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Friedrichshafens Uni bekommt mehr Geld

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Gemeinderat bringt die neue Finanzierung der ZU auf den Weg
Veröffentlicht:10.12.2018, 20:46

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Die Finanzierung der Zeppelin-Universität wird auf neue Füße gestellt. Der Gemeinderat hat am Montag einstimmig den Plänen von Uni-Präsidium und Stadtverwaltung zugestimmt. Die Uni erhält ab 2021 pro Jahr bis zu acht Millionen Euro im Jahr von der Zeppelin-Stiftung. ZF Friedrichshafen AG und Zeppelin GmbH werden nur noch ihre Lehrstühle finanzieren und an der Grundfinanzierung nicht mehr beteiligt sein.

Der Chef des Zeppelin-Konzerns, Peter Gerstmann, der auch als Vorsitzender des Stiftungsrates der Zeppelin-Universitätsstiftung, die Trägerin der Privatuni ist, auftritt, hatte noch im Finanz- und Verwaltungsausschuss gesagt, dass die bisherige Finanzierung über die Industrie eine schlechte Idee gewesen sei. Und für Insa Sjurts , Präsidentin der ZU, ist das bisherige Motto der Uni, „Universität zwischen Politik, Wirtschaft und Kultur“, keine Option mehr. „Zwischen, das ist nichts Greifbares“, hat sie gesagt und das Strategiepapier „ZU 2030“ vorgelegt.

Der Umbau der ZU

Die Verlängerung der staatlichen Anerkennung der Zeppelin-Universität und damit des Rechts, Doktortitel zu verleihen (Promotionsrecht), die das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg am 18. April dieses Jahres bis 30. Juni 2023 ausgesprochen hat, ist mit Auflagen verbunden. Und die kosten Geld. In den Jahren 2019 und 2020 nutzt die ZU dafür die erwirtschafteten Rücklagen. Bei den Auflagen dreht es sich um die Stärkung der Forschungsleistung und die Schärfung des Forschungsprofils. Weitere wichtige Auflagen sind die Erhöhung des Anteils hauptberuflicher professoraler Lehre und die Erhöhung der Entlohnung der Mitarbeiter auf staatliches Niveau.

Wesentlicher Kernpunkt ist, dass es laut des Strategiepapiers keine zusätzlichen Zuschüsse von der Stadt in Zukunft geben soll und der Anteil der Grundfinanzierung an den Gesamteinnahmen der Uni durch stärkere Eigenleistungen und Einwerbung weiterer Mittel sinken soll.

Bevor die Fraktionen ihre Erklärungen abgaben, hat Oberbürgermeister Andreas Brand das Wort ergriffen. Friedrichshafen brauche diese Universität zur Stärkung des Bildungsangebotes. Und die Uni brauche Stabilität und Perspektive. Das Vertrauen zur ZU sei vorhanden, die ZU habe „ohne Visionen und Hypes, aber mit wirtschaftlichem Erfolg“ gezeigt, dass sie liefern könne. Präsidentin Insa Sjurts trage Verantwortung, habe die Budgets eingehalten und Rücklagen erwirtschaftet. „Nicht zur Freude aller an der ZU, die sich alte Zeiten zurückwünschen. Diese Zeiten aber sind vorbei.“

Das sagen die Fraktionen

CDU-Fraktionsvorsitzender Achim Brotzer erinnerte an das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), in dem die ZU als integraler Bestandteil der Stadt betrachtet werde. „ISEK ist die verbindende Klammer für die nachhaltige Stadtentwicklung für die nächsten 20 Jahre“, sagte er. Und darin sei für die nachhaltige Entwicklung der Stadt die ZU Stärke und Bereicherung. Er sprach auch die anonymen Briefeschreiber an, die sich „besorgte und entrüstete Bürger“ nennen. Er habe Verständnis für Kritik, aber nicht, wenn die anonym versteckt geäußert werde. „Im ISEK-Prozess waren die „besorgten Bürger“ nicht anwesend. Sie haben sich zumindest nicht gemeldet.“

Zur Frage, was die ZU der Stadt bringe, lieferte er eine Übersicht zahlreicher ZU-Projekte. Diese Uni jetzt hängen zu lassen, wenn es um Auflagenerfüllung gehe, obwohl sie integraler Bestandteil der Stadt sei, widerspräche den Zielen des ISEK-Prozesses und damit einem Gemeinderatsbeschluss. Es wäre töricht, einen der größten Erfolge des Bildungswesens zu gefährden, in dem man die Finanzierung einstelle oder gefährde.

Eberhard Ortlieb, Fraktionschef der Freien Wähler wollte keine Vergangenheitsbewältigung betreiben. Fakt sei die enorm hohe Stellung der ZU, aber auch, dass es Insa Sjurts und Kanzler Matthias Schmolz geschafft hätten, die Intransparenz der Vergangenheit aufzuheben und die ZU neu aufzustellen. Die Erhöhung der Dividende bei den Stiftungsunternehmen für die Zeppelin-Stiftung mache es richtig, jetzt auch die Grundfinanzierung zu übernehmen. Früher habe man sicher mal den Schlüssel nehmen und abschließen wollen. „Jetzt können wir uns das aber nicht mehr vorstellen“, sagte er.

Für die SPD sprach Wolfgang Sigg , der deutlich den Kurs von ZU-Präsidentin Insa Sjurts lobte. Die Mittel aus der Dividendenerhöhung seien gut angelegt. „Das ist uns diese Hochschule wert.“ Er stellte auch die Frage, was Graf Zeppelin sagen würde und gab die Antwort: „Er wäre der erste Student der ZU gewesen.“

Regine Ankermann (Grüne) bezeichnete es als wünschenswert, wenn die ZU integraler Bestandteil der Stadt Friedrichshafen würde. Fallenbrunnen und Seemooser Horn aber seien ein eigener Kosmos, der nur selten durchdrungen werde. Die Entscheidung zur Umfinanzierung bezeichnete sie als richtungsweisend. „Wir unterstützen die Umfinanzierung, weil wir das lieber finanzieren, als eine zweite Tunnelröhre.“

Für die ÖDP sprach Silvia Hiß-Petrowitz davon, mit Insa Sjurts und Matthias Schmolz auf dem richtigen Weg zu sein. „Wir tun es, weil wir es können. Die Anstrengungen der ZU weisen in die richtige Richtung.“

Gaby Lamparsky (FDP) sieht die ZU als wichtigen Bestandteil des Bildungscampus im Fallenbrunnen und die Stiftungsmittel gut angelegt.

Insa Sjurts und freuten sich sehr über das Ergebnis. Die Zeiten seien vorbei, in denen sich Unternehmens-Geschäftsführer als Mäzene von Unis sähen und Schauspielkunst höher bewertet werde, als eine verantwortliche Universitätsleitung, meinte Peter Gerstmann. Die Uni werde jetzt finanziert, wie sie eigentlich immer schon hätte finanziert werden sollen.