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Buchhornplatz

150 Schüler schwänzen Schule für mehr Klimaschutz

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Am Freitag demonstrieren Schüler auf dem Buchhornplatz für Klimaschutz
Veröffentlicht:18.01.2019, 14:25

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„Wir sind jung – wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Mehr als nur Schlagworte auf Transparenten, die am Freitag kurz vor Mittag am Buchhornplatz geschwenkt wurden. Rund 150 Schüler aus Friedrichshafen, Überlingen und Lindau machten lautstark klar, dass sie viel zu sagen haben, wenn es um den Klimaschutz geht.

Im Rahmen der internationalen Bewegung „#fridaysforfuture“ wurde am Freitag nicht nur in Friedrichshafen, sondern auch in rund 60 anderen deutschen Städten von Schülern und Studenten gegen die aktuelle Klimapolitik protestiert. Zu den Organisatoren auf lokaler Seite gehörte der 18-jährige Tizio Pfänder aus Langenargen als Sprecher der Grünen Jugend.

„Laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie, ist unser Klimaziel für 2020 noch immer erreichbar“, sagt Nico Haas , Schülersprecher der Häfler Claude-Dornier-Schule. „Doch dafür müssen wir handeln. Die Politik muss ihren Allerwertesten in die Höhe schwingen und nicht nur fleißig Ziele setzen, sondern auch etwas verändern.“

Mit dem Zug ist eine große Schülergruppe der Überlinger Waldorfschule zur Demo gekommen. „Es ist wichtig, dass viele junge Leute Interesse daran haben, dass die Politik sich ändert. Wir können nicht einfach so weitermachen“, sind Sophia Schauder aus Owingen und Salomé Steurer aus Uhldingen überzeugt. Dass Umwelt- und Klimaschutz bei jedem Einzelnen beginnt, das ist den beiden 15-jährigen Mädchen natürlich auch klar. „Weniger Plastik verbrauchen“, „im Bioladen einkaufen“ oder „regionale Produkte essen“ werden von ihnen zum Beispiel als ganz individuelle Ziele genannt.

Ebenfalls in Überlingen drückt zurzeit die 15-jährige australische Austauschschülerin Gabriella Matchett die Schulbank. „In Down Under ist Umwelt- und Klimaschutz kein so großes Thema wie hier“, sagt sie. „Ich finde es aber klasse und wichtig, dass sich die Jungend hier so dafür engagiert.“

Wir wollen etwas verändern und wir wollen es jetzt tun

Dass es viele kleine Dinge sind, mit denen man etwas erreichen kann, davon sind Nicolas Hydra und Franca Heumann, 16-jährige Schüler der Freien Schule Lindau , überzeugt. „Mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren ist in jedem Fall eine gute Sache“, sind sie sich einig. „Wir wollen etwas verändern und wir wollen es jetzt tun“, betont Nico Haas in seiner Ansprache. Er arbeitet mit Mitschülern und Lehrern in der Arbeitsgruppe „Faire Schule“ auch darauf hin, dass seine Schule mit dem „Faire Trade“-Zertifikat ausgezeichnet wird.

Aus offizieller Sicht ist die Teilnahme an der Demonstration als „unentschuldigtes Fehlen“ am Schulunterricht zu werten. Man habe zwar Verständnis für das Engagement der Schüler. Es sei allerdings kein sachlicher Grund erkennbar, warum diese Demonstration unbedingt in der Unterrichtszeit stattfinden müsse, verlautet etwa aus dem Kultusministerium. In den Schulen der hiesigen Demonstrationsteilnehmer sieht man das Ganze offenbar etwas lockerer. „Wir streiken mit Einverständnis der Schule“, sagen Schüler aus Lindau.

„Ich glaube, unsere Lehrer finden es toll“, meint eine Schülerin aus Überlingen. „Natürlich können wir uns nicht gegen das Kultusministerium stellen“, betont Daniel Grupp, stellvertretender Schulleiter der Häfler Claude-Dornier-Schule auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung – mit entsprechendem Subtext: „Wir stehen aber demokratischen und umweltbewussten Bewegungen nicht im Weg. Ich finde es total in Ordnung, wenn sich die jungen Leute engagieren.“