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Linzgauhalle

Die B31-neu: Eine große Unbekannte, die viele Fragen aufwirft

Immenstaad / Lesedauer: 4 min

Vor und nach der Planungswerkstatt zur B 31-neu nutzen Zuhörer die Gelegenheit, ihre Anregungen loszuwerden
Veröffentlicht:24.10.2019, 13:54

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Noch einmal über 500 Interessierte aus der Region kamen am Mittwochabend zum „Blick in die Werkstatt B 31 Meersburg–Immenstaad“ in die Linzgauhalle. Sechs Gutachter und Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Tübingen standen am Dienstag und Mittwoch dem Publikum zur Verfügung.

Mit zahlreichen Plakatwänden im Foyer und in der Halle hatten die Experten die Haupt- und Untervarianten für die B 31-neu und ihre Auswirkungen unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt. Schon beim Ankommen nutzten viele Gäste die Gelegenheit, sich darin zu vertiefen.

Wenn man schon eine Straße hat, sollte man die auch weiter nutzen.

Besucherin Ella Spannagel

„Ich finde, der Ausbau der alten B31 mit Tunnel und Deckeln wäre eine gute Variante, dann wird weniger Fläche und Landschaft zerstört“, sagte eine Immenstaader Besucherin. Barbara Spannagel aus Ittendorf nahm gleich an beiden Abenden teil. „Wenn von den anderen Gemeinden derart Stimmung gemacht wird, dann möchte ich dem etwas entgegensetzen“, begründete sie.

Ihre Tochter Ella hatte sich bereits eine eigene Meinung gebildet: „Wenn man schon eine Straße hat, sollte man die auch weiter nutzen“, lautete ihre Devise.

Alle Lösungen sind schwierig. Es wird zu viel Naherholungsgebiet zerstört.

Winzer Johannes Kress aus Hagnau

Winzer Johannes Kress aus Hagnau meinte: „Alle Lösungen sind schwierig. Es wird zu viel Naherholungsgebiet zerstört. Ich fürchte, dass die Politiker über die Bürger hinweg entscheiden. Das haben wir bereits nach der Veranstaltung in Markdorf gesehen. Drei Wochen später gab es den Entwurf, der Hagnau und Kippenhausen in Mitleidenschaft zieht.“

Nach der Begrüßung von Bürgermeister Johannes Henne bat die Moderatorin um Handzeichen, wer aus welcher Ortschaft stammt. Die meisten Zuhörer kamen, wie schon am Dienstagabend, aus Immenstaad und Hagnau, viele aus Markdorf und Ittendorf, wenige aus Stetten, Meersburg und Daisendorf.

Umweltgutachter Burchard Stocks vom Büro für Umweltsicherung und Infrastrukturplanung in Tübingen stellte in 82 Folien den aktuellen Stand der Planungen in den drei Hauptkorridoren vor.

Wirklich unabhängig?

Anschließend stellte das Publikum viele Fragen. Ob die Gutachter wirklich unabhängig seien? Stocks versicherte, sie seien nicht weisungsgebunden, aber mit ihrer Arbeit selbstverständlich den geltenden Gesetzen unterworfen. Politik und Verwaltung hätten keinen Einfluss.

Ein Zuhörer zeigte sich enttäuscht, dass nicht viel zur alternativen Dreispurigkeit zu erfahren war. Stocks gab zu Bedenken, dass dann mehr Verkehr auf der alten B 31 bleibe und sie nicht so stark zurückgebaut werden könne, wie bei einer vierstreifigen B 31 neu. Die Berechnungen seien noch nicht abgeschlossen. Entscheiden werde das Bundesverkehrsministerium .

Das Portal für den Tunnel westlich von Hagnau soll nochmals überprüft werden. Momentan liegt es in der wertvollen Weinlage Burgstall. Auch am Ostportal gibt es noch Optimierungsbedarf. Gebohrt wird der Tunnel bergmännisch.

Der Schwerlastverkehr habe sich, erfuhren die Fragenden, auch durch die Maut auf Bundesstraßen hier nicht verändert. Wie denn die Verkehrswende in die Planung einfließe, wollten die Gäste wissen. Claus Kiener von Modus Consult erklärte, dass 14 Prozent weniger Verkehr bereits eingeplant seien.

Planung für öffentliche Nahverkehr in den Kinderschuhen

Die Planungen für den öffentlichen Nahverkehr mit Bus, Rad-Schnellstrecken und Bodensee-Gürtelbahn steckten aber noch „in den Kinderschuhen“. Wie man sich den Flächenbedarf während der Bauzeit vorzustellen habe, wurde nachgehakt.

Für die Strecke zwischen Ittendorf und Stetten, wo B31 und B33 auf zwei Kilometern höhenversetzt nebeneinander verlaufen sollen, rechnen die Experten mit einer Breite von 70 Metern, plus Ein- und Ausfädelungsspuren. Die Bauzeit soll fünf Jahre dauern.

Beim Tunnel in Hagnau werden rechts und links etwa zehn Meter Arbeitsraum gebraucht, zudem Flächen zum Ablegen von Mutterboden, für die Böschung und den Baustraßenverkehr – in der Summe die doppelte Breite des Querschnitts plus die Behelfsstraße für den Verkehr.

Markdorfer fragten nach, ob die Entlastung jetzt der Bündelung des Planungsfalls 7.5 entspreche. Kiener erklärte, die Südumfahrung von Markdorf sei immer schon Teil von 7.5 gewesen und für die Entlastung der Ortsdurchfahrt von Markdorf nach wie vor notwendig. Man habe auf viele Ortsumfahrungen verzichten können, aber nicht auf die für Markdorf.

Gespräche an den Schautafeln

Auch nach Ende der Veranstaltung nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, den Experten und Mitarbeitern des Regierungspräsidiums an den Schautafeln weiter Fragen zu stellen. Wann die endgültige Entscheidung über den Trassenverlauf der B 31 neu öffentlich bekannt gemacht wird, ist noch unklar. Vor Weihnachten wird das Ergebnis noch im Verkehrsministerium in Stuttgart präsentiert.

Dann besteht noch Abstimmungsbedarf mit dem Bundesverkehrsministerium. „Im neuen Jahr“ werde die Öffentlichkeit wohl informiert, hieß es vonseiten des Planungs-Teams. Genaueres war jedoch noch nicht zu erfahren.