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Sandsäcke stehen bereit: Mittleres Hochwasser kommt im Bodenseekreis

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Behörden erwarten 10-jährliches Ereignis wegen starkem Regen und Schneeschmelze
Veröffentlicht:27.01.2021, 15:00

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Schmelzwasser und starker Regen bilden ab Donnerstag eine gefährliche Mischung im Bodenseekreis: Die Behörden erwarten ein mittleres Hochwasser für die Bodenseezuflüsse. Vor allem Schussen und Argen werden demnach schwer betroffen sein. Ein zehnjährliches Hochwasser ist demnach wahrscheinlich.

„Die Hochwassergefahr ist hoch für die Zuflüsse zum Bodensee “, sagt Ute Badde, die Leiterin der Hochwasservorhersagezentrale Neckar, Donau, Bodensee bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Sie rechnet mit einem starken Anstieg der Pegel vor allem von Schussen und Argen, auf ein fünf bis zehnjährliches Hochwasser müsse man sich einstellen.

Die Höchststände erwartet Badde für den Freitag. Aufgrund der Wetterlage mit Schnee und Regen sei die Vorhersage „schwierig zu rechnen“, aber eines ist klar: „es wird ein Hochwasser geben, da sind wir sicher“. Das Problem sei, dass neben den starken Niederschlägen auch „die Schneedecke abschmilzt und abfließt“. Für den Bodensee an sich sieht Badde noch kein Problem: „Da sind wir von einem Hochwasser noch weit weg.“

"Unheilige Allianz" aus Tauwetter und Regen

Der deutliche Temperaturanstieg mit Tauwetter bis in die Hochlagen in Verbindung mit ergiebigem Regen bilden „eine unheilige Allianz“ sagt Klaus Ruff , Leiter des Amtes für Wasser- und Bodenschutz beim Bodenseekreis. Die Hochwassergefahr sei schwierig vorherzusagen. Man gehe aber von einem mittleren Hochwasser aus, zwei- bis zehnjährlich, „teilweise kann es aber auch deutlich drüber liegen“. Es könne auch ein größeres Hochwasser werden, „theoretisch kann es bis zu einem 50-jährlichen gehen“.

Das Einzugsgebiet der Argen reiche etwa bis ins Allgäu, „da gibt es immense Schneemassen“, sagt Ruff. Aber auch die Seefelder Ach im Bereich von Heiligenberg sei stark von der Schneeschmelze betroffen und die Schussen ohnehin, die Wasser aus dem Bereich Kißlegg oder Wolfegg mitbringe. „Da kann einiges kommen.“

Ruff rechnet beispielsweise mit einer Wassermenge von rund 100 Kubikmetern pro Sekunde auf der Schussen im Bereich Meckenbeuren und Bodensee. 250 bis 300 Kubikmeter auf der Argen - „eine enorme Menge“. Ausuferungen könnten nicht ausgeschlossen werden. Schwierig werde es auch im Umfeld von kleinen Bächen, da diese teilweise noch mit Schnee bedeckt seien und das Wasser deshalb nicht abfließen könne. Hier könne es stellenweise zu Überflutungen kommen, dafür reiche schon ein ein verstopfter Abfluss. „Wir beobachten die Lage“, sagt Ruff, die Zuständigkeit liege bei den Kommunen. Die seien zusammen mit der Feuerwehr in Alarmbereitschaft, da sich die Lage seit einigen Tagen angekündigt habe.

Überflutungen möglich

Etwas weniger treffen werde es von den großen Flüssen im Kreis lediglich die Rotach, meint Ruff, so die Vorhersage. Durch Schneeschmelze und das Regenwasser kann es aber „zu großflächigen Überflutungen von Straßen und Flächen“ kommen, sagt eine Sprecherin der Stadt Friedrichshafen auf Anfrage, „weil das Wasser nicht abfließen kann, da Abwasserschächte und Ablaufgräben zum Teil noch vom Schnee bedeckt sind.“ Mit einem Pegelanstieg rechnet man bei der Rotach zwar, aber „aktuell stellt sich noch kein großes Problem dar, da das Wasser in den Bodensee abfließen kann.“ Es drohe an der Rotach kein extremes Hochwasser. Allerdings könne sich die Prognose schnell ändern.

Die Feuerwehr rät den Bürgern laut der Stadt Friedrichshafen „darauf zu achten, ob in ihrem direkten Umfeld etwa rund um Haus, Garten und Straße das Wasser nicht abfließen kann, weil Ablaufschächte und Ablaufgräben bedeckt sind.“ Die Feuerwehr sei auf ein eventuelles Hochwasser vorbereitet: „Sandsäcke sind gefüllt und die Fahrzeuge sind bereits beladen. Weitere leere Säcke und Sand stehen zur Verfügung und können befüllt werden.“ Darüber hinaus mache die Feuerwehr Pegelkontrollen der Rotach und beobachte die Situation. Dazu kommen laut Stadt Meldungen der automatischen Pegelmelder, die direkt mit der Einsatzzentrale der Feuerwehr verbunden seien.