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Vergebung

Zeppelin-Urenkel bittet um Vergebung für den Großvater

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Gedenken zum 100. Todestag von Graf Zeppelin in Stuttgart
Veröffentlicht:08.03.2017, 19:07

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Am 100. Todestag von Ferdinand Graf von Zeppelin hat eine Delegation aus Friedrichshafen dem Luftschiffpionier an seinem Grab in Stuttgart die Ehre erwiesen. Bei der Zeremonie kam ein Zeppelin NT bis auf 50 Meter an das Grab heran. Daneben setzte sich eine Rede von Zeppelin-Urenkel Albrecht von Brandenstein-Zeppelin auch mit der dunklen Seite des Zeppelin-Erbes auseinander.

In seiner stark von religiösen Motiven geprägten Rede sagte Brandenstein-Zeppelin, der 100. Todestag seines Urgroßvaters gebe nicht nur Grund, Danke für das Schöne und Gute aus seinen Händen zu sagen, sondern auch um Verzeihung zu bitten für Fehler, die in Folge der Erfindung der Zeppelin-Luftschiffe geschehen seien. „Er glaubte, dass Krieg ein legitimes und angemessenes Mittel sei, um Interessenskonflikte zwischen Staaten zu lösen“, so der Zeppelin-Urenkel. Dies und die Nutzung der Zeppeline als Waffe, unter anderem im Ersten Weltkrieg , sei „eine große Fehleinschätzung mit katastrophalen Folgen und unzähligen Todesopfern“ gewesen. Brandenstein-Zeppelin weitete seine nachdrückliche Bitte um Verzeihung auch auf die Zeppelin-Stiftungsbetriebe wie ZF aus, die im Zweiten Weltkrieg „Tausende von Zwangsarbeitern wie Sklaven gehalten“ hätten.

„Bis heute Unrecht wiederfahren“

Konterkariert wurde die nachdenkliche Rede des Zeppelin-Nachfahren vor rund 70 Versammelten am Grab des Grafen allerdings durch einen aktuellen Bezug. So sprach er seinerseits „Menschen und Behördenvertretern“ seine Vergebung aus, durch deren Verhalten auch seinen Vorfahren und der Stifterfamilie Zeppelin „bis heute Unrecht wiederfahren ist“. Das war ein deutlicher Bezug zur gegenwärtigen Auseinandersetzung um das Erbe der Zeppelin-Stiftung, die er aus den Händen der Stadt Friedrichshafen lösen und künftig maßgeblich von seiner Familie steuern lassen will.

Neben Brandenstein-Zeppelin sprachen auch Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand, sein Stuttgarter Amtskollege Martin Schairer sowie Zeppelin-Nachfahre Carsten von Zepelin während der Gedenkstunde auf dem Pragfriedhof in Stuttgart . In ihren Reden würdigten sie das Werk des Grafen. Brand betonte zudem, dass Friedrichshafen „zutiefst dankbar“ für Mittel und Möglichkeiten der derzeit mildtätig eingesetzten Zeppelin-Stiftung sei.

Seine Rede wurde allerdings mehrfach von einem besonderen Teil der Gedenkzeremonie unterbrochen. So flog ein Zeppelin NT am Mittwochmorgen eigens von Friedrichshafen nach Stuttgart, um Graf Zeppelin eine besondere Ehre zu erweisen. Bis auf 50 Meter kam das Luftschiff ans Grab heran, übertönte dabei deutlich die Rede Brands. An Bord war auch Luftpost: 1400 Briefe mit dem Stempel der Flugpost der Pestalozzi-Kinderdörfer. Der Erlös kommt diesem Projekt zugute.

Das Gedenken an Graf Zeppelin endete am Nachmittag mit einem Besuch der Delegation in Leinfelden-Echterdingen. Hier hatte Ferdinand Graf von Zeppelin am 5. August 1908 von der Zerstörung des Luftschiffs LZ 4 erfahren. Nach Bekanntwerden des Unfalls kam es zur berühmten Volksspende des deutschen Volkes an den Grafen, die die finanzielle Grundlage für seinen späteren Erfolg und die Zeppelin-Stiftung legte.