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Klimaziel

Grüne: Paris erfordert auch in Friedrichshafen ein Umdenken

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Häfler Gemeinderatsfraktion spricht über Klimaschutz im Verkehr – Gastredner im GZH ist Klaus Amler von der Baden-Württemberg-Stiftung
Veröffentlicht:18.12.2018, 17:27

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Die Einhaltung der Klimaziele ist nach der Klimakonferenz in Kattowitz in allen Medien. Die Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat zum Thema „Klimaschutz im Verkehr“ eine Veranstaltung gemacht. Rund 50 Zuhörer sind dazu ins Graf-Zeppelin-Haus gekommen, heißt es in einer Mitteilung der Fraktion.

Wenn wir es mit dem Klima-schutz ernst meinen, muss auch im Verkehrsbereich gehandelt werden, während in der Industrie, Haushalte und Energiewirtschaft der CO2-Ausstoß seit 1990 gesenkt werden konnte, fährt der Verkehr hinterher. Dabei hat die Bundesregierung im Klimaabkommen von Paris 2015 zugesagt, das Treibhausgas CO2 bis 2030 um 40 Prozent und bis 2050 um 95 Prozent zu reduzieren. Um das zu erreichen, muss sich auch die Stadt Friedrichshafen bewegen.

In der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“, an der namhafte Wissenschaftsinstitute sowie Vertreter der Wirtschaft mitgearbeitet haben, sind entsprechende Szenarien untersucht worden. Projektleiter Klaus Amler präsentierte die Ergebnisse der Studie und stellte sich der Diskussion mit den Zuhörern. Die Prämisse für alle drei Szenarien: Paris gilt.

Das erste Szenario „Neue Individualmobilität“ orientiert sich am Status Quo, Szenario 2 „Neue Dienstleistungen“ berücksichtigt kreative Geschäftsmodelle, wie Carsharing und Szenario 3 „Neue Mobilitätskultur“ geht von kürzeren Wegen durch verstärkte Nahversorgung aus, wobei ein Großteil des Individualverkehrs durch flexible öffentliche Systeme ersetzt wird. Nur in Szenario 3 wird das angestrebte Klimaziel erreicht.

„2050 fahren alle gleich viel Auto, aber es gibt ein Drittel weniger gefahrene Kilometer“, zitierte Amler die Studie. Dabei werde die E-Mobilität ein großer Teil der Lösung sein. Und: „Die Energie der Zukunft wird regenerativer Strom sein“, ist sich Amler sicher.

Norbert Schültke, Geschäftsführer der Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH, wies auf die unzureichende staatliche Finanzierung des ÖPNV hin. Außerdem hätten die Verkehrsunternehmen Probleme, genügend Busfahrer zu bekommen. „Unter diesen Voraussetzungen ist es schwer, das Busnetz auszuweiten“, so Schültke. Eine Umverteilung der Gelder weg von der Straße hin zur Schiene und zum Busverkehr sah auch Klaus Amler als Bedingung an. Fehlende Busfahrer könnten zukünftig durch autonomes Fahren kompensiert werden. Flächendeckend schwer vorstellbar? „Hätten Sie vor zehn Jahren gedacht, dass die Hälfte aller 70-Jährigen heute ein Smartphone bedienen können?“, fragte Amler in die Runde. Er erinnerte an Produkte wie Filme zum Fotografieren oder Tonbandgeräte, die plötzlich nicht mehr gebraucht wurden, weil ihre Technologie überholt war. Autonome Bussysteme würden in immer mehr Städten eingeführt.

Bei der Frage nach Ladestationen hatte Norbert Schültke eine interessante Nachricht: „Friedrichshafen hat die höchste Dichte pro Einwohner in Baden-Württemberg“, so der Stadtverkehr-Geschäftsführer.

Bei der Bewertung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit mit einem „Ampelsystem“ werden bei dem „Weiter-so-Szenario“ 15 von 16 Indikatoren mit „Rot“ (8) oder „Gelb“ (7) bewertet. Das Szenario 3 mit 13 Mal „Grün“ schneidet am positivsten ab. Lediglich der Umsatz und die Beschäftigung in der Mobilitätswirtschaft wurden mit „Rot“ bewertet.