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Mülltrennung

Mülltrennung und Hausordnung machen Probleme

Kressbronn / Lesedauer: 3 min

Der Integrationsbeauftragte Mirko Meinel berichtet von seiner Arbeit in den Anschlussunterkünften
Veröffentlicht:03.08.2017, 18:44

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Es sei ein Zeitsprung von 50 bis 70 Jahren, den viele seiner „Schützlinge“ in den vergangenen Monaten gemacht hätten – dass dabei unweigerlich Probleme entstehen, sich zurechtzufinden, sei wenig verwunderlich. Mirko Meinel ist mit diesem Problemen bestens vertraut: Er ist Integrationsbeauftragter der Gemeinden Langenargen , Kressbronn und Eriskirch.

Seit April vergangenen Jahres ist Meinel für die Betreuung der Flüchtlinge in den Anschlussunterbringungen zuständig. In der jüngsten Sitzung des Langenargener Gemeinderats stellte er seinen Bericht vor. Ein Vorurteil, das im Zusammenhang mit Flüchtlingen immer wieder aufkommt, kann er nach mehr als einem Jahr als Integrationsbeauftragter nicht bestätigen. „Es gibt bei Beschwerden und der Wahrnehmung von Anwohnern absolut keinen Unterschied zwischen alleinreisenden Herren und Familien, stellte Meinel klar. Dass Männer ohne Familie die potenziell größeren Störenfriede seien, empfinde er nicht so.

„Bei Familien gibt es genauso hin und wieder Probleme, zum Beispiel durch unbeobachtet spielende Kinder“, erklärte Meinel. Immer wieder weise er die Eltern auf ihre Aufsichtspflicht hin, doch meist ohne Erfolg. So komme es häufig vor, dass kleine Kinder alleine draußen spielen, während die Eltern beispielsweise noch schlafen. Auch gebe es unter den Kindern oft Konflikte, die sich dann auf die Erwachsenen übertragen.

Ungewohnt sei für viele Flüchtlinge zudem das System der Mülltrennung, dessen Verinnerlichung meist etwas Zeit brauche. „In der Regel funktioniert das aber nach zwei bis drei Monaten ganz gut“, so Meinel. Ruhestörungen kämen vor allem während des Ramadan gehäuft vor, sagte Meinel weiter. Weil es in vielen Unterkünften immer wieder zu Verstößen gegen die Hausordnung kommt, ziehe man derzeit in Erwägung, Geldstrafen einzuführen, teilte er mit. Vor allem was Alkohol und Rauchen betrifft, hielten sich die Bewohner oftmals nicht an die Regeln. „Die Leute kleben zum Beispiel wiederholt die Rauchmelder in den Küchen ab“, berichtete der Integrationsbeauftragte.

Je dezentraler die Unterbringung, desto schneller die Integration

Grundsätzlich gelte: Je dezentraler die Unterbringung sei, desto schneller funktioniere die Integration. Je enger die Unterbringung, desto höher sei der Betreuungsbedarf. Besonders zeitintensiv werde es, wenn Menschen mit psychischen Störungen zu kämpfen hätten. Das seien jedoch Einzelfälle, berichtete Meinel. Um den Menschen bei den Herausforderungen des Alltags zu helfen oder beispielsweise für ein paar Stunden die Kinder zu betreuen, damit die Eltern Zeit zum Lernen finden, brauche man nach wie vor die Unterstützung von Ehrenamtlichen. Doch die Helferkreise schrumpfen derzeit stark.

Fazit: Alle Menschen sind versorgt

„Viele sind einfach ausgebrannt. Die Arbeit der vergangenen Monate war zu viel und zu intensiv“, so Meinels Beobachtung. Auch sei das Thema Flucht heute nicht mehr so präsent wie noch vor einem Jahr. Sein Fazit: Zwar gebe es vereinzelt Probleme, doch alle Menschen seien mittlerweise versorgt. „Es funktioniert soweit, mehr kann ich auch gar nicht leisten“, schloss Meinel seinen Bericht.

Die Zahlen für Langenargen

Insgesamt 87 geflüchtete Menschen hat die Gemeinde Langenargen bisher aufgenommen. 70 Menschen befinden sich derzeit in einer Anschlussunterkunft, von denen es in Langenargen zwölf Stück gibt. Sechs Flüchtlinge sind in privaten Unterkünften untergebracht. Noch fehlt Wohnraum für 23 Personen in Langenargen, den es bis Ende des Jahres bereitzustellen gilt. Das Landratsamt habe zudem für Ende des Jahres eine weitere größere Zuweisung angekündigt, berichtete Meinel. Im gesamten Gemeindeverwaltungsverband Langenargen-Kressbronn-Eriskirch sollen bis Ende des Jahres insgesamt 241 Menschen untergebracht werden. Aktuell sind es hier 211 Menschen, die auf 42 Unterbringungen verteilt sind.

Die genauen Zahlen zu den Flüchtlingen in der Gemeinde Kressbronn gibt’s im September, wenn Mirko Meinel seinen Bericht im Gemeinderat präsentiert.