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Handyroaming am Bodensee kann Geld sparen

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Neue EU-Regeln sind zugleich Chance und Gefahr für Mobiltelefonierer im Dreiländereck
Veröffentlicht:20.06.2017, 17:51

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Seit dem 15. Juni gibt es in allen EU-Ländern keine Roaminggebühren mehr beim Telefonieren und Surfen mit dem Handy. In der Bodenseeregion mit dem Dreiländereck ist das Segen und Fluch zugleich: Einerseits lassen sich mit den nahen Handynetzen in Österreich sogar Kosten sparen – doch versehentliches Surfen im Schweizer Netz kann richtig teuer werden.

Problem Bodensee:

Die Nähe von Österreich und der Schweiz zu Städten wie Friedrichshafen, Lindau, Konstanz und Co. versetzt deutsche Bodenseeanwohner praktisch in eine Zwickmühle. Grundsätzlich gilt: Weil sich Funkwellen über den Bodensee besonders gut ausbreiten, ist die Chance beziehungsweise die Gefahr, hier in ausländische Netze zu rutschen, besonders groß.

Günstiges Österreich:

Wer in Zukunft mit Absicht oder versehentlich mit seinem Handy in ein Mobilfunknetz in Österreich eingebucht wird, kann dabei ab sofort mit den Schultern zucken. Wer es nicht übertreibt – Anbieter können theoretisch eine sogenannte „Fair-Use-Grenze“ festlegen – telefoniert und surft ab Österreich künftig zu den selben Konditionen wie im deutschen Netz.

Nur kleine Einschränkungen sind möglich: „Der Anbieter kann sich vorbehalten, wenn ein krasses Missverhältnis zwischen einer geringen Grundgebühr und zum Beispiel einem hohen Datenvolumen besteht, die Leistung einzuschränken“, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bislang sei ihm aber noch kein Fall bekannt, wo das eingetreten sei. Grundsätzlich ist es unerheblich, ob man einen sogenannten Flatrate-Tarif oder einen Handyvertrag mit Zeit- oder Datenmengen-Abrechnung nutzt. Die Vertragskonditionen ändern sich durch die Einbuchung in Österreich praktisch nicht.

Spartrick für Auslandsgespräche:

Diese Regelung bietet für gewiefte Telefonierer sogar die Möglichkeit zum Kostensparen. So fallen für Telefonate von Deutschland ins EUAusland derzeit hohe Kosten für ein Auslandsgespräch an. Verbraucherschützer Buttler warnt: „Die neue Roaming-Verordnung macht Gespräche aus Deutschland in die EU nicht günstiger.“ Wer also von Friedrichshafen aus die Oma in Spanien oder die Tochter beim Auslandssemester in England anrufen will, muss je nach Tarif zwischen 9 Cent und 1,99 Euro pro Minute zahlen. Das geht günstiger: Wer etwa in Lindau lebt, bucht sich in diesem Fall einfach in ein österreichisches Handynetz ein. Dann gelten die neuen EU-Roaming-Regeln und dann fallen zum Beispiel für ein Handygespräch von Lindau nach London die gleichen Kosten an wie für eines von Meersburg nach Markdorf.

Teure Schweiz:

Dennoch ist Vorsicht angebracht vor allzu leichtfertigem Nutzen von Daten- und Gesprächsroaming am Bodensee. Denn so leicht es sich in ein Netz in Österreich wählt, so leicht landet das eigene Handy im Schweizer Netz. Das ist ausdrücklich nicht Teil des EU-Roaminggebiets, warnt Verbraucherschützer Buttler.

Bodenseeanwohner wissen seit Jahren ein Lied davon zu singen: Wer dort landet, zahlt ordentlich. 1,49 Euro pro Minute für ein Gespräch nach Deutschland sind keine Seltenheit, ein Megabyte Internetnutzung kann 23 Cent und mehr kosten. Wer am Handy also die automatische Netzwahl aktiviert lässt – im guten Glauben ans günstige EU-Roaming – kann hier schnell bestraft werden.

Kostengrenze 50 Euro:

Immerhin wird vor der Kostenfalle Schweiz aber gewarnt: Wenn sich das Handy in ein ausländisches Netz – Schweiz, Österreich oder anderswo – bucht, muss der Netzbetreiber sofort eine SMS versenden, die die wesentlichen Kosten nennt. Darauf sollte man im Bodenseeraum besonders achten.

Und noch etwas schützt unbedarfte Nutzer des teuren Schweizer Netzes: Von wenigen Ausnahmen abgesehen gibt es ab sofort weltweit eine Kostenobergrenze von 50 Euro plus Steuern fürs Surfen im Ausland. Mehr kostet selbst ein versehentlicher Daten-Ausflug in die Schweiz derzeit nicht.

So lässt sich Roaming an- und ausschalten

Roaming, also die Möglichkeit Handy oder Smartphone im Ausland zu nutzen, kann am eigenen Gerät an- und ausgeschaltet werden. Die nötigen Schalter sind in der Regel in den Geräteeinstellungen hinterlegt.

Wer die Einstellung „automatische Netzwahl“ (Bezeichnung kann abweichen) aktiviert, kann dabei automatisch ohne Zutun in ein ausländisches Netz gebucht werden. Das ist beim Grenzübertritt komfortabel, in der Seeregion aber auch gefährlich. Wer sein Netz manuell wählt, ist in jedem Fall sicher vor teuren Netzen wie etwa der Schweiz.

„Daten-Roaming“ muss zusätzlich aktiviert werden, damit das Surfen im Ausland funktioniert. Die Funktion ist meist, auch bei automatischer Netzwahl, deaktiviert. Wer in Österreich oder der Schweiz surfen will, muss diese Option erst anschalten – und besser auch wieder ausschalten, bevor sich ein anderes und im Zweifel teures Auslandsnetz nähert.