und Sachverhalte und Entscheidungen klarzustellen.

Immer mehr Termine

„In einem Geschäft mit Laufkundschaft, wie ich es habe, ist dies zur täglichen Tortur geworden“, betonte Wolfgang Neidhardt, der mittlerweile Kraftfahrzeug-Prüfstellen in Langenargen, Friedrichshafen und Ravensburg leitet. Apropos Arbeit: Die Vergrößerung seines Betriebes mache es ihm nicht mehr möglich, ab 17 Uhr an den Gemeinderatssitzungen oder schon früher an Ortsbesichtigungen teilzunehmen. Dazu komme, dass die Zahl der Termine nicht zuletzt deshalb stetig steige, weil bei jedem gewichtigen Thema auch aus den Reihen des Gemeinderates eine Bürgerbeteiligung und Arbeitskreise gefordert würden.

Wolfgang Neidhardts „Bemekerung am Rande“: Die wichtigste Bürgerbeteiligung sei die Wahl des Gemeinderates, bei der jeder seine Vertreter für die nächste Wahlperiode wählen oder sich selbst zur Verfügung stellen könne. „Wenn alle Bürger bei allen Themen mitdiskutieren sollen, braucht es keinen Gemeinderat.“ Dass es einigen außerdem nicht um die Sache, sondern nur gegen Teile des Gemeinderates und den Bürgermeister gehe, erschwere die Situation zusätzlich, weil die Angst vor Negativschlagzeilen ein freies Denken nicht mehr ermögliche. Die eher kritische Berichterstattung der regionalen Presse in den letzten Jahren mache die Arbeit nicht leichter.

Besserwisser gefordert

Sein Appell: Alle, „die ständig meinen, es besser zu wissen“, sollten sich bei der Kommunalwahl im Mai 2019 der Verantwortung stellen. Sein Wunsch: „Vielleicht sind mein Ausscheiden und die Gründe dafür ein Zeichen an manche, dass sich der Umgang miteinander deutlich verändern muss.“ Für ihn sei jedenfalls der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich dies als Gemeinderat im Ehrenamt nicht mehr antun wolle.

Bei allem Frust zum Abschied bedankte sich Wolfgang Neidhardt aber auch für das Vertrauen seiner Wähler. Er versicherte, dass er eine schöne, interessante und lehrreiche Zeit im Gremium gehabt habe, in der viele Projekte zum Wohle Langenargens umgesetzt worden seien: „Dies erfüllt mich mit Stolz. Mir gefällt unser Ort, wie er ist und wie wir ihn die letzten Jahre gestaltet haben.“

Nachfolge noch nicht geklärt

Wer Wolfgang Neidhardt als Gemeinderat nachfolgt, steht noch nicht fest. Klar ist nur, dass jetzt der Reihenfolge nach die Ersatzbewerber der Freien Wähler bei der Kommunalwahl 2014 angeschrieben werden, erklärt Hauptamstleiter Klaus-Peter Bitzer. Soll heißen: Zuerst wird der Bewerber mit den meisten Stimmen kontaktiert, der entscheidet, ob er die Nachfolge antreten will.