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Schlag gegen Mafia im Südwesten: Die Vorwürfe im Detail

Friedrichshafen / Lesedauer: 2 min

Schlag gegen Mafia im Südwesten: Die Vorwürfe im Detail
Veröffentlicht:11.04.2018, 17:07

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46 Beschuldigte, 117 Seiten Anklageschrift: Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat gegen mehrere Männer mit Bezug zu den italienischen Mafia-Organisationen Cosa Nostra und 'Ndrangheta Anklage erhoben. Die Vorwürfe im Detail.

In einer konzertierten Aktion hatten deutsche und italienische Behörden seit Juni vergangenen Jahres gegen mehrere Männer italienischer Herkunft ermittelt, die überwiegend im Schwarzwald-Baar-Kreis ansässig sind. Gegen elf von ihnen hat die Staatsanwaltschaft Konstanz nun Anklage erhoben, gegen weitere 35 Beschuldigte laufen Ermittlungsverfahren.

Vorgeworfen werden ihnen nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem versuchter Mord, bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln sowie weitere schwere Straftaten wie Brandstiftung, schwere Raub und gefährliche Körperverletzung.

Im Mittelpunkt steht ein lukrativer Rauschgifthandel in großem Stil, den die zwischen 25 und 52 Jahre alten Beschuldigten laut Anklage von Ende 2013 an bis Mitte 2017 betrieben haben sollen. Die vier mutmaßlichen Haupttäter sollen den Handel initiiert und kontrolliert, drei weitere sich an den Geschäften in unterschiedlicher Weise beteiligt haben. Die vier restlichen Angeschuldigten seien in großem Umfang weiterverkaufende Abnehmer der Rauschgiftbande gewesen.

Drogengeld und Vermögen im Millionenwert

Bei den angeklagten Taten geht es um insgesamt 250 Kilogramm Marihuana sowie Haschisch im zweistelligen und Kokain im einstelligen Kilogrammbereich. Fast 50 Kilogramm Rauschgift seien im Zuge der Ermittlungen sichergestellt werden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Zudem beschlagnahmten Ermittler rund 400.000 Euro mutmaßliches Drogengeld.

In Italien stellten die Behörden demnach in einem parallel laufenden Verfahren der Staatsanwaltschaft Palermo Vermögen im Wert von rund 4,5 Millionen Euro sicher.

Einem der vier Hauptbeschuldigten legt die Staatsanwaltschaft außerdem versuchten Mord zur Last. Er soll wegen einer aus Rauschgiftgeschäften entstandenen Streitigkeit im Mai 2017 mit einem scharfen Revolver fünf Schüsse in das erleuchtete Fenster einer Gaststätte im Schwarzwald-Baar-Kreis abgegeben und dabei billigend in Kauf genommen habe, einen oder mehrere Menschen zu töten. Tatsächlich blieben die beiden Personen in der Gaststätte aber unverletzt.

Neun der vor ihrer Festnahme im Juni 2017 überwiegend im Schwarzwald-Baar-Kreis ansässigen Beschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft. Die gegen zwei weitere Beteiligte erlassenen Haftbefehle wurden laut Staatsanwaltschaft gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Insgesamt richten sich die Ermittlungen gegen etwa 46 Beschuldigte in Deutschland und Italien. Ins Rollen gebracht hatte die großangelegten Ermittlungen ein Hinweis der Spezialeineinheit Guardia di Finanza. Insgesamt seien zeitweise bis zu 300 deutsche und italienische Beamte an den Ermittlungen beteiligt gewesen.