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Dauerbrenner: Liegeplätze sind knapp am See

Kressbronn / Lesedauer: 7 min

Dauerbrenner: Liegeplätze sind knapp am See
Veröffentlicht:09.07.2013, 20:35

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Die ständige Knappheit an Liegeplätzen kann Suchende am Bodensee schon frustrieren. Dabei sind zahlreiche Möglichkeiten vorhanden. Es gibt Landliegeplätze, Bojenliegeplätze, Paket-/Komplettservice-Liegeplätze, Mini-Trocken-Dock-Liegeplätze, Liegeplätze in Marinas, an Stegen, in den Vereinen, feste Liegeplätze, ambulante oder saisonale Liegeplätze und Gastliegeplätze.

Zurzeit gibt es etwa 23 700 Wasserliegeplätze insgesamt am Bodensee. Und noch einmal 5900 Trockenliegeplätze für Jollen und kleinere Boote. Die liegen in 175 Häfen, an 128 Stegen und in 44 Bojenfeldern. (Quelle: www.bodensee-info.com )

Und alle sind belegt. Und alle kosten Geld. Abgesehen davon, dass die Wartelisten, die es bei manchem Anbieter gibt, teilweise weit über die 100 Listenbewerber gehen, ist es auch nicht leicht herauszufinden, was die Plätze kosten. Denn das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

Preise sind nicht immer einfach zu recherchieren. Die Anbieter in Kressbronn und Umgebung waren da aber letztlich auskunftsbereit und konnten einen Basispreis für ein Beispielboot (8 Meter lang, 2,30 Meter breit) nennen. Bis auf den Bodan-Werft-Hafen. Hier verweist der kaufmännische Leiter, Harald Mayer auf geänderte Preisstrukturen und individuelle Basispakete. Diese beinhalteten auch Ein- und Auswassern, Reinigungsarbeiten, Winterplatz und andere Services. „Wir bieten nur noch Pakete an“, sagt Mayer und möchte daher keinen Basispreis nennen. Es empfiehlt sich, gut hinzuschauen, was alles drin ist im Paket. Oder man muss möglicherweise ohne Paket leben – und jeweils zubuchen oder selbst machen.

Für alle Nachfragen gilt: im Einzelfall immer nachrechnen. Die genannten Preise sind nur beispielhaft, nicht repräsentativ, ist doch die Preisgestaltung komplex. Müssen bei dem einen Liegeplatz Boxen in bestimmter Größe gemietet werden, sieht das mit den Preisen anders aus als wenn ein Quadratmeterpreis berechnet wird. Sind Dienstleistungen inbegriffen – oder hat man Seeblick am sicheren Platz, dürfte es sich auch um eine andere Preiskategorie handeln. Gleiches gilt für die Umrechnung von Vereinsmieten. Wird auf Schwimmstege oder andere Platz einnehmende Anlagen verzichtet, lässt sich die Anzahl der Liegeplätze und damit der Teiler erhöhen.

Müssen Hallen- oder Unterstellplatz, Service, Transporte, Fahrzeug, Krankosten extra bezahlt werden, wird das Pauschal- oder Paketangebot auf einmal preislich wesentlich attraktiver.

Nicht zu vergessen: der fast überall fällige Baukostenzuschuss. Der entfällt meist nur bei Paketpreisen oder Landliegeplätzen. Bei manchen Anbietern wird er einmalig fällig, bei anderen jährlich oder nach Bauzeitraum (acht bis zwölf Jahre). In Summe bedeutet das zwischen 300 und 1300 Euro Zusatzkosten.

Auch was das Vereinsleben betrifft, gibt es in der Regel lange Wartelisten. Manche Vereine wollen erst Aktivitäten sehen – oder eine Wartezeit zur „Bewährung“ als Vereinsmitglied, bevor ein Liegeplatzantrag gestellt wird. Wer das Vereinsleben nicht scheut, sich einbringt und dazu noch angenommen wird, kann sich Hoffnung auf die günstigsten Liegeplatzmöglichkeiten am Bodensee machen. Für ein Boot in der genannten Beispielsgröße kommt man (inklusive Vereinsbeitrag) in den Vereinen am Obersee zwischen 800 und 1300 Euro (plus Baukostenzuschuss) unter.

Oder man legt sich auf einen Gastliegeplatz und zahlt. Auch mit Verhandlungen können da unter Umständen, je nach Größe, unter Umständen Beträge zwischen 1600 und 2500 Euro auflaufen. Aber immerhin hat man das Schiff im Wasser. Oder man wählt die Variante Luxus-Ressort. Für den vollen Versorgungspreis können in der Schweiz und in Österreich noch Komplettangebote gebucht werden. Je nach Angebot und Hafenanlage ist man auch in der beschriebenen kleineren Schiffsgröße da schnell in Bereichen von 3000 bis 5000 Euro oder mehr (Beispiel Marina Rheinhof 4 700 Euro die Saison ohne Service).

Wie von örtlichen Bootshändlern zu erfahren war, seien manche schon so weit einen „Seelenverkäufer“ für wenig Geld zu kaufen und gleich wieder zu verkaufen oder zu verschrotten. Um den Liegeplatz dann selbst zu übernehmen. Das geht allerdings nur eingeschränkt beim Kauf von Booten und auch nur „in der Regel“, zum Beispiel im Bodan-Hafen oder teilweise bei Ultramarin. Dort behält man sich die Vergabe aber vor.

