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Übersterblichkeit

Fake-News enttarnt: Sollen wir alle gegen Corona zwangsgeimpft werden?

Friedrichshafen / Lesedauer: 43 min

Unsere Antwort auf Panikmache durch Falschbehauptungen und Verschwörungstheorien. Heute: Wie die Bundesregierung angeblich der Pharmaindustrie die Taschen füllen will - oder noch Schlimmeres.
Veröffentlicht:04.05.2020, 12:00

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Das Bundeskabinett hat die Corona-Impfpflicht beschlossen

In der Öffentlichkeit wird gegenwärtig kontrovers über eine angebliche Impfpflicht diskutiert. In diesem Kontext verwischen Fakten mit Spekulationen und Interpretationen. Das führt mitunter zu dem Vorwurf, eine Impfpflicht sei von der Bundesregierung bereits beschlossen worden.

UPDATE vom 1.12.2021: Dieser Text stammt vom Mai 2020, damals war eine Impfpflicht weder absehbar noch gesellschaftlich oder politisch gewünscht. Ende 2021 hat sich die politische und gesellschaftliche Debatte gedreht, eine Impfpflicht wird breit diskutiert. Die Angaben in diesem Text sind dennoch korrekt, insbesondere hat die Bundesregierung niemals "heimlich" versucht, eine Impfpflicht durchzudrücken. Die Entscheidung steht vielmehr aus und könnte Ende 2021/Anfang 2022 zur Abstimmung kommen. Es gibt keine Änderungen von 2020 im Impfschutzgesetz, die diese Debatte aushebeln können oder Fakten schaffen.

Behauptung : Die Bundesregierung drückt heimlich eine Impfpflicht gegen Covid-19 durch, so der Vorwurf. Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, kann somit jeder Bürger dazu gezwungen werden, sich impfen lassen. Eine entsprechende Änderung im bestehenden Impfschutzgesetz sei der Beweis, dass die Bürger zur Impfung verpflichtet werden sollen, glauben Kritiker.

Fakt : Bei dem entsprechenden Text handelt es sich zunächst um einen Vorschlag aus dem Gesundheitsministerium unter Jens Spahn, wie das bestehende Infektionsschutzgesetz abgeändert werden könnte. Zentraler Punkt ist das Wort „Immunitätsdokumentation“, mittlerweile als „Immunitätsausweis“ bezeichnet – also eine Art Impfpass, der eine Immunität gegen Covid-19 bestätigt. Da die Frage im Raum steht, wie eine Immunität nachgewiesen werden soll, wenn man noch gar nicht erkrankt ist, wird abgeleitet, dass dies nur durch eine Impfung möglich sei. Nur so könne man Auflagen wie etwa eine Quarantäne umgehen.

Daraus eine allgemeine Impfpflicht abzuleiten, ist aber falsch, da eine entscheidende Passage in der Gesetzesnovelle ignoriert wird. Der Bezug zu "den Sätzen 1 und 2" im Infektionsschutzgesetz. Die Maßnahmen betreffen hier eben nicht die Allgemeinheit grundsätzlich, sondern explizit konkrete Verdachtsfälle. Mit den Schutzmaßnahmen soll vermieden werden, dass faktisch Infizierte oder potenziell Infizierte die Infektion weitertragen – etwa auf der Arbeit oder in öffentlichen Räumen.

Wer keine Immunität nachweisen kann, bei dem greifen für die Dauer der Infektion Schutzmaßnahmen wie etwa Quarantäne. Maßnahmen also, die auch dem Schutz der nicht-infizierten Allgemeinheit dienen, was eine staatliche Aufgabe und aus epidemiologischer Sicht zur effektiven Infektionsbekämpfung auch nötig ist.

Im Übrigen ist eine Art Impfpflicht zur Eindämmung von Epidemien schon aus der Zeit vor Corona im Gesetzestext vermerkt. Das sowie die ausführliche Analyse "Ist die Corona-Impfpflicht bereits beschlossene Sache?" lesen Sie hier:

Unbenannt
Unbenannt (Foto: Facebook/Screenshot)

Wir sollen alle gegen Corona zwangsgeimpft werden

Behauptung: Die Bundesregierung plant bereits jetzt eine Zwangsimpfung aller Deutschen gegen das Coronavirus, sobald ein Impfstoff entwickelt ist. Das dient aber nur den Interessen der Pharmaindustrie - und vielleicht dient der Impfstoff am Ende ganz anderen Zielen.

Fakt : Richtig ist, dass die Bundesregierung einer Impfstoffentwicklung gegen Corona eine zentrale Bedeutung zumisst. Sobald ein Impfstoff vorhanden ist, sollen schnellstmöglich genügend Impfdosen für die gesamte Bevölkerung angeschafft werden. Das steht in einem entsprechenden Papier zu diesem Thema. Von einer Impfpflicht oder Zwangsimpfung steht darin kein Wort.

Da ein Impfstoff global verabreicht werden würde, ist allerdings ohnehin zu bezweifeln , dass flächendeckende Impfungen von Beginn an überhaupt möglich wären. Wahrscheinlicher ist, dass der Impfstoff zunächst an Risikogruppen und Pflegekräfte verabreicht werden würde.

Impfstoff erst für spezielle Gruppen

Das ließen auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und das RKI durchblicken. Ein Impfstoff werde „zunächst nicht milliardenfach produziert“ , daher werde es bei der Vergabe zu einer Priorisierung bestimmter Berufs- und Bevölkerungsgruppen kommen müssen, sagte Spahn den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). Die Impfkommission beim Robert-Koch-Institut habe den Auftrag, Empfehlungen zu machen, wer zuerst geimpft werden solle.

Es wäre grundsätzlich aber möglich, eine allgemeine Impfpflicht zu verhängen. Das erlaubt auch das Infektionsschutzgesetz seit 2001 . Fraglich ist aber, ob die Politik zu diesem Mittel greifen würde - da mehr als 60 Prozent der Deutschen derzeit einer Corona-Schutzimpfung positiv gegenüberstehen und möglicherweise auch ohne Pflicht eine entsprechende Schutzwirkung für die Gesamtbevölkerung eintreten würde.

Politische Kommunikation nicht gut

Die politische Kommunikation verläuft bei diesem Thema allerdings nicht ideal. So hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für eine Corona-Impfpflicht ausgesprochen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dagegen .

Völlig außer Frage steht, dass die Behauptung einer Anti-Impfpflicht-Petition im Netz, dass nicht bekannt sei, wie Impfstoffe zusammengesetzt sind und Ärzte diese nicht verstehen würden, aus der Luft gegriffen ist.

Impfstoffe müssen stets sehr komplexe Zulassungsverfahren durchlaufen , wie der Wissenschaftliche Beirat des Paul-Ehrlich-Instituts hier erklärt.

Die weitere Behauptung, mit der Impfung würden andere, heimliche Ziele verfolgt, ist dagegen eine gängige Verschwörungstheorie - wie auch der nachfolgende Text zu Bill Gates dokumentiert.

Hat Bill Gates einen Massen-Genozid mittels Tetanus-Impfung auf dem Gewissen?

Behauptung: Der Microsoft-Gründer und Multimilliardär Bill Gates soll die Absicht haben, die Weltbevölkerung zu reduzieren. Deshalb habe er dafür gesorgt, dass “zigtausende“ Frauen in Kenia gegen ihren Willen „zwangssterilisiert“ worden seien. Dies sei geschehen, indem einer Tetanus-Impfung ein Hormon beigemischt wurde, das Fehlgeburten verursache.

Es handelt sich um kein neues Gerücht , aber es wird von Impfkritikern aktuell wieder aufgekocht, weil Politiker gegenwärtig über eine Corona-Impfpflicht nachdenken.

Fakt: Die Bill und Melinda Gates Foundation fördert die Entwicklung von Impfstoffen . Diese Förderung erhalten zahlreiche Pharmafirmen auf der Welt, so zum Beispiel auch die Tübinger Firma CureVac , wie in deren Portfolio nachzulesen ist .

