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Städtepartnerschaft

Zum Jubiläum gibt’s eine französische Woche

Leutkirch / Lesedauer: 4 min

Zum Jubiläum gibt’s eine französische Woche
Veröffentlicht:29.06.2012, 09:25

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Städtepartnerschaft mit Bédarieux, Lamalou und Hérépian besteht seit 30 Jahren. 250 Gäste aus Südfrankreich werden erwartet.

Genau 30 Jahre ist es her, dass Leutkirch , Bédarieux, Lamalou les Bains und Hérépian ihre Städtepartnerschaft begründeten. Mit „Französischen Tagen“ soll diese Jumelage vom 9. bis 16. Juli in Leutkirch gebührend gefeiert werden – bunt, vielseitig, fröhlich und mit vielen, vielen Beteiligten. „Es ist wie in einer Ehe“, sagt Susanne Joser-Schmidt, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, mit Blick auf das Jubiläum. „Man muss die Beziehung am Leben halten, das ist die Kunst.“

Eigentlich war es schierer Zufall, dass Leutkirch im Allgäu und die drei Kleinstädte im tiefen Süden Frankreichs sich verbündeten – zu einer Partnerschaft, die 30 Jahre überdauert hat und stets lebendig blieb. Hans Furtwängler , ehemaliger Schulleiter in Friesenhofen, war es, der sich Anfang der 80er-Jahre bei einem internationalen Treffen nach einer möglichen Partnerstadt für Leutkirch erkundigte – und daraufhin Bédarieux in der Region Languedoc-Roussillon genannt bekam. Bald darauf fuhr eine kleine Delegation rund 1000 Kilometer weit in den Ort zwischen Mittelmeer und Cevennen und traf dort mit Marcel Roques einen jungen Bürgermeister, der dem Vorhaben Jumelage überaus offen gegenüberstand. Weil Bédarieux mit seinen gut 6000 Einwohnern allein zu klein gewesen wäre, kamen die Nachbarstädte Lamalou (rund 3000 Einwohner) und Hérépian (rund 1000) mit ins Boot. Es dauerte nicht lange, und die Partnerschaft wurde 1982 offiziell besiegelt – vom Leutkircher Gemeinderat und dem damaligen Oberbürgermeister Josef Feger.

Dass es nicht beim formalen Akt blieb, sondern die Verbindung über all die Jahre intensiv gepflegt wurde, ist besonders den Vorsitzenden der jeweiligen Partnerschaftsvereine zu verdanken: Hans Furtwängler, der die ersten zwölf Jahre an der Spitze in Leutkirch stand, und Susanne Joser-Schmidt, nun schon 18 Jahre Vorsitzende, sowie Christian Guilhabert und Jean-Pierre Calas auf französischer Seite. Furtwängler, der selbst noch den Krieg und die Vorbehalte in Frankreich gegen Deutschland erlebt hatte, sah seine Aufgabe zu Beginn nicht zuletzt in der Versöhnungsarbeit. Als „Monsieur Hans“ ist er in Bédarieux schnell zum Begriff geworden, schon 1983 hat er den ersten Schüleraustausch organisiert. Mit Ausnahme eines einzigen Jahres hat dieser Austausch seitdem jedes Jahr stattgefunden, Hunderte von Schülern sind auf diese Weise dem jeweiligen Nachbarland näher gekommen „und haben als Botschafter Deutschland repräsentiert“, wie Susanne-Joser-Schmidt sagt. Dass in Bédarieux heute, im Vergleich zu anderen französischen Städten, immer noch überdurchschnittlich viele Schüler Deutsch lernen – auch dies dürfte der Städtepartnerschaft zu verdanken sein.

Alles lief in Richtung Frankreich

„Es ist ganz wichtig, dass man über die Schwelle eines Hauses eintreten und am Tisch mitessen darf“, macht sich Susanne Joser-Schmidt für den Jugendaustausch stark. Sie weiß, wovon sie spricht: Mit 17 Jahren ging sie 1982 als erste Praktikantin aus Leutkirch ins Verkehrsbüro nach Bédarieux („zwei Wochen waren geplant, fünf bin ich geblieben“) und sagt heute: „Diese fünf Wochen haben mich so geprägt, dass von da an alles in Richtung Frankreich lief, das Studium, der Beruf, die persönlichen Kontakte. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Doch nicht nur der Jugendaustausch ist über all die Jahre lebendig geblieben – auch die Vereine und andere Gruppierungen trugen ihren Teil zur Partnerschaft bei: Fliegergruppe und Fußballer, Judo- oder Brauchtumsverein, Tennisspieler, Handballer und Künstler, (Kirchen-)Chöre, Musikkapellen oder Feuerwehr: „In jedem Jahr fahren einige Busse runter“, sagt Susanne Joser-Schmidt. Seit 1998 werden alle drei Jahre Sprachreisen nach Lamalou angeboten, der deutsch-französisch-italienische Jugendtreff bringt junge Leute aus den drei Ländern für jeweils eine Woche zusammen, in Lamalou wird seit einiger Zeit ein Partnerschaftsfest gefeiert (fête du jumelage), mit einer Abordnung der Stadtkapelle Leutkirch – und, das freut die Vorsitzende ganz besonders: „Es läuft ganz viel auf der privaten Schiene, von dem wir als Verein gar nichts erfahren.“

Zur Jubiläumswoche im Juli werden rund 250 Gäste aus Südfrankreich erwartet, Vertreter von Chören, Trachtengruppen, Musikkapellen, Sportler sowie der Städte und Partnerschaftsvereine. Sie werden ein vielseitiges Programm erleben, an dem unter anderem Leutkircher Vereine und Gruppierungen, Gastwirte und die Stadt beteiligt sind (siehe Kasten). „Unser Ziel ist es, den Leutkirchern die Städtepartnerschaft bewusst zu machen“, sagt Susanne Joser-Schmidt. „Wir sollten lernen, uns gegenseitig zu schätzen, persönliche Kontakte zu pflegen und einander in der jeweiligen Eigenart anzunehmen.“