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Poetry Slam

Kleiner, aber mit viel Power

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Kulturhaus Caserne veranstaltet viertes FAB-Festival – Innenhof wird zu coronagerechter Tanzfläche
Veröffentlicht:20.09.2020, 18:05

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„Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon“, gesteht Philipp Leibinger und lächelt. „Mein letzter Konzertbesuch fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit.“ Damit ist der Markdorfer bestimmt nicht alleine. Schon über ein halbes Jahr ist es so, dass Bühnen leer bleiben und Veranstalter um ihr Bestehen kämpfen müssen. Das Kulturhaus Caserne im Fallenbrunnen ist da sicher keine Ausnahme – doch so langsam aber sicher kommt wieder Schwung in die Bude. Von Freitag bis Sonntag veranstalteten sie ihr viertes FAB-Festival in Folge. Kleiner als sonst, dafür mit genauso viel Power wie die Jahre zuvor.

Zur Eröffnung am Freitag wurde Poetry-Slam auf die Bühne gebracht und am Sonntag ein Programm mit Bogenschießen und Zirkusakademie für die Kleinen. Das Highlight an diesem Wochenende war ohne Frage der Samstag. Eine Lichterkette im Innenhof der Caserne war das Einzige, das über den Köpfen der Menschen hing. Ein Dach gab es nämlich nicht. Am Samstag fanden hier drei Open-Air-Konzerte nacheinander statt. Zum Glück spielte das Wetter mit.

„So ganz weiß ich nicht, was mich erwartet, aber ich kenne den Song ‚Disko Partizani‘ von ‚ Shantel ‘, der hat meine Kindheit geprägt“, erzählt Philipp Leibinger der SZ. Den Anfang des Bühnenprogramms machte der Hip-Hopper Stefan Mühlbauer, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Das Ding ausm Sumpf“, gefolgt von der Ravensburger Newcomer-Band „Neon Diamond“ und dem Hauptact „Shantel & Bucovina Star Orkestar“, der seinen ersten Auftritt hier vor 20 Jahren in Friedrichshafen hatte.

Eigentlich sollte die Wiener Band „Buntspecht“ nach Friedrichshafen reisen, um auf der Häfler Bühne aufzutreten, doch Corona kam in den Weg. Seit ein paar Tagen wird die österreichische Hauptstadt von der deutschen Bundesregierung als Risikogebiet eingestuft, weshalb die Band nicht über die Grenze einreisen durfte. Schade, denn viele Fans hatten sich auf die Buntspechte gefreut. Einen Grund zur schlechten Stimmung gab es aber nicht, sprangen die Jungs der Neo-Pop-Band „Neon Diamond“ mit Marlon Knitz als Leadsänger doch spontan ein.

Nicht nur „Buntspecht“ hat die Folgen der Pandemie hautnah zu spüren bekommen. Im Innenhof der Caserne ging es nicht wie sonst herzlich drunter und drüber, viel mehr hieß es, sich an den Mindestabstand und die Maskenpflicht zu halten. Die veranstaltende Kulturhaus Caserne gGmbH hatte für den Samstag ein Kontingent von 250 Tickets. „Am Freitag war es fast so gut ausverkauft wie heute am Samstag. Es hätten noch ein paar Menschen mehr kommen können, aber es war super Stimmung“, resümiert Co-Organisator Bernd Eiberger. Sitzgruppen von zwei bis sechs Stühlen sorgten für die benötigte Distanz mit Blick auf die Bühne. So richtig traute sich zu Beginn niemand in die ersten Reihen zu sitzen, doch je später der Abend wurde, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Mit „Shantels“ Auftritt platzte dann der Knoten und alle suchten sich ihre eigenen Tanzflächen.

Das FAB-Wochenende hat somit gezeigt, dass Open-Air-Konzerte unter bestimmten Bedingungen sehr wohl funktionieren können.