Impfgegner beziehen sich auf eine Aussage Bill Gates aus dem Jahr 2010 : "Auf der Welt gibt es heute 6,8 Milliarden Menschen - die Tendenz geht Richtung neun Milliarden. Wenn wir jetzt wirklich gute Arbeit bei neuen Impfstoffen, im Gesundheitswesen und in der Reproduktionsmedizin leisten, könnten wir dies um vielleicht 10 oder 15 Prozent senken." Daraus abgeleitet unterstellen Impfgegner Bill Gates unlautere Absichten . Tatsächlich erläutert ein Statement der Bill-und-Melina-Gates-Stiftung den dahintersteckenden komplexen Zusammenhang zwischen einer hohen Impfquote , niedriger Kindersterblichkeit und einem langfristig beobachtbaren Bevölkerungsrückgang folgendermaßen:

Sehr arme Menschen haben nur dann eine Chance, im hohen Alter versorgt zu werden, wenn ihre Kinder das Erwachsenenalter erreichen . Ohne Schutzimpfungen werden einige ihrer Kinder jedoch sterben, bevor sie das Erwachsenenalter erreicht haben. Deshalb bekommen sehr arme Menschen viele Kinder, damit wenigstens ein paar von ihnen das Erwachsenenalter erreichen. Da aber viele Kinder zu ernähren gleichzeitig eine große Belastung darstellt, bekommen sehr arme Menschen dann weniger Kinder, wenn die wenigen Kinder geimpft sind , da sie sehr sicher das Erwachsenenalter erreichen. Eine geringere Sterblichkeit führt also zu einer geringeren Bevölkerungszahl – aber nur langfristig.

Das in der Tetanus-Impfung offensichtlich gefundene Hormon namens Choriongonadotropin Beta-hCG wurde einst von der WHO tatsächlich als freiwilliges Verhütungsmittel geprüft. Das Hormon funktioniert aber nur dann als Verhütungsmittel, wenn es regelmäßig angewendet wird. Eine einzelne Impfung damit wäre als Verhütungsmittel so wirksam wie eine einzelne Verhütungspille. Davon abgesehen waren die angeblich nachgewiesenen Spuren des Hormons in der Impfung so gering , dass sie nicht einmal eine einzelne Schwangerschaft hätten verhindern können.

Tatsächlich aber führt die frühzeitige Tetanus-Impfung in Kenia zu einer geringeren Kindersterblichkeit. Sich gegen eine Tetanus-Impfung in Kenia auszusprechen (aufgrund einer Verschwörungstheorie), bedeutet im Umkehrschluss, eine hohe Kindersterblichkeit in Kenia zu akzeptieren oder sie sogar zu befürworten – was nichts anderes als Rassismus wäre.

Fakt ist auch, dass die Mehrheit der Deutschen laut einer Civey-Umfrage eine allgemeine Corona-Impfpflicht begrüßen würde ("Ja" und "Eher ja") und nur ein Drittel sagt "Nein" und "Eher nein":

Steigen in Schweden die Corona-Fälle nicht stärker an als in Ländern mit Ausgangssperren?

Behauptung: Obwohl in Schweden nicht so strikte Ausgesperren verhängt wurden wie in den Nachbarländern, obwohl Schulen und Restaurants geöffnet sind und Menschen sich nach wie vor treffen dürfen, steigt die Zahl der Infektionen und der Toten nicht an. Das schwedische Konzept ist also ein gutes Vorbild.

Fakt: Schweden hat die vierthöchste Übersterblichkeit im Ländervergleich. Die liberale Haltung des Landes, die es den Schweden nach wie vor erlaubt, sich zu treffen, in die Schule oder in Cafés zu gehen, hat sich in den Infektionszahlen gezeigt: Die Kurve mit den Infektionszahlen steigt dort stetig an, wie hier in der Länderübersicht des Coronavirus Research Center der Johns Hopkins University deutlich zu sehen ist.

Doch erst einmal klingen die Infektionszahlen aus Schweden so, als ob es dort trotz aller Freiheiten keine schwerwiegenden Entwicklungen gäbe: Schweden verzeichnet am 28. April 2020 insgesamt 18.929 bestätigte Corona-Fälle. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es zum gleichen Zeitpunkt 158.758 bestätigte Fälle. Doch diese Zahlen sind nicht aussagekräftig.

Denn schaut man sich die Todesfälle an, zeigt sich: Die Rate der Todesfälle ist dort im Vergleich weitaus höher: Dort sind von den nachweislich infizierten Menschen 2274 gestorben . In Deutschland starben bisher 6126  Corona-Infizierte .

Wie kann das sein?

Anders als in Schweden wurde in Deutschland sehr viel gestestet: 2,072 Millionen Tests sind in der BRD bisher ausgewertet worden. In Schweden wurden gerade einmal 94.500 Verdachtsfälle getestet. Die Auswirkungen zeigen sich vor allem im Vergleich der Werte gemessen an den Einwohnerzahlen.

Pro Million Einwohner gibt es in Schweden 1874 bestätigte Infektionen und 9357 Tests. In Deutschland sind es 1895 Fälle bei 24.738 Tests pro eine Million Einwohner.

Noch deutlicher wird das Ausmaß bei den Todeszahlen: 225 Tote mit bestätigter Corona-Infektion pro Million Einwohner zählt Schweden. In Deutschland liegt diese Zahl bei 73 Toten pro Million Einwohner .

Sterben in Italien auch nicht mehr Leute als sonst?

Behauptung : In einem vielfach geklickten und kommentierten Posting auf Facebook vom 15. April 2020 kritisiert ein Nutzer die Corona-Maßnahmen in Deutschland als überzogen und fordert, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wieder hochzufahren. Unter anderem behauptet er, in Ländern wie Italien würden aktuell "nicht mehr Menschen als ohne den Corona Virus" sterben. In den Krankenhäusern in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis seien nur neun Prozent der Intensivbetten belegt und selbst bei der Grippewelle 2017/18 mit etwa 25.000 Toten sei kein Krankenhaus überlastet gewesen.

Fakt: In Italien sind im März und im April 2020 deutlich mehr Menschen gestorben als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre. In Bonn sind mehr als neun Prozent der Intensivbetten belegt , diese Zahl bezieht sich nur auf Corona-Patienten. Die Aussage, in der Grippesaison 2017/18 seien keine Krankenhäuser überlastet gewesen, trifft nicht zu .

Das Netzwerk EuroMOMO veröffentlicht jeden Donnerstag für mehrere europäische Länder und Regionen Daten dazu, ob mehr Menschen in einer bestimmten Woche gestorben sind, als in diesem Zeitraum zu erwarten wäre. Der Fachbegriff dafür lautet Übersterblichkeit.

Im Facebookpost wird behauptet, die Zahl der Todesfälle pro Tag in Italien bewege sich trotz der Corona-Pandemie auf einem normalen Niveau. EuroMOMO verzeichnete jedoch bereits Ende März und Anfang April eine "besonders hohe Übersterblichkeit" in Italien . Es zeige sich ein "deutlicher Anstieg" der Übersterblichkeit "in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie" . In einigen Ländern gebe es sogar eine besonders hohe Übersterblichkeit, vor allem bei Menschen über 65 Jahren, aber auch in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen.

Am Beispiel der Stadt Bonn ist in dem Posting zudem die Rede von einer Auslastung der örtlichen Intensivbetten von neun Prozent. Diese neun Prozent (Stand: 8. April 2020) beziehen sich jedoch nur auf die Auslastung durch Corona-Patienten . Andere Intensivpatienten wurden dabei nicht berücksichtigt .

In der Saison 2017/18 war Deutschland einer ungewöhnlich starken Grippewelle ausgesetzt. Angeblich war trotzdem "nicht ein Krankenhaus überlastet", heißt es im Facebookbeitrag. Tatsächlich gab es im März 2018 Berichte über Krankenhäuser , die Operationen verschieben und mehr Menschen abweisen mussten .

Sind Atemmasken gefährlich - vor allem für Kinder?

Behauptung : Passend zur bundesweiten Maskenpflicht kursiert das Gerücht, dass sich unter Atemmasken schädliches Kohlendioxid (CO2) sammle, das gerade bei Kindern zu Atemlähmungen führen könnte.

Fakt : Das ist falsch. Mediziner geben komplett Entwarnung.

