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Medizinreise

Der Schock und die Trauer sind groß

Wangen / Lesedauer: 2 min

Der Schock und die Trauer sind groß
Veröffentlicht:04.10.2012, 18:35

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Es sollte für das Rentner-Ehepaar der letzte Urlaub sein, bevor im November der Umzug von Wohmbrechts in ein Seniorenheim im Hohenloischen geplant war. Doch von der zehntägigen Kultur- und Medizinreise nach China werden der frühere Wangener Rechtsanwalt und seine Frau, eine langjährige Lehrerin an der Wangener Realschule, nicht mehr zurückkehren.

Die beiden kamen am vergangenen Montag auf tragische Weise bei dem schrecklichen Busunfall in China ums Leben. Die Trauer und Bestürzung im Bekanntenkreis und unter ehemaligen Arbeitskollegen sind groß.

Der Schock beim Wangener Rechtsanwalt Eduard Kämmerle sitzt immer noch tief. Am Montagnachmittag bekam er einen Anruf von Uwe Giebl , und eigentlich ging er davon aus, dass es sich bei dem Gespräch mit dem jüngst wiedergewählten Hergatzer Bürgermeister um eine dienstliche Angelegenheit handeln würde. Doch Giebl unterrichtete den Wangener Rechtsanwalt darüber, dass sein ehemaliger Mitgesellschafter der Kanzlei und dessen Frau aller Voraussicht nach bei einem Busunglück in China gestorben seien.

„Ich konnte es zuerst nicht glauben, und hielt es schlichtweg für unmöglich“, so Kämmerle gestern gegenüber der SZ. Als dann die Nachricht zur Gewissheit wurde, war die Bestürzung des Juristen groß. „Er war ein sehr angenehmer, allzeit freundlicher und geschätzter Kollege“, so Kämmerle. „Ich habe fachlich viel von ihm lernen können.“ Von 1970 bis 1999 war der 78-jährige Rechtsanwalt Mitgesellschafter in der Kanzlei am Eselberg gewesen, seine Tätigkeitsschwerpunkte waren Verkehrs-, Miet- und Strafrecht. Bis 1999 war der Verunglückte auch Rechtsbeistand des ADAC in Wangen.

Auch dessen Frau war in Wangen keine Unbekannte. Sie unterrichtete ab 1965 insgesamt 40 Jahre lang an der Praßbergschule und an der Realschule. „Sie war eine lebensfrohe Person, neugierig, naturverbunden und weltoffen“, sagt Herbert Rizzo über die 68-Jährige. Zuletzt hat sie der Schulleiter der Realschule im Juli dieses Jahres beim Lehrer-Hock gesehen.

Seit 1976 lebte das Ehepaar in Wohmbrechts, davor hatten die beiden in der Praßbergsiedlung gewohnt. Hergatz‘ Bürgermeister Uwe Giebl hat das Paar „flüchtig kennengelernt“. Erst vor ein paar Wochen, noch im Wahlkampf, habe er mit den beiden gesprochen. „Das ist jetzt ein Schock für uns“, so Giebl. „Besonders für die Nachbarschaft, weil sie zu ihren Nachbarn ein sehr gutes Verhältnis hatten.“ Er selbst habe über die stellvertretende Landrätin Doris Scheuerl erfahren, dass die Eheleute bei dem Unglück umgekommen seien.

Das Rentner-Ehepaar hat keine Kinder und auch keine näheren Verwandten. „Es soll Verwandte in den USA und in Neuseeland geben“, sagt Uwe Giebl. Doch diese zu finden könnte sich als schwierig gestalten. Der Nachlass wird von einer Bank in Lindenberg verwaltet.