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Holzbackofen

Rätselhafter nächtlicher Gestank: Holzbackofen steht vor dem Aus

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Der Landkreis geht von einer erheblichen Belästigung aus und könnte den Betrieb des Holzbackofens von Hannes Weber untersagen. Der Bäckermeister will helfen, das Problem zu lösen, aber weiter backen.
Veröffentlicht:21.08.2018, 16:03

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Die Lage spitzt sich zu. Die Juristen des Landkreises gehen laut Kreissprecher Robert Schwarz aufgrund der Menge der Beschwerden über nächtliche Geruchsbelästigungen in der Kitzenwiese und Umgebung von einer „erheblichen Umweltbelastung“ aus. Hauptverursacher sei die Backstube Weber. Bäckermeister Hannes Weber will helfen, die Ursache zu finden. Immer mehr Anlieger melden sich zu Wort, die den Gestank schon vor der Inbetriebnahme des Holzbackofens wahrgenommen haben.

Der Landkreis will jetzt das Gespräch mit Bäckermeister Weber suchen, damit „Präventivmaßnahmen“ eingeleitet werden. Unter dem Strich wäre das mit einer Untersagung des Ofenbetriebes gleichzusetzen. Gleichzeitig aber könnten auch technische Lösungen möglich sein, das Problem abzustellen.

Hannes Weber wehrt sich

Von diesen Lösungen hat auch Hannes Weber bereits gesprochen. Er hat sich an den Ofenbauer gewendet und will mit ihm zusammen eben solche erarbeiten, den Rauch minimieren und die Anzündphase verkürzen. „Ich habe keinerlei Interesse, jemanden zu stören. Und wenn wir Fehler machen in dem, was wir tun, würden wir das auch sofort ändern“, sagt Weber. Er hat sich erst am Dienstag schriftlich an das Umweltschutzamt gewendet. Er appelliert an den Landkreis, „die Untersuchungen möglichst schnell voranzutreiben. Auch denke ich, dass ein meteorologisches Gutachten nicht ausreichend ist“, schreibt er in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt.

Er wehrt sich gegen die Nennung seiner Firma, die beiden anderen möglichen Verursacher des Gestanks würden jedoch nicht genannt. Noch im März habe ein Vertreter des Landkreises „nach längeren Untersuchungen bestätigt, dass wir nicht der Verursacher der Rauchentwicklung in den Wohngebieten sind“, schreibt der Bäckermeister. Und weiter: „Dass Sie Ihre Erkenntnis innerhalb von fünf Monate ändern, lässt nicht darauf schließen, dass Ihre Daten verlässlich sein können.“

Hannes Weber hat einen Kalender geführt, in dem Windrichtung und Anzünd-Zeitpunkt des Holzofens vermerkt sind. An einigen Tagen passt die Windrichtung nicht zu den Geruchsmeldungen aus der Kitzenwiese und umliegenden Gebieten. Der Landkreis argumentiert damit, dass das auch nicht sein müsse, da die durch den Flughafen bedingten Kaltluftströme auch entgegen der Windrichtung fließen könnten. Das vom Landkreis in Auftrag gegebene metereologische Gutachten, dessen Ergebnisse Mitte September vorliegen sollen, soll hier für Klarheit sorgen.

Aber auch die Zeiten passen nicht immer. Hannes Weber und seine Mitarbeiter sind selbst in den Gebieten unterwegs gewesen, um den Gestank zu finden. Er habe ab und zu sehr wohl Rauchgeruch, nicht aber Gestank nach Gummi und anderen Stoffen wahrgenommen, wie es in den Beschwerden beschrieben wird.

Weber weist in dem Schreiben auf andere Betriebe, wie die Härterei der ZF Friedrichshafen AG, hin, die in der Kaltluftzone „Abgasanlagen besitzen, die durchaus andere Emissionen ableiten als Holzrauch“. Der Bäckermeister hat auch die schon im Juni vom Landkreis angesprochenen, aber noch nicht angeforderten Daten über den Ofen und das Holz mitgeschickt. Ferner sei er sofort bereit, den Landkreis bei den Untersuchungen umfassend zu unterstützen.

Gleichzeitig aber werden Mitarbeiterinnen in der Bäckerei am Flughafen immer wieder von Leuten für die Geruchsbelästigung verantwortlich gemacht. „Das darf nicht sein, die haben da nichts mit zu tun,“ sagt Hannes Weber.

Und auf Facebook melden sich verschiedene Nutzer, die den Gestank schon vor Inbetriebnahme des Ofens wahrgenommen haben. Vertreter des Bürgerforums FN-Ost sprechen von Vorverurteilung. Eberhard Utz, Sprecher des Forums, sagt: „Es handelt sich vielfach um Spekulationen, die nicht dazu führen dürfen, dass die Backstube ihren Ofen abschalten muss.“