Eine Maske soll dazu dienen, Tröpfchen abzufangen, die beim Sprechen, Lachen, Husten oder Niesen ausgestoßen werden - und so den Erreger Sars-CoV-2 weitertragen können. Je dichter der Stoff, umso effektiver die Maßnahme .

Unbenannt
Unbenannt (Foto: Screenshot Youtube)

Es wird empfohlen , den Mundschutz möglichst eng anzulegen und dabei auch die Nase abzudecken . Bei selbstgemachten Masken wird durch den Stoff geatmet, Luft dringt aber auch von den Seiten her über die Wangen ein. Manche werden bemerken, dass etwa die Brille beschlägt.

Auch kleine Kinder können einen Mundschutz tragen. "Das ist gar kein Problem", sagt der Berliner Mediziner und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Das CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen."

Die Handy-App zur Eindämmung des Coronavirus in Deutschland gelangt nicht automatisch aufs Smartphone. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Die Handy-App zur Eindämmung des Coronavirus in Deutschland gelangt nicht automatisch aufs Smartphone. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa (Foto: Hauke-Christian Dittrich/DPA)

Erwachsene atmeten mit einem Zug im Schnitt einen Liter Luft ein. "Das geringere Lungenvolumen bei Kindern ist nicht so gering, als dass die Atemluft Platz zwischen Gesicht und Mundschutz hätte", so Maske. "Da besteht auch für kleinste Kinder keinerlei Gefahr." Mit jedem Atemzug komme wieder ausreichend frische, sauerstoffreiche Luft in die Lungen.

Auch die Landesregierung Baden-Württemberg betont, dass Atemmasken viel zur grobmaschig seien, als das sie CO2 zurückhalten könnten. Selbst Masken der höchsten Schutzklasse FFP3 können lediglich Partikel bis zur Größe von sind 0,0006 Millimeter, zurückhalten. Ein Kohlendioxid-Molekül hat jedoch einen Durchmesser von 0,000000324 Millimeter. Es ist also 2.000 Mal kleiner und kann deshalb ungehindert durch die Maske entweichen.

Der Lockdown war gar nicht notwendig, die Reproduktionszahl ist schon lange niedrig (korrigiert, 24. April)

Korrektur: Die Deutsche Presse-Agentur hat einen Faktencheck zu den Thesen des Finanzwissenschaftlers Stefan Homburg korrigiert. Der Professor an der Leibniz Universität Hannover ist derzeit einer der Kritiker des sogenannten Lockdowns.

In Interviews und Meinungsbeiträgen wendet er sich gegen die umfassenden Maßnahmen von Bund und Ländern in der Covid-19-Pandemie, denn der Lockdown sei aus seiner Sicht wirkungslos.

Im Zentrum seiner Argumentation steht die sogenannte Reproduktionszahl. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Abgeschätzt wird die Reproduktionszahl in der Covid-19-Pandemie unter anderem vom Robert Koch-Institut (RKI).

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fb (Foto: )

In einem Faktencheck hatte dpa einige von Homburgs Behauptungen überprüft, dabei jedoch eine Äußerung in einem Interview missverstanden. Homburg hatte nicht behauptet, die Bundesregierung hätte schon anhand einer vom RKI berechneten Reproduktionszahl am 22. März wissen können, dass der Lockdown nichts bringe.

Tatsächlich bezog sich Homburg in dem Interview auf an dieser Stelle nicht näher genannte "damalige Zahlen", die der Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt schon vorgelegen hätten.

Homburg teilte dpa mit, er habe damit die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgebrachte Verdopplungszeit der Infektionen gemeint. Die Bundesregierung habe deswegen schon bei ihrer Entscheidung für den Lockdown am 22. März wissen können, dass die Covid-19-Pandemie schwächer verlaufe, so Homburg.

Die dpa hat am Donnerstag die betroffenen Passagen in dem Faktencheck zu Homburg korrigiert. Für das Missverständnis bittet dpa um Entschuldigung.

Wird die Corona-App automatisch aufs Handy geladen?

Behauptung: Mit einem Update des Betriebssystems wird die neue Corona-App automatisch aufs Smartphone gespielt. Nutzer sollen deshalb die Funktion „Automatische Updates“ deaktivieren.

Fakten: Bei der Behauptung, die Coronavirus-App werde automatisch auf dem Handy installiert, wurden offenbar zwei verschiedene Konzepte miteinander vermischt. Die Bundesregierung will eine App veröffentlichen, die der Nutzer selbst installieren muss. Parallel dazu wollen Google und Apple die Gesundheitsbehörden dabei unterstützen, die Infektionsketten zu erkennen, indem sie eine technische Basis dafür schaffen.

Experten warnen davor, die Funktion „Automatische Updates“ beim Betriebssystem zu deaktivieren. Bei den Aktualisierungen werden in der Regel auch etliche Sicherheitslücken geschlossen, die von Cyberkriminellen ausgenutzt werden könnten. Sorgen machen sollten sich die Anwender vor allem dann, wenn sie ein Smartphone besitzen, das nicht auf eine aktuelle Version des Betriebssystems aktualisiert werden kann.

Eine Corona-App wird durch die Updates definitiv nicht installiert.

Ist Covid-19 gar nicht so tödlich wie behauptet?

Behauptung: Die Todesrate für Covid-19 ist nicht besorgniserregend, die Pandemie nicht gefährlich . Das belegen die Daten des europäischen Datennetzwerkes EuroMOMO .

Fakten: Das EuroMOMO (European monitoring of excess mortality for public health action) veröffentlicht jeden Donnerstag für mehrere europäische Länder und Regionen Daten dazu, ob mehr Menschen in einer bestimmten Woche gestorben sind, als in diesem Zeitraum zu erwarten wäre. Der Fachbegriff dafür lautet Übersterblichkeit .

Auf diese Daten berufen sich in Sozialen Netzwerken weiterhin Lockdown- und Regierungskritiker. So hatte unter anderem auch der Lungenarzt und ehemalige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg auf die Daten der EuroMOMO verwiesen, um die Gefährlichkeit von Covid-19 in Zweifel zu ziehen.

Allerdings waren die Zahlen von EuroMOMO bis weit in den März hinein aus methodischen Gründen keine tragfähige Quelle , um daraus eine sogenannte Übersterblichkeit in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in Europa abzuleiten.

Die Verantwortlichen von EuroMOMO haben dies mehrfach ausdrücklich betont . Mittlerweile zeichnet sich jedoch eine deutliche Übersterblichkeit in mehreren Ländern ab, darunter Italien und Spanien. Die höhere Zahl von Toten steht laut EuroMOMO in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.

Wolfgang Wodarg wies unter anderem in einem am 13. März veröffentlichten Interview, aus das sich auch heute noch zahlreiche Menschen berufen, darauf hin, dass EuroMOMO derzeit keine Übersterblichkeit anzeige.

In dieser Zeit konnten die Statistiken von EuroMOMO jedoch noch keine hohe Zahl von Toten in Zusammenhang mit Covid-19 abbilden. Anfang März gab es selbst in Italien, dem damals am stärksten betroffenen Land Europas, nur einige Tausend Fälle von Sars-CoV-2-Infektionen, mit stark steigender Tendenz.

Wenn Menschen an Covid-19 sterben, dann im Schnitt erst rund drei Wochen nach einer Infektion mit Sars-CoV-2. Die EuroMOMO-Zahlen, die Wodarg bis Anfang oder Mitte März vorlagen, taugten also nicht als Quelle für die Behauptung.

Die Verantwortlichen von EuroMOMO warnten sogar davor , ihre Daten falsch zu interpretieren . Im PDF des Bulletins zur 11. Kalenderwoche mit den Daten für den 9. bis 16. März wurde deshalb ein entsprechender Hinweis in fettgedruckter, roter Schrift veröffentlicht.

Tatsächlich war eine Übersterblichkeit in den EuroMOMO-Bulletins bis Mitte März in keinem der erfassten Länder zu erkennen. Das änderte sich jedoch in den folgenden Wochen. Das Bulletin vom 26. März berichtete bereits von einer Übersterblichkeit in Italien.

