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Lachmuskeltraining

Lachmuskeltraining im Doppelpack

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Zum Jubiläum bieten die Bodenseeplayers gleich zwei Theaterstücke an einem Abend
Veröffentlicht:23.11.2017, 19:48

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Die Bodenseeplayers feiern ihr 20-jähriges Bestehen mit einer doppelten Portion schwarzen Humors. Die Stücke „What Brutes Men Are“ und „Babysitting Calvin“ werden nochmals am 24. und 25. November, jeweils um 20 Uhr, im Casino des Kulturhauses Caserne am Fallenbrunnen 17 zu sehen sein.

Andrea Leute spielt in dem Kammerspiel „What Brutes Men Are“ von Constance Cox mit der Rolle von Mildred den Missmut in Person. Als Kellnerin eines in die Jahre gekommenen Hotels legt sie ein sagenhaftes Mimikspiel aller Facetten von Griesgram und Unlust an den Tag, während sie zunächst eine Frau Talbot, dann zwei und schließlich drei Damen mit demselben Nachnamen bedient. Stephanie Kretschmer glänzt als Janet mit ihrer Verkörperung einer älteren einsamen Dame, die nach dem ein oder anderen Gläschen Alkohol ins Plaudern kommt und sich innerhalb einer knappen halben Stunde entscheidet, ihrem Verflossenen keine Träne mehr nachzuweinen. Sie schlussfolgert nämlich aus den Schilderungen ihrer Neubekanntschaft Carol (Maren Matthes), dass sie mit selbigem 20 Jahre verheiratet war: „I think we married the same horror.“

Bitterschwarze Pointen

Als sich wenig später die ehemalige Schwiegermutter der beiden – gespielt von Anne Saunders – hinzugesellt, ist die freudige Frauenrunde komplett und der unleidige Ex-Ehe- und Sohnemann schnell analysiert. Hier folgt Spitze auf Spitze, das Publikum amüsiert sich, der Beifall ist groß.

Als nach der Pause Baby Calvin – dargestellt von Mathias von Alberti im violetten Jogginganzug und pinken Socken – auf die Bühne krabbelt, steigern sich die Lacher noch. Die Lachtränen fließen, während das Riesenbaby versucht, seinen Onkel (Allen Hainer) von den Avancen abzubringen, die er seiner wiedergeborenen Exliebe (Penny von Alberti) macht. Calvin erinnert sich nämlich noch an sein vorheriges Leben, aber nur so lange er nicht sein erstes Wort sagt. So muss er sich einige Tricks einfallen lassen, um wortlos zu intervenieren. Doch eigentlich wäre das gar nicht nötig, denn Tante Laura ist vor Bobs Anbandelungsversuchen immun. Vielmehr findet sie, sein Aftershave rieche zu stark und sein Mundspray sogar „streng“; sie fragt, ob er Knoblauch gegessen habe.

In beiden Stücken beweisen die Bodenseeplayers, wie gut ihnen die Satire liegt und mit welch ernster Miene sie die groteskesten Szenerien auf die Bühne bringen können. Schwarzer Humor, bitterschwarze Pointen reihen sich hier aneinander, dann und wann lockert ein Witz die Atmosphäre auf. Dicht und flott ist das Tempo, intensiv die Darstellung. Auf der Bühne ist keine Requisite zu viel oder überflüssig. Vielmehr sind sie genau abgestimmt und runden das Gesamtkunstwerk Theater ab.

Das Ensemble unter der Leitung von Gabi Gerdau scheut sich vor keinem Gefühlsausbruch. Und es beweist erneut, dass ein völlig überspitztes Detail ernsthaft getragen oder vorgetragen keineswegs albern wirkt, sondern in seiner Absurdität noch glaubwürdig bleiben kann.