Plantage
30.000 Kilo Äpfel verschenkt - Plantage nach einem Tag komplett leer
Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min
Eine komplette Plantage voller Äpfel - umgerechnet rund 30.000 Kilogramm: Innerhalb von nur wenigen Stunden waren die kompletten Früchte des Obsthofs Wassmer in Stockach unter die Leute gebracht. Hintergrund war eine spontan ins Leben gerufene Aktion der Betreiber, die das Obst lieber kostenlos an die Menschen verteilen wollten, anstatt die Äpfel schreddern oder verfaulen lassen zu müssen.
Ursprünglich wäre die Aktion über das komplette Wochenende gelaufen. Aber, so Alfred Wassmer im Gespräch mitschwäbische.de, sei sein Hof mehr oder weniger überrannt worden. Weit über 1000 Menschen sind bereits am Samstag (20.10.) mit Waschkörben, Kisten und Co. ausgestattet vor Ort gewesen und haben die Bäume abgeerntet. Entsprechend müssen Gäste, die am Sonntag noch vorbeischauen möchten, zumindest auf kostenlose Früchte verzichten. Man biete diesen Kunden aber die restlichen Äpfel zum Selbstkostenpreis an, so Wassmer.
Er selbst zeigte sich überrascht von dem unglaublich hohen Interesse. Insbesondere durch die Tatsache, dass die angebotene Apfelsorte bei den Kunden eigentlich gar nicht beliebt ist. "Der Markt nimmt die Sorte eigentlich gar nicht an, statt dessen werden die Supermärkte von ausländischen Äpfeln überflutet", klagt Wassmer an. Doch anstatt die Äpfel aus der Region - noch dazu zu günstigeren Preisen - direkt vor Ort zu kaufen, greifen die Verbraucher bei Äpfeln aus Neuseeland, Chile oder Argentinien zu, so sein Vorwurf.
Mit der Aktion wolle er die Verbraucher auch aufwecken. Wenn alles umsonst sei, haben alle plötzlich wieder Lust zu kommen. Die jetzt kostenlos angebotenen Äpfel zuvor zum Selbstkostenpreis von 75 Cent pro Kilogramm selbst zu pflücken, wollte kaum jemand.
Lisa WassmerFür 100 Kilogramm Äpfel bekommen wir gerade einmal acht Euro
Vor Ort bekamen die Betreiber für die Aktion viel Lob, zahlreiche Äpfelpflücker zeigten sich dankbar. Auch in den sozialen Netzwerken fand das Event viel Anerkennung: "Die Äpfel zu verschenken statt die zu verfaulen lassen kam bei allen toll an. Auch wenn der Grund dafür einen bitteren nach Geschmack hat. Es lohnt sich nicht die Äpfel zu ernten weil es zur Zeit kein Markt gibt... weil Äpfel aus Lateinamerika hier billiger angeboten werden" schreibt ein User in einer Google-Bewertung.
In ein ähnliches Horn bläst auch Lisa Wassmer, die im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Spontanaktion die Situation der Obstbauern mit der der Milchbauern verglich. Hintergrund ist, dass die Preise für Äpfel derzeit so gering sind. „Für 100 Kilogramm Äpfel bekommen wir gerade einmal acht Euro“, so Lisa Wassmer.
Ähnlich geht es Alfred Wassmer auch. Er hätte alternativ zur Verschenkaktion auch Mostobst aus all den Äpfeln machen können - doch damit bekomme er die enormen Kosten auch nicht zusammen. Sein Fazit: Eventuell hat es bei dem ein oder anderen Apfelpflücker sprichwörtlich "klick" gemacht und das Obst aus der Region bekomme wieder einen höheren Stellenwert.
"Kritik" an der Aktion, die unter anderem auf der Facebookseite vonschwäbische.deartikuliert wurde, die Äpfel hätten auch an soziale Einrichtungen gegeben werden können, entgegente Wassmer ebenfalls. Er habe beispielsweise Tafelläden in Konstanz und Stockach direkt kontaktiert, doch "die haben kein Interesse daran gezeigt, die Äpfel kostenlos von den Bäumen zu pflücken", so Wassmer.