Anfang April war dann von einer "besonders hohen Übersterblichkeit" in Spanien und Italien die Rede - also in genau den Ländern, in denen besonders viele Tote im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet wurden.

Im Bulletin für die 14. Kalenderwoche (30. März bis 5. April) heißt es, es zeige sich ein "deutlicher Anstieg" der Übersterblichkeit "in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ". Eine sehr hohe Übersterblichkeit wird auch im neuesten Bulletin rückwirkend für die 14. Kalenderwoche verzeichnet, und zwar in mittlerweile zehn Ländern und Regionen Europas - so vielen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010.

Für alle Statistiken von EuroMOMO für die vergangenen Wochen gilt, dass man sie wegen statistischer Unschärfen - gerade nach den Ostertagen - mit Vorsicht interpretieren muss.

Rechnet die WHO mit mehr Ländern, als es eigentlich gibt?

Behauptung : Die WHO erklärt, dass mittlerweile über 200 Länder von Corona betroffen sind, dabei gibt es weltweit nur 194 Länder. So heißt es gerade häufig bei Facebook. Somit sei klar, dass hier gezielt manipuliert und Panik geschürt werde.

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{0ACF2607-D9C3-4BC1-9DE7-308CF94A01A9}.png (Foto: Screenshot)

Fakt : Die WHO zählt neben souveränen Ländern auch Gebiete und Territorien , die nicht unabhängig sind, wie der dpa-Faktenchecker erklärt. Die Weltgesundheitsorganisation weist die Corona-Fälle nach eigenen Angaben für "Länder, Gebiete und Territorien" aus. Am 20. April 2020 lagen demnach in 213 davon Daten von Nachweisen des Coronavirus vor. In der Liste einzeln geführt sind etwa das zu Großbritannien gehörende Gibraltar und die dänischen Färöer, zudem US-Außengebiete wie Puerto Rico, französische Überseegebiete wie Martinique sowie britische Überseegebiete wie Bermuda.

Als Mitglieder der Vereinten Nationen (UN) sind derzeit 194 unabhängige Staaten aufgeführt . Daneben haben die Palästinensischen Autonomiegebiete und der Heilige Stuhl den Status von ständigen Beobachtern. Der Heilige Stuhl in Person des Papstes ist völkerrechtlich gesehen eine nicht-staatliche souveräne Macht.

Das Auswärtige Amt listet ebenfalls 200 Länder auf seiner Webseite auf. Anders als bei den Vereinten Nationen sind darunter auch zum Beispiel das Kosovo (völkerrechtliche Stellung international umstritten) und Hongkong (Sonderverwaltungsregion Chinas).

Grippe-Tote werden in Corona-Tote eingerechnet

Behauptung : Grippe-Tote werden einfach in die Corona-Toten eingerechnet. Die Frage, ob es aktuell mehr Todesfälle in Zusammenhang mit dem Corona-Virus als mit der Grippe gibt, beschäftigt viele Menschen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden 411 Grippe-Tote zwischen Oktober 2019 und Anfang April 2020 gemeldet. Das seien "24.689 Tote weniger als vor zwei Jahren", wird in sozialen Medien behauptet. Angesichts dieser großen Differenz wird die Vermutung geäußert, dass die Grippe-Toten "jetzt zu Corona gezählt" werden.

Fakt : Die Grundlage der Berechnung ist falsch, wie der dpa-Faktencheck anführt. Die 25.100 Todesfälle aus der Saison 2017/18 sind eine Schätzung, die laborbestätigten Todesfälle lagen mit 1674 deutlich darunter. Das RKI veröffentlicht regelmäßig einen "Influenza-Wochenbericht" mit aktuellen Werten. Im Bericht zur Kalenderwoche 14/2020 führt das RKI seit der 40. KW 2019 insgesamt "411 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion" auf. Im Bericht zur Kalenderwoche 15/2020 waren es 434.

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Zusätzlich veröffentlicht das Institut jährlich den "Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland". Darin sind sowohl die erfassten als auch geschätzte Zahlen der durch die Grippe-Viren verursachten Todesfälle der letzten Jahre aufgelistet. Im Saison-Bericht 2018/19 werden daher pro Jahr zwei unterschiedliche Werte tabellarisch aufgeführt.

Bei der "Exzess-Schätzung" wird "die der Influenza zugeschriebene Sterblichkeit mittels statistischer Verfahren" geschätzt . Dabei wird zuerst eine Hintergrundmortalität, also die erwartete Todesrate ohne Einfluss von Influenza, errechnet. "Die mittels statistischer Verfahren geschätzte Anzahl zusätzlicher Todesfälle wird als Exzess-Mortalität bezeichnet," schreibt das RKI.

Demgegenüber stehen "laborbestätigte Todesfälle" , die auch in den Wochenberichten aufgeführt sind. Dabei handelt es sich um aus Meldedaten der an das RKI übermittelten "Todesfälle mit laborbestätigter Influenzainfektion gemäß Infektionsschutzgesetz".

Diese Zahl spielt für die "Exzess-Schätzung" keine Rolle. In der Saison 2017/18 war Deutschland einer ungewöhnlich starken Grippewelle ausgesetzt. Im RKI-Bericht werden 25 100 Todesfälle durch die Exzess-Schätzung aufgelistet, daneben stehen 1674 laborbestätigte Todesfälle.

Im verbreiteten Post wird also die "Exzess-Schätzung" der Saison 2017/18 (25 100) dem Wert der laborbestätigten Todesfälle der aktuellen Saison 2019/20 (411) gegenübergestellt. Diese sind nicht vergleichbar. Betrachtet man die hingegen die Zahlen der laborbestätigten Todesfälle, so kommt man auf eine Differenz von 1263, nicht von 24 689. Eine "Exzess-Schätzung" zur aktuellen Saison wurde noch nicht veröffentlicht.

Ist Sars-Cov-2 eine Biowaffe aus China?

Behauptung : Die Hypothese kam fast zeitgleich mit dem Erreger auf: Das neuartige Coronavirus sei gar nicht natürlichen Ursprungs, wird behauptet, sondern menschengemacht - als eine Art Biowaffe. Einer am 8. April veröffentlichten Umfrage zufolge glaubt zum Beispiel fast jeder dritte erwachsene US-Amerikaner, der Erreger sei absichtlich im Labor gezüchtet worden.

Fakt : Eigentlich hatten wir diese Falschmeldung bereits vor einigen Tagen in diesem Blog thematisiert. Aber da sie die US-Regierung in Person von Generalstabschef Mark Milley nun neu befeuert und die Meldungen dazu auch ihren digitalen Weg über den Atlantik auf deutsche Internet-Plattformen findet, gehen wir die Sache mithilfe des dpa-Faktenchecks eben einfach noch mal an.

Das Wichtigste vorweg: Renommierte Wissenschaftler halten diese Annahme für vollkommen unplausibel. Tatsächlich fehlen bislang abschließende Erkenntnisse, wie sich der Mensch ursprünglich genau mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben könnte.

Mittlerweile gibt es aber wissenschaftliche Fortschritte: Mitte März veröffentlichten Forscher um den schwedischen Mikrobiologen Kristian Andersen ihre Analyse der Corona-Familie . Darin ging das Team gezielt der Frage nach, ob das Virus künstlich hergestellt worden sein könnte.

Die Forscher betonen, anhand der untersuchten Merkmale könne das neue Virus zwar besonders leicht menschliche Zellen befallen. Allerdings sei das Ganze nicht so optimal gestaltet, wie man es von einer künstlich hergestellten Biowaffe erwarten würde. "Dies ist ein starker Beweis dafür, dass Sars-CoV-2 nicht das Produkt einer gezielten Manipulation ist", heißt es in der Analyse.

Zudem sei es überhaupt nicht nachvollziehbar, warum man Sars-CoV-2 aus einem bislang für Menschen harmlosen Virus entwickelt haben sollte und nicht aus lange bekannten gefährlichen Corona-Verwandten wie Mers oder Sars. Die Wissenschaftler halten ein Labor-Szenario daher für nicht plausibel.