Allerdings sollte der interessierte Bodensee-Segler immer mit berücksichtigen, was an Extras noch auf ihn zukommt. Manchmal hilft auch Geld nicht wirklich weiter. Dann gibt es nur die Möglichkeit, sich einem Verein anzuvertrauen, eine Warteliste zu belegen – oder zeitlich begrenzte Gastliegeplätze zu nutzen.

Wer mehr für Individualität als für Vereinsleben ist, könnte in einer der Marinas besser aufgehoben sein. Davon gibt es am östlichen schwäbischen Bodenseeufer gleich zwei rechts und links der Argen und eine dritte in Kressbronn .

Ultramarin

Eine der größten Marinas in Deutschland liegt in Kressbronn-Gohren, heißt Ultramarin und ist im Volksmund als Meichle & Mohr oder Baggerloch bekannt. Hier liegen über 1500 Schiffe plus etliche an Landliegeplätzen. Sonja Meichle, Assistentin der Geschäftsleitung, erklärt: „Wir selbst verwalten rund 1100 Plätze, dabei ist uns das gute Einvernehmen wichtig.“

Ultramarin hat fast alles im Angebot: Saison-, Gast- oder Dauerplätze. Dabei sind deutliche Preisunterschiede drin – vom einfachen Zwischenplatz über den festen Liegeplatz bis zum patentierten „Bootsdocksystem“. Dieser besondere Liegeplatz wird mit Pressluft und Hydraulik zum Trockendock. Mit dem speziellen Prinzip hat man auch gleich den Winterplatz mit gemietet. Und das Schiff setzt keine Algen an. Das Beispielboot (H-Boot-Größe) kostet hier zwar 3300 Euro die Saison. Dafür kommen aber keine weiteren Kosten hinzu. Für einen länger genutzten Gästeplatz sind je nach Verhandlung 8 bis 10 Euro Tagesmiete fällig. Der Saisonplatz, rechtzeitig beantragt und verfügbar, kostet für das genannte 8-Meter-Boot etwa 1860 Euro für die Saison – ohne weitere Kosten. Will man das Boot als Dauerlieger bei Ultramarin lassen, liegt man etwa bei 1520 Euro Jahreskosten (beinhaltet Nebenkosten). Einmalig fällig wird üblicherweise hier noch ein Baukostenzuschuss. Die günstigste Liegemöglichkeit haben in der Ultramarin-Marina die Jollen. Für 300 Euro pro Saison können sie den Trockenliegeplatz nutzen, inklusive Slipanlage. „Wir wollen damit gerne etwas für die Jugend tun“, so Sonja Meichle.

BMK Jachthafen Langenargen

Rund 800 Wasser- und 200 Landliegeplätze gibt es im BMK Yachthafen Langenargen, im Volksmund auch als „Moränekies“ bekannt. Hier kann man an Land zwischen 800 und 1000 Euro rechnen. Soll das Boot ins Nasse, werden in der genannten Beispielschiffsgröße etwa 1300 Euro fällig pro Saison. Dazu noch ein Baukostenzuschuss. „Die Warteliste geht weit in die 100 hinein“, sagt Verwaltungschefin Angela Mesner. Sie weist darauf hin, dass man grundsätzlich keine Saisonplätze vergebe, Ausnahmen ergeben sich nach Situation (Krankheit, Schiffsrenovierung). Den Platz kann man auch nicht ohne Weiteres mitverkaufen oder weitervermieten. Die Marina bietet sämtliche Wartungs- und Servicemöglichkeiten.

Bodan-Werft Freizeit & Hafen

In Kressbronn selbst bietet der Bodan-Hafen die Möglichkeit, trotz Umbauplänen längerfristig Plätze zu mieten. 107 Wasser- und 180 Landliegeplätze stehen zur Verfügung. Unter Umständen kann auch zeitweise gemietet werden, das sei vom Einzelfall abhängig. Hafenmeister Harald Jäckel: „Wir haben inzwischen auf Komplettangebote umgestellt. Das bedeutet Jahresmiete, Ein- und Auskranen, Reinigung, Transport und Hallenplatz sowie andere Services“. Verwaltungschef Mayer beschreibt, man berechne die Plätze, Schiffe und Extras je individuell – und ein Baukostenzuschuss werde nicht mehr erhoben. Damit dürfte man für die Beispielsgröße im Bereich um die 2500 bis 3000 Euro liegen, wenn man den Aussagen einiger Liegeplatzinhaber glauben will. Allerdings mit Komplettservice einschließlich Winterlager. Individuelle Anfragen helfen dem Suchenden auch hier weiter.

Gemeindehafen

Kaum Service findet sich im Gemeindehafen von Langenargen mit insgesamt 70 Plätzen. Dennoch ist es nicht einfach, einen der 45 verpachteten Liegeplätze zu ergattern. Denn die Jahresgebühr ist mit 800 Euro vergleichsweise günstig, einmalig kommt auch hier ein Baukostenzuschuss dazu. Aber es gibt eine sehr lange Warteliste „derzeit sind es 86 Wartende“, sagt Simone Müller von der Langenargener Tourist-Information.

Das Liegeplatzresümee

Landliegeplätze sind am günstigsten. Kleine Segelboote auch, da findet sich auch eher ein Platz. Bojenliegeplätze sind ebenfalls günstiger, bringen aber erheblichen Aufwand mit sich (gibt es am nord-östlichen Obersee eher wenige).

Wer Vereinsleben mag, Zeit dafür hat und sich einbringen kann, ist preislich und menschlich dort am Besten aufgehoben, wo Vereine Stege, Häfen oder Hafenecken belegen. Aber es gibt auch in Marinas die Möglichkeit, mit Geduld, Anlauf und Zeit den richtigen Platz fürs Schiff zu finden.