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Buchhornplatz

Seenotrettungs-Demo stößt auf große Resonanz

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Häfler demonstrieren gegen Kriminalisierung von Seenotrettung – Mehr als 100 Personen folgen den Aufruf der 22-jährigen Zoe
Veröffentlicht:05.08.2018, 18:33

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Weit mehr als 100 Menschen hatten sich am Samstagnachmittag auf dem Buchhornplatz zu einer Kundgebung eingefunden, um auf die Missstände und die Kriminalisierung der Seenotrettung aufmerksam zu machen. Die 22-jährige Zoe hatte zu dieser „Seebrücken“- Demonstration aufgerufen.

Sie selbst war auf einem Schiff vor der libyschen Küste unterwegs und hat Menschen in Seenot vor dem Ertrinken bewahrt. Die„ Seebrücke“ ist eine internationale Initiative, getragen von verschiedenen Bündnissen und Akteuren der Zivilgesellschaft und so hat das Bündnis für Bleiberecht und das Bündnis für Vielfalt und Frühlingserwachen die Aktion tatkräftig unterstützt.

Mit Sprechchören von „Seebrücke statt Seehofer“ über „Solidarisieren - mitspazieren“ zogen die Demonstranten friedlich durch die Innenstadt . Viele zufällig vorbei kommende Passanten schlossen sich spontan der Bewegung an. Auch Zaher Shalabi, ein aus Palästina stammender Flüchtling aus Syrien, begleitete den Zug und berichtete bei einem Zwischenstopp von seiner beschwerlichen Flucht und der großen Entscheidung, nach Deutschland zu kommen.

„Es kostet sehr viel Geld und man weiß vorher nicht, ob man auch zu den Ertunkenen zählen wird“ Doch er schaffte es und wurde mit viel Respekt und Freundlichkeit in Deutschland empfangen. Dies habe ihn sehr beeindruckt und er sei Deutschland sehr dankbar dafür. Auch der syrische Flüchtling Fadi Abdulkader berichtete von verheerenden Umständen auf dem Meer und seiner Flucht. „Man wusste nie, wo es endet und ob es jemals gut endet.“

Dass diese Aktion nicht bei jedermann auf Wohlwollen stieß, zeigten die üblen Beschimpfungen eines Passanten in Richtung der Demonstranten. „Dabei ist Migration doch so alt wie die Menschheit“, so Frank Matschinski, Mitbegründer der Organisation „Bleiberecht“. Den weiteren Rückweg entlang der Friedrichstraße konnten die Aktivisten ohne weitere Vorkommnisse zurücklegen.

Man wusste nie, wo es endet und ob es jemals gut endet.“

Beim Abschluss der Kundgebung berichtete Zoe selbst von ihren gemachten Erfahrungen und Erlebnissen. Durch ihre Menschlichkeit und dem strikten Einhalten des Paragraphen 98 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen, welcher die Pflicht der Seenotrettung vorschreibt, wird nun gegen sie von der italienischen Staatsanwaltschaft mit dem Vorwurf der Unterstützung von illegaler Migration nach Italien ermittelt. Im schlimmsten Falle drohen ihr bis zu 15 Jahre Haft.

Gegen Zoe aus Friedrichshafen wird ermittelt.

Doch davon lässt sich die 22-jährige nicht ausbremsen. Ihr geht es vorrangig um die vielen hilflosen Menschen, die unter anderem mit Schwimmwesten ausgestattet werden, die kaputt und voller Löcher sind und sich so mit Wasser vollsaugen . „All diese Menschen haben keine Stimme, darum bin ich sehr froh, dass ihr alle gekommen seid, um eure Stimme für diese Menschen zu erheben“, dankte Zoe allen Beteiligten.

All diese Menschen haben keine Stimme, darum bin ich sehr froh, dass ihr alle gekommen seid, um eure Stimme für diese Menschen zu erheben“

Dass so viele Leute ihre Solidarität gezeigt haben, findet auch die 86-jährige Inge Treumann aus Friedrichshafen ganz wichtig. Sie war den ganzen Weg in der brütenden Hitze mit ihrem Rollator mitgelaufen. „Ich schwitze gern für den Frieden“, so Treumann. Toll fand sie den Anklang bei den jungen Leuten: „Es ist gut, dass nicht nur die 70plus der damaligen Friedensbewegung auf den Füßen ist, sondern auch die Jugendlichen“.

Eine erneute Möglichkeit dazu bekommen alle Interessierten bei der nächsten Aktion der „Seebrücke“ am Samstag, 11. August, um 12.30 Uhr in Ravensburg auf dem Holzmarkt.