Für sie kommt nur eine natürliche Übertragung auf den Menschen in Frage: Entweder könnte das Virus direkt von Fledermäusen übergesprungen sein oder einen tierischen Zwischenwirt genutzt haben. Noch unklar ist aber, ob Sars-CoV-2 schon davor so mutierte, dass es leichter an menschliche Zellen andockt - oder erst später, als es womöglich bereits unerkannt unter den Menschen zirkulierte.

Wurde ein Schweizer Arzt wegen Thesen zum Coronavirus verhaftet?

Behauptung: Ein Mediziner in der Schweiz wird verhaftet, weil er die Maßnahmen im Zuge der Coronavirus-Krise öffentlich kritisiert hatte.

Fakt: Die Kantonspolizei Aargau hat am 12. April eine Mitteilung zu der vorläufigen Festnahme am Karsamstag in Wettingen veröffentlicht. Demnach soll der 58-Jährige Drohungen gegen Angehörige und Behörden verbreitet haben. Da der Verdacht bestand, der mutmaßlich psychisch labile Mann könnte bewaffnet sein, traf die Polizei besondere Sicherheitsvorkehrungen. Im Haus des Mannes ist nach Auskunft der Ermittler eine Schusswaffe gefunden worden.

Weil sich in den sozialen Medien diverse Nutzer mit dem Arzt solidarisiert und behauptet haben, er sei wegen seiner Thesen zur aktuellen Pandemie festgenommen worden, stellt Alex Dutler, Sprecher der Aargauer Oberstaatsanwaltschaft klar: "Die Intervention hätte auch stattgefunden, wenn der Verhaftete kein Corona-Kritiker wäre."

Fake-News: In Deutschland darf Ramadan nicht öffentlich gefeiert werden. Alle Beschränkungen gelten auch für Muslime.
Fake-News: In Deutschland darf Ramadan nicht öffentlich gefeiert werden. Alle Beschränkungen gelten auch für Muslime. (Foto: Screenshot/Facebook)

Stirbt ein Junge mehrmals woanders?

Behauptung: Im Internet wird der Screenshot einer Google-Suchergebnisseite verbreitet, der stutzig macht: Neben Links zu Artikeln britischer Medien ist viermal das gleiche Foto eines Jungen zu sehen. Wie aus den Überschriften hervorgeht, handeln die Texte jedoch von mehreren Jugendlichen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind. Dazu der Kommentar: "Beeindruckend. 12 bis 14-jähriger [sic] stirbt gleichzeitig in drei Ländern an Corona." Das Foto zeigt einen 14-jährigen Portugiesen, der am 29. März starb, nachdem er positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden war. Er wird in allen Artikeln erwähnt. Die Überschriften variieren, weil teils über mehrere Todesfälle berichtet wird.

Fakt: Auf allen vier Internetseiten, deren Links auf dem Screenshot zu sehen sind, kommt das Foto des Jungen vor. Der erste und der letzte Link führen zu Artikeln der britischen Zeitungen "The Sun" und "Metro" , die am 29. März über den Tod des 14-Jährigen berichteten.

Der zweite und der dritte gezeigte Google-Treffer sind Online-Artikel der britischen "Daily Mail" vom 31. März über weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus: eine 12-Jährige in Belgien und ein 13-Jähriger in Großbritannien . In beiden Texten wird auch der portugiesische Junge mit Namen erwähnt.

Aus Google-Suchergebnissen lässt sich ohnehin nicht sicher erschließen, dass Überschriften und Bilder in der Suchergebnisseite in einem Zusammenhang stehen. Ein Grund dafür kann zum Beispiel sein, dass das Foto auf der entsprechenden Webseite gar nicht den Artikel bebildert, sondern über dem Teaser für einen anderen Artikel steht - und die können sich natürlich von Tag zu Tag ändern.

Zum Beispiel erschien bei einer Suche mit dem Foto des portugiesischen Jungen auch ein Artikel über eine 39-jährige Frau (hier zu sehen) . Wenn man jedoch den betreffenden Artikel aufruft, sucht man dort vergeblich nach dem Foto des Jungen.

Die Anomalien zwischen Artikel und Bild-Zuweisung in den Google-Suchergebnissen sind kein neues Phänomen. SEOs, die Experten für Suchmaschinen-Optimierung, tauschen regelmäßig Beobachtungen aus, einige davon recht bizarr.

Ist Covid-19 ein abgekartetes Spiel mit "Geheimplan der Regierung"?

Behauptung: Die Corona-Pandemie hatte die Regierung klar vorhergesehen. Über E-Mail und die Sozialen Medien wird aktuell ein angeblich verräterisches PDF geteilt. Dieses Dokument wird von Verschwörungstheoretikern als "Geheimplan" der Bundesregierung fehlgedeutet, der sich 1:1 mit der aktuellen Sars-Cov-2-Pandemie decken würde.

Fakt: Das Dokument ist real, aber alles andere als geheim. Der Bundestag stellt es jedem HIER zur Einsicht zur Verfügung. Es handelt sich dabei auch nicht um einen perfiden Masterplan zur gelenkten Pandemie, sondern - wie der Name schon sagt - um den "Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012", der im Januar 2013 veröffentlicht wurde.

Darin geht es neben einer Risikoanalyse "Extremes Schmelzhochwasser aus den Mittelgebirgen" eben auch um eine Risikoanalyse mit dem Namen "Pandemie durch Virus Modi-SARS". Zu diesem Zeitpunkt hatte man bereits Erfahrungen aus der SARS-Pandemie von 2003 gesammelt und das fiktive Virus entsprechend getauft.

Unter Federführung des Robert-Koch-Instituts wurde damals in Zusammenarbeit mit verantwortlichen Behörden im Rahmen des Bevölkerungsschutzes ein sogenanntes "Worst-Case-Szenario" für eine Virus-Pandemie durchgespielt. Aufgrund der SARS-Erfahrungen mit Coronaviren sowie der Influenza finden sich hier zwar einige Parallelen zur aktuellen Situation, deckungsgleich sind die Parameter aber keinesfalls.

So wird in dem Risiko-Modell von einer Tödlichkeit von 10 Prozent ausgegangen, was deutlich über der Sterberate des Sars-Cov-2- liegt, auch wenn hier eine valide Datengrundlage noch aussteht. Zudem legt das Modell die Annahme zugrunde, "dass alle Altersgruppen gleich betroffen sind", was sich ebenfalls nicht mit der aktuellen Lage deckt.

Ähnliches gilt für den Ort der Erstinfektion in Deutschland (Norddeutsche Messestadt) sowie der Zeitpunkt (Februar) und die unterschiedliche Inkubationszeit oder die Annahme, dass nur Personen mit Symptomen ansteckend seien.

In der Risikoanalyse heißt es dann auch:

Das Auftreten von neuen Erkrankungen ist ein natürliches Ereignis, das immer wieder vorkommen wird. Es ist aber in der Praxis nicht vorhersehbar, welche neuen Infektionskrankheiten auftreten, wo sie vorkommen werden und wann dies geschehen wird. Daher ist eine spezifische Prognose nicht möglich.

Auch auf Grundlage der Risikoanalyse 2012 wurden die Pandemiepläne der einzelnen Bundesländer erstellt, die auch in der aktuellen Lage angewendet wurden, auch um eine Überforderung des Gesundheitswesens zu vermeiden, was in der Risikoanalyse ebenfalls angemahnt wurde.

Darüber hinaus müssen politische Entscheider in der aktuellen Corona-Krise aber auf die dynamische Entwicklung der Lage eingehen, entsprechend neu bewerten und reagieren. Risikoanalysen wie jene von 2012 dienen hier lediglich als Orientierungshilfe.

Grund zur Kritik an politischer Kurzsichtigkeit dürfte das Papier von 2012 aber dennoch bieten, da es unter anderem Engpässe in der Versorgung mit medizinischer Schutzausrüstung aufgrund internationaler Produktionsverflechtung vorhergesehen hatte.

Die Bundesregierung hat dazu erst von wenigen Tagen Maßnahmen angekündigt , um dieses Manko zu beheben und sich national unabhängiger von Lieferungen zu machen.

Schützt ein Tuberkulose-Impfstoff gegen Corona?

