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Helfer sammeln 400 Kilo Müll rund um den Bodensee

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

75 Häfler Helfer bei der europaweiten Aktion „Rhine-Clean-Up-Tag“ beteiligt
Veröffentlicht:16.09.2018, 14:48

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Ein altes Fahrrad, ein PC-Bildschirm, ein Autoreifen, ein Regenschirm. Spritzen. Verpackungsmüll, Unmengen an Zigarettenkippen und Glas. Insgesamt 40 Säcke mit rund 400 Kilo Müll. Das sind die Häfler Zahlen des Rhine-Clean-Up-Tags, bei dem am Samstag 59 Städte von der Quelle bis zur Mündung des Rheins beteiligt waren.

„Friedrichshafen war dabei“, sagt Organisator Thomas Henne vom Ortsverein der Grünen. Sein Fazit ist zweigeteilt: „Einerseits bin ich froh und dankbar, dass 75 freiwillige Helfer zwei Stunden lang mitgeschuftet haben.“ Andererseits sei es traurig, dass man trotz regelmäßiger Reinigung durch den Bauhof der Stadt und mehrere über das Jahr verteilte Räumungsaktionen auf soviel Müll gestoßen sei.

Wer soviel Müll gesammelt hat, darf stolz auf sich sein: 75 Häfler Helfer waren beim "RhineCleanUp-Tag" beteiligt - und haben 40 Säcke an Müll gesammelt.

Besonders auffällig sei gewesen, dass man an vielen Partyplätzen am See unsägliche Mengen an Glas und Kippen gefunden habe. „Es hat sich gezeigt, dass die Aktion leider nötig ist und dass sich das Mitmachen lohnt“, sagt Thomas Henne.

Kaum zu glauben: Rund eine Million Kilogramm Müll werden jedes Jahr mit dem Rhein in die Nordsee gespült. Dieser Umweltverschmutzung hat die Initiative „Rhine-Clean-Up“ den Kampf angesagt. Am vergangenen Samstag wurde das Ufer des 1233 Kilometer langen Flusses von der Quelle bis zur Mündung gesäubert.

Beteiligt haben sich Städte und Gemeinden aus der Schweiz, aus Österreich, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Koordiniert wurde diese europaweite Initiative von der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf aus – ehrenamtlich.

Vorbild sein und Zeichen setzen

Unter den Häfler Helfern waren auch eine 15-köpfige UPS-Gruppe und Mitglieder der Meeresschutzorganisation „Sea Sheperd“. Bierdeckel, Wodkaflaschen, auch Tampons und Unterwäsche. Und immer wieder Kippen. „Wahrscheinlich träume ich heute nach von Zigarettenkippen“, fürchtet Regine Ankermann, die zwischen Moleturm und Hafeneinfahrt im Einsatz war. Mit dabei auch die 14-jährige Theresa Heinig und ihr elfjähriger Bruder Rouven.

Es hat sich gezeigt, dass die Aktion leider nötig ist und dass sich das Mitmachen lohnt“

Auch sie sind mit Müllsäcken, Greifern und Handschuhen – alles von der Stadt zur Verfügung gestellt – ausgerüstet. „Gerade zwischen Steinen war viel zu finden“, sagen sie. Eingesammelt haben sie unter anderem auch eine Seehasen-Fahne, Raketen, Eisbecher und Fastfood-Verpackungen. „Sogar ein original verpacktes Schminkzeug“, sagt Theresa. „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, mitzuhelfen“, ergänzt ihre Mutter Stephanie Heinig. „Es muss ein öffentliches Bewusstsein geschaffen werden.

Man sollte sich auch Gedanken darüber machen, wieviel Plastikmüll im Meer herumschwimmt“, sagt sie. Stephanie Heinig erinnert sich auch daran, früher als Schülerin immer bei Seeputzeten mitgemacht zu haben. „Ich glaube schon, dass es sinnvoll wäre, wenn sich Schulen regelmäßig bei solchen Aktionen beteiligen würden“, so ihr Ratschlag.


Auch Theresa und Rouven Heinig haben fleißig Müll gesammelt - und sind auf erstaunliche Funde gestoßen. Bild: Geiselhart

Zwischen Ruderverein und Eckener-Villa haben Sigi Hund und Silvia Presser im wahrsten Sinne des Wortes Hand angelegt – und allein 6,7 Kilo an Glas gesammelt. „Man muss etwas machen, man muss ein Zeichen setzen“, sind sich die beiden Frauen einig. „Viele Passanten sind auf uns aufmerksam geworden. Vielleicht wird dadurch ja auch das Umweltverhalten beeinflusst“, hofft Silvia Presser. „Jeder will im See baden. Und jeder will auch gern gesunde Fische essen. Das Thema geht alle an“, sagt Sigi Hund.

Die Gesamtbilanz

Im Jahr 2019 wird es eine Neuauflage des Rhine-Clean-Up-Tages geben. Die Premiere am Samstag war mit 10 000 Teilnehmern in 59 Städten und in fünf Ländern sowie einer gesammelten Müllmenge von fast 100 Tonnen ein großer Erfolg. Die aus der Rheinmetropole Düsseldorf stammenden Initiatoren haben sich bereits auf ein neues Datum festgelegt: Der 2. Rhine-Clean-Up-Tag steigt am Samstag, 14. September 2019.

Wahrscheinlich träume ich heute nach von Zigarettenkippen“

„Die Reaktion der Menschen und das große Medieninteresse haben uns ermuntert, diesen nächsten Schritt zu gehen“, betont Mitinitiator Ingo Lentz. Medien-Koordinator Joachim Umbach ergänzt: „Wir konnten ein starkes Zeichen setzen, das hoffentlich zur Bewusstseinsbildung der Menschen beiträgt“.

In einer ersten Bilanz fällt auf, dass das Projekt in den NRW-Großstädten besonders gut angenommen wurde. Allein Düsseldorf (1100), Köln (950) und Duisburg (950) stellten fast ein Drittel aller Teilnehmer. Auch der Mittelrhein war mit Mainz (400) und Wiesbaden (250) gut vertreten. „Geschwächelt“, so Umbach, haben dagegen der Süden Deutschlands sowie die Länder Schweiz, Österreich. Frankreich und die Niederlande: „Wir haben uns über jeden gefreut, der mitgemacht hat, und bedanken uns für die Arbeit der vielen Hundert ehrenamtlichen Helfer. Aber: In diesen Regionen ist noch Luft nach oben. Da werden wir im nächsten Jahr die Akquisearbeit verstärken.“

Die Rhine-Clean-Up-Planer setzen auch auf den Aha-Effekt der Premieren-Veranstaltung. Dazu Ingo Lentz: „Der eine oder andere Bürgermeister wird sich nach diesem Gesamtergebnis ärgern, dass seine Stadt noch nicht mitgemacht hat. Unser Projekt ist nicht nur bewusstseins-, sondern auch imagebildend.“

Der Rhine-Clean-Up-Tag lag zeitgleich mit dem Word-Clean-Up-Tag. Da es zwischen den Organisatoren der größten Müll-Sammelaktion am Rhein und der vor allem im Internet aktiven Umweltorganisation ansonsten keine Verbindung gibt, wird sich Rhine-Clean-Up im Jahr 2019 auch terminlich abkoppeln. Dazu Joachim Umbach: „ Wir haben unseren neuen Termin festgelegt, ohne zu wissen, ob es 2019 wieder einen World-Clean-Up-Tag gibt und wann der ist.“