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Riederner Jungstörche beringt

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Vierfacher Nachwuchs ist bei bester Gesundheit – Doch oft überlebt er das erste Jahr nicht
Veröffentlicht:22.06.2018, 19:45

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Der einzige bewohnten Storchenhorst in Friedrichshafen hat am Donnerstag Besuch bekommen. Der Grund: Die Jungstörche auf dem Grundstück der Familie Wurst in Riedern sollten beringt werden.

Ira Brzoska vom BUND Markdorf ist im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell zusammen mit dem Salemer Baumpfleger Michael Liede gekommen. Schließlich muss alles seine Ordnung haben und der Nachwuchs der stolzen Storcheneltern Heinrich und Gertrud korrekt beringt werden. Was besonders erfreulich – und alles andere als selbstverständlich – ist: Von den vier Jungstörchen, die Mitte Mai geschlüpft sind, haben bisher alle überlebt. „Das ist sicherlich auch den guten und trockenen Witterungsbedingungen in diesem Jahr zu verdanken“, ist sich Thomas Wurst mit der Beringerin einig.

Ira Brzoska hat in diesem Jahr besonders viel zu tun. „2018 sind außergewöhnlich viele Junge durchgekommen“, sagt sie. „Obwohl wir anfangs befürchtet haben, dass die Storcheneltern durch die Trockenheit vielleicht sogar zu wenig Futter finden könnten.“ Trotzdem: Es muss wie immer davon ausgegangen werden, dass 70 Prozent der kleinen Störche ihren ersten Geburtstag nicht erleben, wie die Expertin weiß. Ursache dafür seien sowohl die Hochspannungsmasten, aber auch Kollisionen mit Autos, Gefahren auf Mülldeponien oder die Tatsache, dass die Jungvögel im Winter in Afrika abgeschossen würden – wenn sie denn den weiten Flug in den Süden überhaupt überstehen.

Dann wird zur Tat geschritten. Zunächst gilt es, eine große Leiter anzulegen. Heinrich und Gertrud ist das alles nicht recht geheuer und sie protestieren lautstark. Schließlich bleibt ihnen aber nichts anderes übrig, als das Nest zu verlassen und ihre Storchenbabys kurzfristig alleine zu lassen. Natürlich bleiben sie in der Nähe und beobachten alles Weitere mit Argusaugen. Oben angekommen, nimmt Michael Liede die ersten beiden Jungen vorsichtig in die Hand, verfrachtet sie in eine bequeme Tragetasche und seilt die Fracht behutsam nach unten. Auch die Jungstörche wissen nicht, wie ihnen geschieht und stellen sich sicherheitshalber lieber tot. Sorgfältig wird das Gefieder untersucht. Alles in Ordnung. Auch das Gewicht von 3500 Gramm bei „Frau Schnabelstedt“ und 3 100 Gramm bei „Herrn Klerikus“ kann sich sehen lassen. Noch einmal liebevoll gestreichelt, dann geht’s wieder nach oben, um dann noch die Brüderchen oder Schwesterchen – so genau kann man das derzeit offenbar noch gar nicht sagen – zu holen. Und siehe da: Auch bei „Paulchen“ und „Suse“ ist alles bestens. Auch wenn das kleine Paulchen als Nachzügler nur 2400 Gramm auf die Waage bringt. An geraden Jahren wird übrigens am rechten Bein beringt, wie die Ira Brzoska erklärt. In diesem Fall handelt es sich um die Nummern A3M40 bis A3M43.

Die Namen für den Storchennachwuchs haben sich Thomas Wurst , seine Frau Margarete, sowie die beiden Kinder Larissa und Lukas ausgedacht. So sind Paulchen und Suse zum Beispiel nach einem befreundeten Paar, das man im Urlaub kennenlernte, benannt, wie Margarete Wurst schmunzelnd bekennt. Heinrich und Gertrud beobachten die Situation nach wie vor aus sicherer Distanz. Sichtbare Erleichterung auch bei Familie Wurst, die aus der Erfahrung der Vorjahre weiß, dass die Storcheneltern gerade in der ersten Tagen und Wochen nach der Geburt über die Grenzen der eigenen körperlichen Erschöpfung hinausgehen müssen, um ihren Nachwuchs durchzufüttern und ihn so gut es geht vor Nässe und Kälte zu schützen. Doch in diesem Jahr ist bisher alles gut gegangen.