Behauptung: Eine bestimmte Schutzimpfung gegen Tuberkulose, genannt BCG-Impfung (Bacille Calmette-Guérin) soll gegen die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus schützen.

Fakt: Es ist bislang nicht sicher bewiesen, dass diese Behauptung genau so stimmt. Es gibt aber durchaus Indizien, die für eine gewisse Schutzwirkung sprechen könnten. Wie die Deutsche Apothekerzeitung (DAZ) , andere Fachmagazine, aber auch seriöse Medien wie die Daily Mail berichten, gibt es derzeit tatsächlich Studien, die die Wirkung der BCG-Impfung oder daraus weiterentwickelter Impfstoffe im Zusammenhang mit Corona testen.

Die Forscher versprechen sich nicht einen direkten Schutz vor Corona von der Impfung, sondern möglicherweise eine Art nützlichen Nebeneffekt. " In den 1980er-Jahren wurden Forscher auf ein Phänomen aufmerksam, das sich nach Masernimpfungen bei Kindern in Westafrika zeigte: Die Kinder hatten auch in Jahren ohne Masernepidemien ein geringeres Sterberisiko, waren also auch gegenüber anderen äußeren Einflüssen scheinbar besser aufgestellt als ungeimpfte Kinder. Ähnliche Zusammenhänge auf die Gesamtmortalität wurden bei der Verab­reichung eines anderen Lebendimpfstoffs, der Bacille-Calmette-Guérin(BCG)-Impfung gegen Tuberkulose, gesehen", so die DAZ.

Man erhofft sich also, dass der Impfstoff das Immunsystem generell stärkt und auch gegen neue und noch unbekannte Erreger wie Covid-19 widerstandsfähiger macht. Belegt ist das so noch nicht, es gibt aber Hinweise, dass die Methode funktionieren könnte. Möglicherweise haben Menschen mit einem solchen Impfschutz (wie er zum Beispiel auch in der DDR verabreicht wurde) daher bereits stärkere Abwehrkräfte gegen Corona. Auf keinen Fall ist die Impfung bislang aber als sicheres Heil- oder Gegenmittel anzusehen.

Ist Mutterliebe das beste Heilmittel?

Behauptung: Soziale Distanz ist ungesünder als Berührungen, Mütter stecken sich an kranken Kindern nicht an, weil in ihnen die Liebe zirkuliert und die ganze Corona-Pandemie ist übrigens ein Regierungsexperiment.

Das ist, zusammengefasst, der Inhalt einen langen, schwurbelig formulierten Kettenbriefes, der per WhatsApp die Runde macht.

Die Verfasser geben sich alle Mühe: Ihre Leser sprechen Sie mit "Geliebte Wesen" an. Wer genau die Verfasser sind, bleibt unklar, sie sagen lediglich, dass sie "aus einer höheren Ebene" seien. Und dann sprechen sie sich gegen die soziale Distanzierung aus: "Wir sehen die Einsamkeit und die Angst, sir sehen die Depression und die Langeweile. Wir sehen die Tränen, die über so viele Wangen rollen. Wir sehen die Verzweiflung, die dies erzeugt in den älteren Menschen, den Einsamen, den Kranken, den Großeltern und ihren Enkeln, und in all den vielen Singles." Sie, aus einer "übergeordneten Sicht der Dinge", könnten die Vorteile von sozialer Distanz für die Gesundheit und Heilung bzw. der Vorsorge und dern Schutz vor Krankheit einfach nicht sehen. Die Begründung: "Seht, die liebende Berührung einer Mutter oder eines Vaters, wenn ihr Kind krank ist, ist der größte Heiler."

Dass Kinder besonders viel Trost und Zuneigung brauchen, wenn sie krank sind, steht außer Frage. Doch die darauf folgenden Behauptungen werden abenteuerlich: "Wie oft wird die liebende Mutter selbst krank? Tatsächlich sehr selten!" heißt es in der Nachricht. Die Begründung allerdings entbehrt jeder medizinischen Grundlage: "Weil sie die Liebe, die sie gibt, selbst FÜHLT. Und diese Liebe, die sie fühlt, während sie ihr krankes Kind hält, all diese Mitgefühl, all das fließt und zirkuliert durch ihr eigenes System!" Diese Liebe heile nicht nur das kranke Kind sondern schütze sie gleichzeitig ebenso krank zu werden und "es steigert ihre Immunität tausendfach".

So ganz gegen die Isolation sind die Verfasser zwar nicht. "Also ja, auf alle Fälle, akzeptiert dieses Experiment der Isolation noch ein Weilchen länger, aber seht es als solches; als ein Experiment!" - und dann kommt eine Behauptung, die mit Medizin so gar nichts mehr zu tun hat: "(Übrigens ist das auch das, was Eure Regierungen hier tun. Es als ein Experiment zu gebrauchen, um zu sehen, wie weit sie gehen können, Euch zu manipulieren, sogar bis in Eure innigsten Beziehungen hinein)."

Fakt: Auch Eltern können sich anstecken. Auch Mütter werden krank, wenn sie ihre Kinder noch so sehr lieben. Ganze Familien leiden unter den Folgen, wenn Kinder Magen-Darm-Infekte aus dem Kindergarten mitbringen. Liebe und Zuneigung helfen sicherlich beim Gesundwerden. Bei der Abwehr von Viren allerdings nicht.

Dass "die Regierung" nicht nur in Deutschland, sondern in Ländern auf der ganzen Welt Social Distance als "Experiment" gebrauchen, ist auch hier - wie in zahlreichen weiteren Verschwörungstheorien - durch kein einziges Argument belegt.

Und noch hat niemand eine sinnvolle Erklärung dafür abgegeben, was "die Regierung" davon hätte, die Wirtschaft herunterzufahren, Menschen vereinsamen zu lassen oder den Alltag in einem Land zum Stillstand zu bringen.

Wird der Ramadan abgesagt?

Behauptung: Der heilige muslimische Fastenmonat Ramadan oder Veranstaltungen in seinem Kontext werden trotz Corona nicht abgesagt. Muslime dürfen tun, was sie wollen.

Fakt: Das trifft nicht zu, insbesondere nicht in Deutschland. Für Muslime wie alle anderen Religionen in Deutschland gilt: Gotteshäuser und Moscheen sind geschlossen , Feste und Versammlungen - auch regligiöser Natur - untersagt.

Die Azhar-Universität in Kairo, eine der wichtigsten islamischen Denk- und Gelehrteneinrichtungen, will laut „ Tagesschau “ den heiligen Fastenmonat dieses Jahr aufgrund der Corona-Krise sogar ausfallen lassen. Sie orientiert sich damit an WHO-Vorgaben. Andere islamische Gelehrte - wenn auch nicht alle - verfolgen eine ähnliche Strategie.

Behauptungen, dass große Ramadan-Feste und Veranstaltungen in Deutschland von den Behörden mit Absicht nicht verboten wurden, sind definitiv falsch. Eine solche Fake-News kursiert zum Beispiel aus Dortmund. Muslime müssen den Ramadan zuhause und im Kreise der Angehörigen feiern, mit denen sie ohnehin zusammenleben.

Posts wie dieser werden derzeit massenhaft verbreitet - aber ebenso regt sich Widerstand gegen die dreisten Falschbehauptungen.
Posts wie dieser werden derzeit massenhaft verbreitet - aber ebenso regt sich Widerstand gegen die dreisten Falschbehauptungen. (Foto: Facebook/Screenshot)

Wenn überhaupt halten sich einzelne Gläubige nicht an Verbote und Beschränkungen - wie in der restlichen Durchschnittsbevölkerung auch.

Für Verwirrung hatte außerdem gesorgt, dass ein Veranstalter eines solchen Fests in Dortmund eine Webseite mit der Absage zu spät veröffentlicht hatte.

Kann man infizierte Enkeln mit Geld retten?

Behauptungen: Mitarbeiter des EU-Parlaments wollen wegen Corona telefonisch Ihre Vermögenssituation klären. Anrufer geben sich als infizierte Verwandte aus und bitten um eine Geldspritze - und ein Shop im Internet bietet Ihnen Corona-Schutzmasken zum Spottpreis an. Solche und weitere Anruf-, Kontakt- und Verkaufsmaschen haben derzeit Hochkonjunktur.

