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Heinz Gessler – „Was er sagte, hatte Gewicht“

Friedrichshafen / Lesedauer: 6 min

Heinz Gessler – „Was er sagte, hatte Gewicht“
Veröffentlicht:20.10.2009, 10:36

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„Mit Heinz Gessler verlieren die Stadt Friedrichshafen und die gesamte Region eine herausragende Persönlichkeit“, sagt Hans-Georg Härter, Vorstandschef der ZF Friedrichshafen AG. „Der frühere Herausgeber der Schwäbischen Zeitung fühlte sich stets den Interessen der Gesellschaft verpflichtet und war ein Wegbereiter der freien Berichterstattung im südwestdeutschen Raum – besonders in der Nachkriegsgeschichte. ZF trauert mit Gesslers Familienangehörigen und dem Schwäbischen Verlag um den Verlust eines unvergesslichen Menschen.“

Dr. Hans Dinger , bis 1990 Vorsitzender der Geschäftsführung der MTU Friedrichshafen, hat Heinz Gessler als ehemaligen Maybach-Gesellschafter wie auch als Verleger 1968 kennen und schätzen gelernt. „Heinz Gessler war eine Persönlichkeit, dessen Urteil in wirtschaftlichen Fragen Gewicht hatte“, sagt Dinger. Gessler sei kein Mann für Small Talk gewesen, ihm sei es immer um das Wesentliche gegangen. Er sei ein Mensch gewesen, mit dem man auch Dinge bereden konnte, „ohne dass sie gleich an die große Glocke gehängt wurden“, weiß Dinger. Als Verleger habe er darauf geachtet, dass man seinen Redakteuren nicht ins Handwerk pfuscht. Unabhängigkeit sei für ihn kein bloßes Schlagwort gewesen, so Dinger.

„Heinz Gessler war nicht nur eine weit über die Region hinaus einflussreiche und bekannte große Unternehmerpersönlichkeit“, schreibt Volker Heuer, Vorsitzender des Vorstands der Tognum AG. „Unsere Tochtergesellschaft MTU Friedrichshafen verbindet mit Heinz Gessler eine besondere Beziehung: Als Schwiegersohn von Karl Maybach und einige Jahre als Familiengesellschafter der MTU Friedrichshafen nahm er intensiv Anteil an der Entwicklung dieses Unternehmens. Mit Gessler verliert die Region auch einen einflussreichen Verleger.“

Als imposante Persönlichkeit und als einen der letzten großen Zeitungsverleger würdigt Carl Herzog von Württemberg den Verstorbenen. Heinz Gessler habe seit 1960 zu den regelmäßigen und gern gesehenen Gästen der Wirtschaftsgespräche im Schloss Friedrichshafen gehört – nicht nur als Zuhörer, sondern oft als Mitdiskutant. Dankbar erinnert Herzog Carl daran, dass Gessler darüber hinaus die Wohltätigkeitsaktivitäten des Hauses Württemberg unterstützt hat.

„Mit Heinz Gessler habe ich einen Freund und Förderer verloren“, sagt Prof. Eduard Hindelang, der Gründer und Leiter des Museums Langenargen. „Wir beide sind der gleiche Jahrgang und von einem ähnlichen Kriegsschicksal geprägt“, sagt Hindelang, „das verbindet.“ Viele Kataloge habe er bei Gessler drucken lassen, wobei der Verleger an der Arbeit lebhaft Anteil genommen und immer großen Wert auf Qualität gelegt habe.

„Die Bodensee-Region und der Schwäbische Verlag verlieren mit Heinz Gessler eine große Unternehmerpersönlichkeit“, sagt Ernst Susanek, Vorsitzender der Geschäftsführung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH. Er habe Gessler als integren, fachlich außerordentlich kompetenten, fairen und zuverlässigen Geschäftspartner kennen und schätzen gelernt. Auf sein Wort sei immer zu 100 Prozent Verlass gewesen. Persönlich bescheiden, inhaltlich präzise und menschlich zugewandt in seinem Wirken habe er sich mit all seiner Kraft für die Entwicklung seiner Unternehmungen eingesetzt. „Sein Urteil und sein Weitblick werden uns fehlen“, sagt Susanek.

