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Anschlussunterbringung

„Wirkliche Probleme haben wir zum Glück nicht“

Kressbronn / Lesedauer: 3 min

Anna Göser und Mirko Meinel kümmern sich um die Integration von 144 geflüchteten Menschen in Kressbronn
Veröffentlicht:18.04.2018, 10:45

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Insgesamt 144 geflüchtete Personen leben derzeit in Kressbronn in der Anschlussunterbringung – in insgesamt 29 Unterkünften, wovon acht kommunal und 21 privat sind. „Soviele private Unterkünfte gibt es sonst nicht“, sagt Mirko Meinel , Integrationsbeauftragter der drei Gemeinden Kressbronn, Langenargen und Eriskirch. Er geht nach dem derzeitigen Stand davon aus, dass Kressbronn die Kontingentzahlen, also die Vorgaben des Landratsamts zur Aufnahme, bis in das Jahr 2020 erfüllen könnte. Überhaupt steht Kressbronn nach seiner Aussage „sehr gut“ da.

Rückblick: Seit 2015 sind die Gemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes Eriskirch-Kressbronn-Langenargen mit einer stark erhöhten Aufnahme von Flüchtlingen konfrontiert. Die gesetzliche Verpflichtung ergibt sich aus dem Flüchtlingsaufnahmegesetz und regelt eine Verteilung der geflüchteten Personen durch die untere Aufnahmebehörde, das Landratsamt Bodenseekreis . Die Aufnahmezahlen für Kressbronn richten sich nach dem Anteil der Bevölkerung in der Gemeinde zur Gesamtbevölkerung im Bodenseekreis. Inklusive der Prognose für 2018 sind danach in Kressbronn insgesamt 124 Personen unterzubringen.

Zusätzlich leben zwölf unbegleitete minderjährige Ausländer in Kressbronn und 62 Asylbewerber in der Gemeinschaftsunterkunft in der Argenstraße. Die meisten geflüchteten Menschen in Kressbronn kommen aus Syrien (50 Prozent), Afghanistan (17 Prozent), Türkei (acht Prozent) und Irak (sieben Prozent). 45 Prozent sind Männer, 19 Prozent Frauen und 36 Prozent Kinder und Jugendliche.

Inzwischen gibt es in Kressbronn acht kommunale Unterkünfte an verschiedenen Standorten: Langenargener Straße, Im Eichert, Berger Straße, Zehntscheuer Straße, Friedhofweg, Hauptstraße, Jahnweg und im Spitzgarten. „Bleiben die Zahlen genauso, wie sie heute sind, kann man als ganz vorsichtige Prognose sagen, dass Kressbronn die Kontingentzahlen, also die Vorgaben des Landratsamts zur Aufnahme, bis in das Jahr 2020 erfüllen könnte. Aber das funktioniert nur nach derzeitigem Stand“, sagt Mirko Meinel. Gleichzeitig gebe es noch Kapazitäten, um möglichen Familiennachzug und unbegleitete minderjährige Ausländer aufzunehmen.

Seit dem 1. Januar unterstützt Anna Göser Mirko Meinel. Nach ihrem Studium in Fulda – Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Integration – ist sie nun als als Integrationsmanagerin zurück in ihrer Heimat Kressbronn gekehrt. „Alleine ging das nicht mehr – die Aufgaben der Integration sind zu umfangreich“, fasst Mirko Meinel zusammen. Die Personalkosten werden über einen Zeitraum von zwei Jahren vom Land über den ausgeschriebenen „Pakt für Integration“ voll bezuschusst.

Anmeldungen, Daten aufnehmen, Ziele festlegen, Schulanmeldungen, Sprachkurse – oder aber auch die Vorbereitung von Scheidungen gehören zu den vielen verschiedenen alltäglichen Aufgaben, wie Anna Göser berichtet. Dabei finde die Kommunikation zu Beginn mit Händen und Füßen und der Übersetzung der Nachbarn statt, oder aber auf Englisch und Deutsch. Viele der Flüchtlinge in Kressbronn würden bereits Arbeit haben, alle anderen bekämen „den gleichen Satz wie Hartz IV“. Gibt es denn auch Probleme? „Ja, die Umsetzung der Hausordnung braucht in der Regel eine Weile – das funktioniert mal besser mal weniger“, sagt Mirko Meinel – und ergänzt: „Aber wirkliche Probleme haben wir zum Glück nicht.“