Fakt: Sehr oft stecken hinter solchen Anrufen und anderen Arten der Kontaktaufnahme gezielte Betrugsversuche. Kriminelle haben laut Polizei die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen aus der Coronakrise Kapital zu schlagen. Die Zahl der Maschen und Strategien ist dabei sehr groß - deshalb ist erhöhte Wachsamkeit notwendig.

Besonders oft geben sich Anrufer als Verwandte, vermeintliche Vertreter von Behörden oder der Polizei aus. Sie suchen gezielt Kontakt zu arglosen, leichtgläubigen oder älteren Personen. Mit teils abstrusen Geschichten im Zusammenhang mit der Coronakrise soll dann versucht werden, Geldübergaben zu fingieren - zum Beispiel an falsche Polizisten, die Wertsachen vor "Kriminellen" schützen sollen - oder Haus und Vermögensverhältnisse auszuspionieren.

Alles Fake: Ein Vater in München wollte seine Kinder am 1. April mit diesem manipulierten Screenshot von Spiegel Online foppen. Das ging schief, als auch viele andere den Scherz geglaubt hatten und das Foto weiterverbreitet haben.
Alles Fake: Ein Vater in München wollte seine Kinder am 1. April mit diesem manipulierten Screenshot von Spiegel Online foppen. Das ging schief, als auch viele andere den Scherz geglaubt hatten und das Foto weiterverbreitet haben. (Foto: Twitter @rohmeo_de )

Die Polizei rät deshalb zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Trauen Sie keinem Anrufer, egal ob der- oder diejenige angibt, Vertreter einer Behörde oder auch von der Polizei zu sein. Behördenvertreter oder auch die Polizei werden Sie nie anrufen , um sich bei Ihnen zu erkundigen, was Sie an Bargeld, Schmuck, Wertgegenständen oder auch andere Vermögensbestände zuhause oder zur Verfügung haben und wie Sie diese verwahren.
  • Verraten Sie am Telefon keinesfalls sensible Informationen, egal welcher Art (Kontodaten, häuslicher Bargeldbestand, geplante Reisen, etc.).
  • Übergeben Sie nie Wertsachen und Bargeld zur Verwahrung an Personen, die Sie nicht kennen und tätigen Sie auch keine Zahlungen oder Überweisungen an Ihnen unbekannte Personen . Behörden werden Sie nie per Telefon zu irgendwelchen Zahlungen auffordern.
  • Sollten Sie einen solchen Anruf erhalten, merken Sie sich die auf ihrer Telefonanzeige erscheinende Telefonnummer , brechen Sie dann das Telefonat ab und verständigen Sie sofort die Polizei.
  • Vertrauen Sie niemals der sichtbaren Telefonnummer auf dem Display Ihres Telefons. Sie kann manipuliert werden.
  • Ziehen Sie im Zweifel eine Vertrauensperson oder jederzeit die Polizei zu Rate. Rufen Sie nur offizielle Nummern der Polizei an (Telefonbuch, dasoertliche.de, etc.)
  • Helfen Sie auch älteren Mitgliedern Ihrer Familie und informieren diese über mögliche Betrugsarten.

Schützen Einmalhandschuhe vor Corona oder nicht?

Behauptung: Latex- oder Einmalhandschuhe schützen nicht vor Viren - sie haben sogar Löcher, durch die Erreger spielend leicht eindringen können.

Fakt: So einfach ist die Wahrheit nicht. Es gibt tatsächlich sehr sichere Einmal- oder Latexhandschuhe , die den Träger - zum Beispiel Ärzte oder Sanitäter - zuverlässig vor gefährlichen Infektionen schützen können. Bei Operationen trägt man sie oft doppelt - aber nur für den Fall, dass ein Handschuh unbemerkt beschädigt wird. Der Hersteller und Marktführer Sempermed weist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Studie hin.

Diese Sicherheit der Handschuhe lässt sich allerdings nicht einfach auf den Alltag übertragen - wie Kollegen des SWR in einem Video genau erklären. Auf Einmalhandschuhen können sich, vor allem wenn man sie länger trägt, nämlich sehr viele Keime ansammeln. Weil man mit den Handschuhen unter anderem meist das Händewaschen unterlässt, sind sie nach kurzer Zeit sogar deutlich "infektiöser" als normal gewaschene Hände.

Wer sich dann noch unabsichtlich mit den Handschuhen ins Gesicht fasst oder sie ungeschickt auszieht, hat die ganze Keimlast im Gesicht oder am Körper.

Außerdem ist das Klima unterhalb der Handschuhe warm und feucht. Stundenlanges Tragen schafft also ein Paradies für Krankheitserreger und lässt die Haut an den Händen sogar aufquellen und damit anfälliger für Infektionen werden.

Wer Handschuhe also wirklich sicher einsetzen will, darf sie nur ganz kurz tragen und muss sie professionell wechseln und ausziehen. Das dürfte im Alltag kaum machbar sein. Zusätzlich unterliegen einfache Modelle, die nicht für den medizinischen Gebrauch bestimmt sind, weniger aufwändigen Prüfverfahren.

Werden Flüchtlinge heimlich eingeflogen und Corona soll davon nur ablenken?

Behauptung: Die ganze Corona-Krise ist nur ein Ablenkungsmänover. Während alle daheim hocken, werden heimlich Tausende Flüchtlinge ins Land geholt.

Fakt: Diese These kursiert aktuell in Dutzenden Varianten auf Facebook und Whatsapp. Mitunter treibt sie ganz besondere Blüten. So wurde zeitweise behauptet, am geschlossenen Flugplatz Altenburg Nobitz würden nachts heimlich Flüchtlingstransporte landen und die Menschen durch einen Pavillion am Rande des Flugplatzes geschleust.

Das hat sich nach Recherchen der Ostthüringer Zeitung als blanker Unsinn erwiesen. Weder ist der Flugplatz überhaupt geschlossen, noch landen dort heimlich Flüchtlingstransporte. Der "geheimnisvolle" Pavillion am Rand hat sogar einen ganz konkreten Zweck: Volkswagen hat am Flugplatz Parkflächen für Fahrzeuge angemietet, weil der Konzern für eine Überproduktion von Fahrzeugen aus einem nahegelegenen Werk keine Stellflächen mehr hat.

Im Zelt werden die Fahrzeuge nun aufbereitet und fertig gestellt.

Auch sonst ist an der Behauptung heimlicher Flüchtlingstransporte nichts dran - das hat auch Youtuber Tilo Jung neulich eindrucksvoll belegt .

Werden die Sommerferien verkürzt?

Behauptung: In verschiedenen Bundesländern - je nach Fake-News Bayern, Hessen oder Baden-Württemberg - werden die Sommerferien dieses Jahr wegen Corona verkürzt.

Fakt: Diese Fake-News hat auf verschiedene Weise Verbreitung gefunden. So gab es tatsächlich den Aprilscherz eines Vaters, der mit einer manipulierten Webseite von Spiegel Online seine Kinder am 1. April reinlegen und dem Nachwuchs weismachen wollte, dass die Ferien in Bayern um drei Wochen verkürzt werden. Der Screenshot ging viral, der Urheber hat sich mittlerweile dafür entschuldigt.

Screenshot eines viral verbreiteten Videos des Schwindelexperten Bodo Schiffmann. Foto: Youtube
Screenshot eines viral verbreiteten Videos des Schwindelexperten Bodo Schiffmann. Foto: Youtube (Foto: Youtube/Screenshot)

Unabhängig davon kursieren im Web aber auch angebliche Schreiben von Kultusministerien, die Ähnliches behaupten. Auch diese Schreiben sind Fake, wie die Behörde in Baden-Württemberg in diesem Tweet bemerkt.

An der angeblichen Verkürzung der Sommerferien ist also nichts dran. Schülerinnen und Schüler können sich wieder beruhigen und entspannen. Ob das in gleichem Maße für die Eltern gilt, ist eine andere Geschichte.

Sorgt das Coronavirus gar nicht für mehr Tote?

Behauptung: Die Sterberaten durch das Coronavirus haben sich nicht verändert - oder sind nicht schlimmer als bei einer normalen Grippe.