„Mit Heinz Gessler verlieren wir einen Menschen, der die heutige Medienlandschaft des Bodenseekreises und der gesamten Region Bodensee-Oberschwaben entscheidend gestaltet und geprägt hat“, sagt Landrat Lothar Wölfle. Jahrzehntelang habe er seine ganze Kraft und sein Engagement für den Verlag eingesetzt. „Seine Leistungen und Verdienste, die stets auf dessen Weiterentwicklung ausgerichtet waren, werden nun dank der besonderen Erfolgsgeschichte des Medienhauses Schwäbischer Verlag unvergessen bleiben.“

„Die SZ war immer mein Leib- und Magenblatt“, bekennt der ehemalige Landrat des Bodenseekreises, Siegfried Tann. „Als Verleger hatte Heinz Gessler immer ein Auge darauf, dass das Personal stimmte und die Berichterstattung ausgewogen war. Es ist sicher sein Verdienst, hier viele richtige Entscheidungen getroffen zu haben.“

„Unser beider Beziehung war weiß Gott nicht immer spannungsfrei“, blickt Prof. Martin Herzog , ehemaliger Oberbürgermeister, zurück. „Beim Bau des GZH sind wir gewaltig hintereinander gekommen. Dennoch habe ich diesen knorrigen, oft unbequemen Mann immer geachtet und gemocht, weil ich spürte, dass er seine Heimatstadt Friedrichshafen liebte und ihrem Wohl stets verpflichtet war.“

„Heinz Gessler war ein Mensch, bei dem Denken und Reden immer sehr stimmig waren“, erinnert sich Alt-OB Josef Büchelmeier. „Er hat klar gesagt, was er denkt. Und er hat Prägendes bewegt für Friedrichshafen. Ich glaube , dass er sehr verbunden war mit seiner Stadt und ihrer Geschichte.“ Friedrichshafen werde sicher einen passenden Weg finden, um sein Andenken zu bewahren.

„Ich habe Heinz Gessler als Verleger nicht persönlich kennen gelernt“, so Oberbürgermeister Andreas Brand. „Sein aktives Wirken, das er in den vielen Jahren als Verleger für die Entwicklung der Schwäbischen Zeitung geleistet hat, erfährt meine Anerkennung. Heinz Gessler ist es gelungen, durch sauberen Journalismus die Grundlagen für den anhaltenden Erfolg der Schwäbischen Zeitung zu legen und so den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen zu setzen. Als Mensch und Verleger lag ihm Friedrichshafen am Herzen.“

Überblick habe ihn ausgezeichnet, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller. „Sprach man mit ihm, hat er nicht immer Position bezogen, aber immer hatte man den Eindruck, geschätzter Gesprächspartner zu sein“, sagt Müller. Die Balance jedes guten Verlegers zwischen Geist und Geld, Inspirieren und Gestalten, Tagesarbeit und Strategie sei Heinz Gessler gelungen.

„Mit Heinz Gessler verliert die Schwäbische Zeitung eine große Verlegerpersönlichkeit“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Zeller. Gessler habe es verstanden, den Verlag als Medienhaus für die Zukunft neu aufzustellen. Er sei immer stark am kommunalpolitischen Geschehen interessiert gewesen, erinnert sich Zeller zurück an hitzige Gespräche in seiner Juso-Zeit. Trotz unterschiedlicher Meinungen seien diese immer von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen, versichert Zeller.

„Nein, bequem war Heinz Gessler nie“, schreibt der ehemalige Regionalleiter der Schwäbischen Zeitung Friedrichshafen, Andreas Mühl. „Seine“ Zeitung habe Gessler jeden Tag von der ersten bis zur letzten Zeile studiert. „Und nicht selten kommentierte er unsere Berichte über Friedrichshafen – meistens kritisch hinterfragend. Heinz Gessler war ein Unternehmer mit besonders starkem publizistischem Interesse. Die reine Berichterstattung über lokale Themen war ihm zu wenig. Er freute sich, wenn die Schwäbische Zeitung Stellung bezog und sich mit offiziellen Erklärungen nicht zufrieden gab. In Diskussionen beeindruckte er mich immer wieder mit seinem Wissen über Friedrichshafen. So unnachgiebig wie Heinz Gessler in der Sache argumentierte, hörte er sich doch auch gerne ,die andere Meinung’ an. Und mit ihm plaudern über Gott und die Welt konnte man auch. Eine Verlegerpersönlichkeit, die fehlen wird“, urteilt Andreas Mühl.

„Heinz Gessler war für seine Redakteure gleichermaßen Vaterfigur, Vorbild – und gefürchtet“, sagt Siegfried Großkopf, von 1978 bis 2007 Redakteur bei der Schwäbischen Zeitung in Friedrichshafen. Eine Vaterfigur sei Gessler gewesen, weil er für die Probleme seiner Mitarbeiter ein offenes Ohr hatte, Vorbild, weil er sich von niemandem vereinnahmen ließ und stets kritische Distanz hielt, gefürchtet, weil sauberer Journalismus für ihn obenan stand. „Auf Hofberichterstattung konnten die Rathäuser im Verbreitungsgebiet seiner Zeitung nicht hoffen. Heinz Gessler liebte das kritische Hinterfragen, wusste, dass mit dem ungeprüften Abnicken von Entscheidungen nicht die beste Lösung gefunden war“, sagt Großkopf.