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Ermittlungen

Katamaran-Unfall: Wie viele waren auf der Brücke?

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Gesunkene Segelyacht wird nicht gehoben – Wasserschutzpolizei sieht aus strafrechtlicher wie ökologischer Sicht keine Notwendigkeit
Veröffentlicht:16.08.2016, 17:25

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War der Steuerstand des verunglückten Katamarans, der am Freitag eine Segelyacht gerammt und versenkt hat, allein besetzt oder standen zwei Mann auf der Kommandobrücke? Eine Frage, die nach dem Schiffsunglück auf dem Bodensee immer lauter gestellt wird. Von der Polizei, von Nutzen der sozialen Netzwerke, von Lesern, die sich bei der SZ melden.

Vier Tage nach der Schiffskollision mitten auf dem See geht die Polizei davon aus, dass zum Unglückszeitpunkt zwei Schiffsführer an Bord waren. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand waren auch beide auf der Brücke“, erklärt Roland Fleischer , Sprecher der Polizeidirektion Einsatz in Göppingen, zu der auch die ermittelnde Wasserschutzpolizei gehört. „Letzte Sicherheit haben wir aber noch nicht, wir ermitteln weiter“, ergänzt der Polizist. Sebastian Dix, Sprecher der Kat-Reederei, versichert, „dass zwei vollausgebildete Schiffsführer an Bord waren“. Zur Frage, „wer und wie viel Personen zur Unglückszeit im Steuerstand waren, möchte wir noch nichts sagen. Wir warten die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei ab“, hieß es am Dienstag auf Anfrage der SZ.

2012: Abstriche bei der Sicherheit

2012 wurde die wasserrechtliche Erlaubnis der Kats erneuert. Im Vorfeld der Erneuerung hatte die Kat-Reederei unter anderem die Streichung einiger Sicherheitseinrichtungen verlangt. Letztlich hat das Landratsamt Konstanz zugestimmt, dass die Kats fortan ohne Richtmikrofonanlage, Voicerekorder, Wärmebildkamera und eine zweite Radaranlage fahren dürfen. Damit speckten die Konstanzer die einst von Fachleuten empfohlene Sicherheitsausstattung auf die Ausstattung der anderen Schiffe ab. Modifiziert wurde auch die Regelung im Führerstand. Einer der zwei bis dahin vorgeschriebenen Schiffsführer durfte durch einen Matrosen/Motorwart ersetzt werden. Sebastian Dix : „Die Pflicht einer permanenten Doppelbesetzung auf dem Führerstand hat’s noch nie gegeben. Sie ist nur notwendig und vorgeschrieben bei Nacht und schlechter Sicht.“

Die Seglerverbände hatten sich damals für die Beibehaltung der Sicherheitsauflagen stark gemacht. Dies wurde beispielsweise von der Wasserschutzpolizei nicht so gesehen. Polizeisprecher Roland Fleischer möchte zur Lockerung der Sicherheitsauflagen heute keine Bewertung abgeben: „Wir müssen die Ermittlungen abwarten. Es ist noch zu früh, nach derzeitigem Erkenntnisstand Aussagen zu sicherheitsrelevanten Fragen zu machen.“

Inzwischen ist ziemlich sicher, dass die gesunkene Yacht nicht gehoben wird. „Es gibt aus strafrechtlicher Sicht keine Notwendigkeit, aus dem Wrack der Segelyacht Beweise zu sichern“, erklärt Roland Fleischer Und, auch das Thema Umweltgefahr spiele keine Rolle. „In der Yacht befindet sich ein Tank mit rund 20 Liter Diesel. Wegen dem hohen Wasserdruck, kann aus dem Tank keine Flüssigkeit austreten.“

„Constanze“ fährt wieder

„Constanze“ ist ab Mittwoch wieder im Einsatz. „Wir haben den Katamaran auf Herz und Nieren geprüft und keine gravierenden Schäden gefunden“, erklärt Reederei-Geschäftsführer Christoph Witte. Die Schiffsuntersuchungskommission habe das Schiff ebenfalls untersucht und freigegeben. Der eine Bug sei leicht verbogen, das Schiff aber voll fahrtauglich, berichtet Witte: „Wir haben den beschädigten Bug eingehend auf Dichtigkeit geprüft. Auch die Mänovrierbarkeit des Schiffes wurde hinsichtlich der verformten Bugspitze untersucht. Alle Untersuchungen verliefen positiv, so dass der Katamaran wieder voll einsatzfähig ist. Wir rechnen lediglich mit einer erhöhten Spitzwasserbildung auf dem Vordeck.“

Bis auf Weiteres setzt die Kat-Reederei „Constanze“ nur für Zusatzfahrten ein. Eine Reparatur ist nach Aussagen der Reederei wegen erhöhtem Wasserwiderstand dennoch notwendig. Die Reparatur wird aber außerhalb der Hauptsaison über die Bühne gehen. Den Schaden am Kat beziffert die Reederei auf rund 30000 Euro.