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Zu laut und zu schnell? Bewohner der Klufterner Straße machen ihrem Ärger bei Infoabend Luft

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Orts- und Stadtverwaltung will Lärmwerte prüfen, um entlastende Maßnahmen anordnen zu können
Veröffentlicht:29.11.2022, 12:00

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Bewohner der Klufterner Straße in Efrizweiler beklagen, dass sich der Verkehr mit Eröffnung des neuen Straßenabschnitts der B31-neu deutlich erhöht habe. Die Orts- und Stadtverwaltung hat jüngst zu einem Infoabend eingeladen, um die Bürger zu hören und in Fragen straßenbaulicher und geschwindigkeitsreduzierender Maßnahmen Stellung zu nehmen. Gut 50 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung.

Die Bedenken, dass sich der Verkehr deutlich erhöht und sich im Zuge dessen auch der Lärmpegel erhöhen würde, sind in Kluftern kein neues Thema. Bereits vor Jahren gab es um eine Umgehungstraße Diskussionen, die schließlich in einem Mediationsverfahren endeten. Mit dem Ergebnis, statt einer Umgehungsstraße, verkehrsberuhigende Maßnahmen zu ergreifen, den ÖPNV weiter auszubauen, das Radwegenetz zu verbessern und den weiteren Ausbau der neuen B31 zwischen Meersburg und Immenstaad zu forcieren.

Abfahrender Verkehr belastet Kluftern

Viele der genannten Maßnahmen sind bis jetzt noch nicht umgesetzt, was die Efrizweiler unzufrieden macht. Denn der abfahrende Verkehr der B 31-neu-Auffahrt zwischen Spaltenstein und Efrizweiler schlängelt sich jetzt durch den Klufterner Ortsteil.

Carsten Maier ist Anlieger und schilderte beim Infoabend, wie belastend sich die Situation für die dortigen Bewohner darstellt. Die Fahrzeuge würden mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort rasen, eine sichere Überquerung – insbesondere für Kinder und ältere Menschen – sei nicht möglich, da benötigte Querungshilfen wie Zebrastreifen fehlten.

Zudem seien die Bürgersteige zu hoch und zu eng, was eine weitere Gefahrenquelle darstelle und schließlich: „Sicherlich ist Lärm eine subjektive Empfindung, aber der Pegel ist deutlich angestiegen“, sagte Maier. „Auf einer Straßenlänge von 700 Metern gibt es 130 Wohneinheiten, die mit dem Lärm leben müssen“. Das betreffe 181 Personen und 44 Kinder.

Es gibt nur eine Querungshilfe, aber ohne Zebrastreifen.

Carsten Maier

Mit der geplanten Wohnbebauung verdoppele sich die Anzahl der betroffenen Personen in zwei Jahren. „Es gibt nur eine Querungshilfe, aber ohne Zebrastreifen“, bemängelte er als Sprecher der „Initiative für Efrizweiler“.

Seitens der Stadt standen Hans-Jörg Schraitle, Amtsleiter für Bürger, Sicherheit und Ordnung sowie Bürgermeister Dieter Stauber und Verkehrsplanerin Gabriele Schulze für Fragen zur Verfügung. Im Mai seien Verkehrszählungen zwischen der Auffahrt B31-neu und dem scharfen Eck durchgeführt worden. Die Videozählungen würden zurzeit ausgewertet und man rechne „gegen Ende des ersten Quartals 2023 mit konkreten Zahlen“, erläuterte Schraitle.

„Sollten die Auswertungen ergeben, dass der Lärm 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht überschreiten, können lärmmindernde Maßnahmen ergriffen werden“, erklärte Verkehrsplanerin Gabriele Schulze. Als Beispiel nannte sie lärmreduzierende Fahrbahnbeläge, straßenbauliche Maßnahmen oder auch Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ihr Büro erstellt den Lärmkartierungsplan für die Stadt Friedrichshafen. Ist die Auswertung fertig, verschafft das der Stadt den benötigten rechtlichen Rahmen, um aktiv zu werden.

Wo immer es möglich ist, setzen wir Tempo 30 um

, versicherte Schraitle. Aber das gehe nicht nach Gutdünken: „Straßenverkehr ist kein rechtsfreier Raum. Wir sind an das Verkehrsrecht gebunden und können auch nur in diesem Rahmen handeln“. Überall wo es Schulen und Kindergärten sowie Bushaltestellen und Seniorenheime gebe, seien 30iger-Zonen.

In Ailingen greife der Kurorte-Erlass, da dieser Stadtteil Friedrichshafens über eine bestimmte Anzahl von Hotels und Unterbringungsmöglichkeiten verfüge. Auchwenn eine außerordentliche Gefahrenlage, in der Regel ein Unfallschwerpunkt, bestehe, könne man aktiv werden. „Aber das trifft hier nicht zu“, meinte Hans-Jörg Schraitle.

Manche Forderungen scheitern schon vorher

Die Forderung der Initiative, dass an der scharfen Kurve der Klufterner Straße, die dann einen Abzweig zum Haus der Farben mache (Schloss Efrizweiler), einen Zebrastreifen zu installieren, scheitere beispielsweise daran, „dass eine vorherige Sicht von 100 Metern auf den Zebrastreifen gewährleistet sein muss. Das ist an dieser Stelle nicht der Fall“.

Die Hoffnung ruht auf der Auswertung des Lärmaktionsplanes. „Aktuell gibt es laut Straßenverkehrsordnung keine Möglichkeit zu einer Tempo 30-Zone“, erläuterte Schraitle. Er warte gespannt auf die Lärmwerte, denn „wenn diese erreicht werden, dann gibt es die Möglichkeit zu verkehrsrechtlichen Anordnung“.

Kurzfristige Hilfe geplant

Die weiteren im Mediationsverfahren beschlossenen Maßnahmen, wie der Ausbau der Bushaltestelle in Höhe des ehemaligen Cafés Stock, scheitern beispielsweise noch an einem Grunderwerb, sagte Ortsvorsteher Michael Nachbaur. Zudem müssen Querungshilfen in Efrizweiler vom Regierungspräsidium Tübingen genehmigt werden. Kurzfristig soll in Efrizweiler ein Smiley aufgehangen werden, an dem Autofahrer ihre Geschwindigkeit ablesen können.

Anregungen, wie die Möglichkeit, die scharfe Kurve in Höhe des Hauses der Farben mittels eines Kreisverkehrs zu entschärfen, nahmen Hans-Jörg Schraitle und Bürgermeister Dieter Stauber als Anregung mit. „Das müsste geprüft werden“, so Schraitle.

Bernd Caesar aus dem Ortschaftsrat Kluftern ergriff das Schlusswort: „Ich finde es gut, dass es die Initiative gibt. Sie sind da schon einen riesigen Schritt gegangen“. Es sei wichtig, im Gespräch zu bleiben.