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Ferienwohnpark

„Der Mehrwert der Echt Bodensee Card ist fraglich“

Immenstaad / Lesedauer: 3 min

Jochen Kirchhoff, Geschäftsführer des Fereinwohnparks Immenstaad, hält von dem Projekt nicht viel
Veröffentlicht:19.04.2016, 18:04

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Jochen Kirchhoff ist Geschäftsführer des Ferienwohnparks in Immenstaad. Die Anlage nördlich der B 31 ist Mitte der 70er Jahre entstanden und verfügt über 140 Ferienwohnungen und 168 Ferienhäuser, wovon 185 Einheiten mit 800 Betten vermietet werden. Die Echt Bodensee Card hat laut Kirchhoff einen kardinalen Webfehler: Vermieter und Leistungsträger seien nicht in die Planung einbezogen . Anton Fuchsloch sprach mit dem größten Gastgeber in Immenstaad.

Was haben Sie gegen die Echt Bodensee Card?

In unserer Vierländerregion eine teildeutsche Gästekarte einzuführen und diese als den großen Wurf zu bezeichnen ist mehr als fraglich. Ich tue mir schwer, unseren Gästen zu erklären, dass Bregenz, Romanshorn und Konstanz nicht zum „echten Bodensee“ gehören. Die Karte ist falsch angelegt, ihr Mehrwert ist fraglich und sie ist dafür zu teuer.

Warum falsch angelegt?

Ich war erst vergangenen Freitag beim Zukunftsforum „Bodensee 2030“ in Friedrichshafen. Hier ging es um das Miteinander in der Bodenseeregion. Gerade im Tourismus müssen wir „grenzenlos“ denken. Bei der Echt Bodensee Card hat man das Pferd hier von hinten aufgezäumt. Sie ist eine politische Entscheidung, die an den öffentlichen Nahverkehr ÖPNV geknüpft ist. Im Bodenseetourismus spielt aber nicht der ÖPNV die erste Geige, sondern man muss die großen Anbieter und Vermieter gewinnen. Sie hätten als erste bei der Konzeption eingebunden werden müssen.

Aber in anderen Urlaubsregionen ist der Freifahrschein für Gäste üblich. Warum nicht die Chance ergreifen und ihn am Bodensee auch einführen?

Der Bodenseegast möchte in erster Linie Schiff und Fahrrad fahren, der Nahverkehr ist allenfalls eine Nebenleistung und kann deshalb auf einer Gästekarte nur Zugabe sein. Zudem ist die Fahrt mit Bus und Bahn ins „Hinterland“ wenig attraktiv. Die Echt Bodensee Card ist aber daran festgemacht. Im Übrigen hat Bodo schon ganz attraktive Angebote. Außerdem will der Gast, mit einer ÖPNV-Gästekarte rund um den Bodensee fahren können und nicht an den Grenzen des Bodo-Gebietes zur Kasse gebeten werden.

Aber der Gast kriegt die Karte jetzt gratis...

Von wegen. Ob einer den Nahverkehr nutzt oder nicht - am Ende zahlen alle das Angebot über die Kurtaxe. Umlagefinanzierte Gästekarten funktionieren im Übrigen nur durch die Nichtnutzer. Auch für uns Vermieter bedeutet die Karte einen Mehraufwand beim Ein- und Auschecken der Gäste. Wir müssen die Karte ausgeben, Pfand erheben, codieren und wieder einziehen. Zudem ist die elektronische Gästeanmeldung an die Echt Bodensee Card geknüpft, das heißt, alle Gästedaten müssen für die Ausgabe der Gästekarte erfasst und eingegeben werden. Hier wird die Arbeit von den Rathäusern hin zu den Vermietern verlagert. Die Gemeinden ihrerseits müssen pro Übernachtung und Gast einen Euro an die DBT/Bodo abführen. Das sind in Immenstaad immerhin 350 000 Euro pro Jahr.

Heißt das für Sie, nur Bodo profitiert?

In erster Linie. Es ist kein Geheimnis. dass der ÖPNV notorisch unter Geldmangel leidet. Und eine umlagefinanzierte Gästekarte ist ein sehr beliebtes Mittel, wie eine Querfinanzierung erreicht werden kann. Besser wäre es, den Nahverkehr zum Beispiel auf der Bodensee Erlebniskarte aufzubuchen. Diese Vierländer-Premium-Gästekarte kann von Feriengästen und von Einheimischen gekauft werden und ohne weitere Kosten alle Attraktionen rund um den See und die Schifffahrt genutzt werden. Der Bodenseegast ist bereit, für in Anspruch genommene Leistungen Geld zu zahlen.