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Hilfe für ein Land im Bürgerkrieg

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Die Menschen in Kamerun hoffen auf die Spenden der Leser der Schwäbischen Zeitung
Veröffentlicht:03.12.2018, 20:59

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Im nächsten Jahr will der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg das 20-jährige Bestehen seiner Partnerschaft mit dem Kirchenbezirk Fako South der Presbyterianischen Kirche im Südwesten Kameruns feiern. Doch zu Feierlichkeiten besteht wenig Anlass: Ein Bürgerkrieg zerreißt das Land.

Im Rahmen der Partnerschaft hat der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg im Bezirk Fako South zwei Schulen aufgebaut. Die eine führt 700 Mädchen bis zum kamerunischen Abitur, die andere ist eine Grundschule für 200 Kinder. Hannes Bauer , evangelischer Pfarrer in Friedrichshafen, hat das Projekt vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen. Er zeigt Fotos aus den beiden Schulen. Kinder und Jugendliche tummeln sich darauf, sie klatschen und tanzen. Bei seinem damaligen Besuch vor fast zwei Jahren wurde die Grundschule eingeweiht. Damals war das Land noch einigermaßen stabil.

Hunderttausende Füchtlinge im Land

Inzwischen steht die Grundschule still. Die Vereinten Nationen schätzen, dass rund 200 000 Flüchtlinge durchs Land irren. Grund ist der Bürgerkrieg zwischen dem englischsprachigen und dem französischsprachigen Teil des Landes. Die beiden anglophonen Provinzen Kameruns machen etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung von 22 Millionen Bürgern aus. Sie haben sich von der Regierung des 85-jährigen Langzeitpräsidenten Paul Biya losgesagt. Sie werfen Biya Diskriminierung und Missachtung vor. Schließlich riefen ambulante Separatisten, die Amba-Boys, den unabhängigen Staat „Ambazonien“ aus, erzählt Hanns Bauer. „Dieser Bürgerkrieg stellt unsere unterstützende Arbeit vor ganz neue Koordinaten“, sagt er. Ein geregelter Unterricht sei nicht möglich.

„Inzwischen gibt es kaum eine Familie, die keine Toten zu betrauern hat“, sagt Bauer. Welche Eltern würden ihr Kind da auf einen teils weiten Schulweg schicken, der oft durch unübersichtliches Gelände führt? Hinzu kommt die Gefahr der Entführung ganzer Schulklassen als Druckmittel zur politischen Erpressung der Bevölkerung. Erst im November haben Separatisten im Nordwesten Kameruns 80 Schülerinnen und Schüler entführt. Damit orientieren sie sich am Terror der Islamistengruppen Boko Haram, die in Kamerun bereits 2014 mehr als 200 Schülerinnen entführten.

Streng bewachtes Internat

Anders als in der Grundschule wird in der Mädchenschule, die bis zum Abitur führt, weiterhin unterrichtet. Zum einen, weil die Schule ein Internat ist und die Schülerinnen so nicht den Gefahren des Schulwegs ausgesetzt sind. Zum anderen wird das Gelände streng bewacht.

Trotzdem kann niemand sagen, wie es um die Zukunft der Schulen bestellt sein wird. „In der jetzigen Lage müssen wir unsere Spenden für die Schulen einfrieren“, sagt Hannes Bauer. „Aktuell werden andere Formen der Hilfe gebraucht.“ Der Partnerschaftsausschuss „Kamerun“ des evangelischen Kirchenbezirks Ravensburg hat beschlossen, seine Spendengelder im neuen Jahr dem von der Basler Mission eingerichteten Nothilfefond zum Wiederaufbau des Landes zukommen zu lassen. Damit werden viele lokale Initiativen unterstützt, zum Beispiel auch die sogenannten „Weinenden Müttern“. Es handelt sich dabei um Frauen aus beiden Teilen des Landes. „Ihre Botschaft ist: Wenn Soldaten erschossen werden, weinen auf beiden Seiten des Landes ihre Mütter“, erklärt Hannes Bauer. „Die „Weinenden Mütter“ organisieren Friedensdemonstrationen, fordern die Bürgerkriegsparteien zum Ende der Gefechte und zu Verhandlungen auf.

Die Spenden aus „Helfen bringt Freude“ werden dem Nothilfefond zukommen. Die Spenden aus dem Kamerun-Partnerschaftssonntag, den der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg und der Kirchenbezirk Fako South am 9. Dezember begeht, sollen für den Besuch einer Delegation aus Kamerun verwendet werden, denn 2019 feiert die Partnerschaft ihr 20-jähriges Bestehen.

Hannes Bauer und der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses, Pfarrer Volker Kühn aus Friedrichshafen, hoffen, dass die Besucher aus Kamerun den Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinden dann persönlich berichten können, wie es um ihr Heimatland steht.