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So kam es zum Aus für die Autokennzeichen „TT“ und „ÜB“

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Mit 22 zu 24 Stimmen ist der Wunsch nach der Rückkehr der Autokennzeichen „TT“ und „ÜB“ im Bodenseekreis abgelehnt worden. Bis zum Schluss war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Veröffentlicht:19.03.2018, 15:35

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Die Entscheidung war knapp: 22 Stimmen für die alten Autokennzeichen, 24 dagegen. Die Kennzeichen TT und ÜB kommen mit diesem Votum des Kreistags im Bodenseekreis vom Montag nicht wieder zurück auf die Straßen der Region.

Mit der Entscheidung ist am Montagnachmittag ein jahrelanger Kampf um das Für und Wider der alten Autokennzeichen „TT“ und „ÜB“ vorerst zu Ende gegangen. Zum dritten Mal seit 2012 hatten die Bodensee-Kreisräte darüber zu entscheiden, ob neben dem bekannten „FN“ Platz für zwei weitere Kennzeichen-Kombinationen im Kreis sein könnte. Schon im Vorfeld der Abstimmung wurde allerdings deutlich, dass es eng werden könnte.

Befürworter im Aufwind

Für Aufmerksamkeit für die alten Kennzeichen hatte schon vor Monaten eine Online-Petition von Ralf Hofmann , Häfler mit Liebe zu Tettnang, gesorgt. Mehr als 1000 Bürger im Kreis unterzeichneten das Papier und sorgten damit dafür, dass sich der Kreistag überhaupt erneut mit der Frage befasste. Um sich herum konnte Hofman etliche Unterstützer versammeln - neben dem Bürgermeister von Tettnang, Bruno Walter, und Überlingens OB Jan Zeitler setzte sich unter anderem der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Hahn für „TT“ und „OB“ ein. Auch im Internet gab es zahlreiche öffentliche Reaktionen zu den Plänen - meist auf Seiten der Unterstützer.

Zuletzt gelang es den Befürwortern sogar, die ganze Fraktion der Freien Wähler ( FW ) im Kreistag auf ihre Seite zu holen – obwohl diese bei der letzten Abstimmung noch zu den Gegnern gehört hatte: „Wir waren erstaunt, welche Reaktionen das Thema ausgelöst hat“, sagte etwa FW-Mann Frank Amann vor der Abstimmung im Kreistag. Auch wenn man sich solche Aufmerksamkeit auch für andere politische Themen wünsche, sei Politik kein Wunschkonzert. Weil man keinen Grund sehe, den überwiegenden Wunsch der Bevölkerung nach den alten Nummernschildern nicht zu erfüllen, werde man dem Projekt geschlossen zustimmen.

Persönlich angegriffen

Auch wenn die Befürworter im Aufwind waren, ihre Position war bei der Kreistagssitzung nun alles andere als unumstritten. Vor allem der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter Hornung machte mit einer Erklärung Stimmung gegen die Rückkehr der alten Kennzeichen. In den 70er-Jahren sei der Bodenseekreis zusammengewachsen, ein einheitliches Autokennzeichen sei nun als „Zeichen der Verbundenheit“ zu bewerten, sagte er. Dieses „kostbare Gut“ werden jetzt plötzlich in Frage gestellt. Hornung teilte auch in Richtung der Bürgermeister von Tettnang und Überlingen aus und warf in den Raum, „TT“ und „ÜB“ könnten möglicherweise nur „persönliche Eitelkeiten eines Oberbürgermeisters und eines Bürgermeisters“ sein. Diese fühlten sich auch persönlich angegriffen.

Mit Ausnahme der Freien Wähler war das Thema der alten Kennzeichen in den meisten Fraktionen schließlich auch intern umstritten. Bestes Beispiel waren die Grünen, bei der nicht mal die Fraktionsvorsitzende Christa Hecht-Fluhr eine Prognose wagte, wie sich die Mehrheit ihrer Ratskollegen entscheiden würde. Auch in der SPD saßen sich mit Dieter Stauber – contra TT und ÜB – und Norbert Zeller – pro – zweierlei Positionen gegenüber.

Zünglein an der Waage

Vor einem guten Dutzend Zuschauer ging der Wahlkrimi um die Wiedereinführung der alten Kennzeichen dann zur Abstimmung – und denkbar knapp aus. 22 „Ja“ Stimmen votierten zuerst für Rückkehr der alten Kennzeichen, 24 dagegen. Die vier Enthaltungen hätten das Zünglein an der Waage sein können, um das Votum in jedwede Richtung kippen zu lassen.

„Es gibt politische Möglichkeiten. Spätestens nach drei Jahren kommt das Thema wieder auf den Tisch“, sagte Petitionsinitiator Ralf Hofmann sichtbar getroffen nach der Abstimmung: „Ich befürchte nun eher eine Spaltung des Bodenseekreises. Weil Friedrichshafen sich praktisch gegen TT und ÜB ausgesprochen hat.“ Hofmann hätte ein „Ja“ zu den Kennzeichenplänen demnach als Zeichen der Versöhnung und des gegenseitigen Respekts im Kreis empfunden.