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Musikliteratur

Selten gehörte Perlen der Musikliteratur

Hagnau / Lesedauer: 3 min

Brillanter Abschluss der „Hagnauer Klassik“ mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim
Veröffentlicht:05.11.2017, 17:23

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Auch wenn Hagnau noch nicht das „Mekka der klassischen Musik“ geworden ist, wie Bürgermeister Volker Frede augenzwinkernd meinte, hat der kleine Ort in den ersten vier Novembertagen wieder Klassik auf hohem Niveau genießen lassen. Das letzte Konzert – traditionsgemäß ein Orchesterkonzert im Gwandhaus, bei dem die jungen Musiker sich als Solisten präsentieren dürfen – war wieder ein voller Erfolg und ein würdiger Abschluss der zehnjährigen, herbstlichen Kammermusikreihe „Hagnauer Klassik“. Minutenlanger Applaus dankte am Ende den Solisten wie dem vorzüglichen Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Georg Mais.

Das „Programm der Nischen“, das Mais angekündigt hatte, bewies, dass manche musikalischen Perlen zu Unrecht im Abseits bleiben. Wenig weiß man über den Wiener Komponisten Matthias Georg Monn, den Zeitgenossen von Leopold Mozart am Übergang vom Spätbarock zur Wiener Vorklassik. Sein Cellokonzert g-Moll, das am Anfang des Konzerts stand, atmet noch den barocken Geist, folgt noch Prinzipien des Kontrapunkts und befreit sich doch in Richtung des „Style galant“. In weit ausholenden Armbewegungen gab Mais seine Klangvorstellung vor, streng und dunkel führte sich der Cellist Titus Maack ein. Von besonderer Schönheit war das schlichte Adagio, bei dem die Streicher eine pastorale Stimmung vorgaben und das Cello sich in innigem Gesang hineinschmiegte. Lebhaft tänzelnd, mit reichen Verzierungen eilte es dem Finale zu.

Klassisch-frühromantisch ging es mit Johann Nepomuk Hummels Fantasie für Viola und Orchester op. 94 weiter. Ein bezauberndes Stück, gespickt mit Zitaten aus Mozart- und Rossini-Opern, welche die taiwanesische Bratschistin Yi-Te Yang vom ariosen Gesang bis zum sprühenden Klanggewitter goutieren ließ.

Vollends ein Baden in Wohlklang war die nachfolgende Romanze für Viola und Orchester op. 85 von Max Bruch. Neben dem betörenden Klang der Viola war hier ebenso das fließende, lyrische Spiel des Kammerorchesters zu genießen, das die Solistin mit hineinnahm, mit ihr atmete im feinsten Pianissimo wie im geschmeidigen Crescendo. Ganz friedvoll, als legten sich alle zur Ruhe, endete die träumerische Romanze. Zum absoluten Höhepunkt wurde zuletzt der brillante Auftritt der Geigerin Yuki Manuela Janke, die in Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert d-Moll förmlich über sich hinauswuchs.

Glasklar war der Ton ihrer Stradivari in den virtuosen Koloraturen, souverän gestaltete sie Tempo und Intensität, immer im Einklang mit dem Orchester. Zum Dahinschmelzen war das Andante, waren die höchsten Töne im Pianissimo, die Geschmeidigkeit und Präzision ihres Spiels. Ohne Übergang folgte urplötzlich das Allegro als ausgelassener, orgiastischer Tanz, dem ein Sturm der Begeisterung aus dem Publikum folgte. Und wieder ist die „Hagnauer Klassik“ zu Ende und viele der Zuschauer werden sich wohl bereits jetzt auf die Neuauflage im nächsten Jahr freuen.