Fakt: Zuverlässige Angaben zu den Sterberaten zu Corona zu erhalten ist in der Tat nicht einfach. Die offiziellen Sterberaten unterscheiden sich weltweit erheblich und reichen von 0,5 (Deutschland) bis zu mehr als 10 Prozent (Italien) - wie die Kollegen der Zeit mit Daten der Johns Hopkins Universität und Behörden zusammengetragen haben.

Grund für die unterschiedlichen Raten ist die unterschiedliche Erfassung von Infizierten. In einigen Ländern werden nur ernsthaft Erkrankte als Corona-infiziert bewertet. Da ist klar, dass der Anteil der Todesopfer höher ist.

Länder, die aber viele Infizierte testen, auch viele ohne oder mit leichten Symptomen, haben zwangsläufig niedrigere Sterberaten. In Deutschland wird vergleichsweise viel getestet, die Sterberate ist also niedrig.

Ausschnit aus einem Post, wie er in ähnlicher Form hundertfach auf Facebook kursiert.
Ausschnit aus einem Post, wie er in ähnlicher Form hundertfach auf Facebook kursiert. (Foto: Facebook)

Diese Grafik zeigt die absolute Zahl von Corona-Toten in Ländern weltweit. Auch wenn die Zahlen mit Unsicherheiten belegt sind, ist klar, wie sich die Zahl der Toten insgesamt entwickeln kann.

Unabhängig von der Sterberate entwickelt sich die absolute Zahl der Toten. Hier gilt: Je mehr Menschen mit Corona infiziert sind, umso mehr sterben und umso mehr wird das Gesundheitssystem durch Sterbenskranke belastet.

Wenn es darum geht, ob Krankenhäuser an den Rand der Belastbarkeit kommen, zählt nur die Zahl der absolut behandlungsbedürftigen Menschen. Und da zeigen die Beispiele Italien und Spanien: Diese Grenze kann schnell erreicht und sogar überschritten werden.

Ist das Virus ist ungefährlich und wir leben in einer gezielten Massenpanik?

Behauptung: Aktuell wird ein Video von Bodo Schiffmann, Spezialist für Schwindelanfälle und Leiter der Schwindelambulanz Sinsheim, viral auf Facebook und Whatsapp geteilt. Schiffmann hält die meisten aktuellen Maßnahmen gegen das Coronavirus für falsch und vollkommen übertrieben. Sie würden zu einer gezielten Massenpanik führen, angetrieben von Politik und Medien, die die Krankenhäuser zusammenbrechen lasse.

Dabei sei das Virus ungefährlich, zumindest nicht gefährlicher als eine normale Grippe. Schiffmann macht sich dabei mit den umstrittenen Ärzten Wolfgang Wodarg (siehe weiter unten) und Sucharit Bhakdi gemein. Er fürchtet, dass das Virus zur Außerkraftsetzung von Bürgerrechten und vielleicht sogar der Zulassung aktiver Sterbehilfe führen werde - obwohl es keine faktischen Gründe für solche Schritte geben würde.

Als besonders radikales Beispiel für aktuelle Maßnahmen führt er Notfallpläne eines Krankenhauses in Straßburg an, die empfehlen, Patienten über 80 Jahren schmerzlindernde Sterbebegleitung zuteil werden zu lassen.

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89951428_2725952634306721_1604360577877016576_n (Foto: )

Fakt: Nicht alle Überlegungen von Schiffmann, wie auch von seinen Kollegen Wodarg und Bhakdi, sind grundsätzlich falsch. Die Fachzeitschrift Pharmazeutische Zeitung (PZ) wirft solchen Ärzten in einer Analyse vergleichbarer Fälle allerdings vor, gefährliche alternative Denkansätze zu verbreiten und zu übertreiben. Zumindest mit Bezug zu Wodarg und Bhakdi, die im Kern das Gleiche wie Schiffmann behaupten, sei es Fakt, dass deren Inhalte zumindest teilweise auf Verschwörungstheorien basieren oder wichtige Teilaspekte der aktuellen Krise nicht berücksichtigen.

Es kommt also zu einer Vermischung von Wahrheit und gefährlichen Faktenlücken und Falschbehauptungen. So ignoriert Schiffmann zum Beispiel bei den Schilderungen zu Straßburg, dass es sich bei diesen Entscheidungen um Notfällpläne für den Fall handelt, dass eine Klinik einem Ansturm von lebensgefährlich Erkrankten nicht mehr Herr werden kann - weil zum Beispiel Personal oder Plätze fehlten.

In solchen Fällen gibt es weltweit seit Jahrhunderten das sogenannte Triage-System. Es gibt Richtlinien an die Hand, wer bei einem nicht zu bewältigenden Massenanfall von Patienten zuerst und wer zuletzt behandelt wird - inklusive Ratschlägen, wie man mutmaßlich unheilbaren Patienten in einem solchen Fall beim Sterben zur Seite stehen kann. Solche Richtlinien gab es bereits vor Corona.

Die Argumentationsmethoden von Medizinern wie Schiffmann, Wodarg und Bhakdi können laut PZ sehr gefährlich sein. Vor allem dann, wenn solchen Alternativtheorien zu viel öffentliche Aufmerksamkeit zuteil werde. Insbesondere könnten völlig übertriebene Darstellungen von Medizinern zur angeblichen Ungefährlichkeit des Corona-Erregers dazu führen, dass seriöse und dennoch kritische Alternativmeinungen zur aktuellen Lage, wie sie beispielsweise der Würzburger Virologe Carsten Scheller vertrete, kaum noch wahrgenommen oder vorschnell verworfen würden.

Schiffmann ignoriert in seinen Ausführungen unter anderem den Fakt, dass es der Bevölkerung aktuell noch an einer grundlegenden Immunisierung gegen das Coronavirus fehlt und es keine medikamentösen Behandlungsmethoden gibt - was laut Meinung der meisten Experten zu einer anderen Einschätzung der Gefahrenlage führen muss. Außerdem geht Schiffmann nicht korrekt auf die aktuelle Datenlage ein, die zwangsläufig mit Unsicherheiten belegt ist. Das darf im Umkehrschluss nicht dazu verleiten, alles als ungefährlich anzusehen.

Im Unterschied zu Schiffmann klagt zum Beispiel auch der oben genannte Virologe Scheller aktuell eine stark tendenziöse Datenlage zur Corona-Epidemie in Deutschland an. Das macht er laut PZ aber nicht vorwurfsvoll, sondern er erkenne sehr wohl an, dass das Vorgehen der Verantwortlichen den Zwängen der Situation geschuldet sei. Aus diesen und weiteren Gründen sehe Scheller die aktuellen Maßnahmen ebenfalls kritisch und empfehle, auch über Exitstrategien nachzudenken. Im Gegensatz zu Schiffmann stellt er aber nicht das gesamte System und alle Maßnahmen infrage.

Lässt eine Patientenverfügung Kritiker sterben?

Behauptung : Eine Patientenverfügung nötigt Sars-CoV-2-Kritiker, im Falle einer Erkrankung auf überlebensnotwendige Maßnahmen zu verzichten.

Fakt : Das Schreiben verbreitet sich in der Tat gerade vor allem auf Facebook viral und erhitzt die Gemüter. Zudem sorgt es für neue Verunsicherung.

Es handelt sich dabei aber keineswegs um eine offizielle Patientenverfügung, sondern um den satirischen Beitrag des Facebook-Nutzers und Rechtsanwalts Jürgen Just vom 28. März 2020, der damit Verschwörungstheoretiker aufs Korn nimmt sowie Menschen, die das Virus verharmlosen.

 Viele Menschen setzen derzeit auf Mundschutz.
Viele Menschen setzen derzeit auf Mundschutz. (Foto: Hans Klaus Techt/dpa/Schwäbische.de)

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20190926004150128_4002962205478484 (Foto: dpa)
Diese Zahnklinik aus der Schweiz hat nichts mit der Whatsapp-Nachricht zu tun.
Diese Zahnklinik aus der Schweiz hat nichts mit der Whatsapp-Nachricht zu tun. (Foto: Screenshot)
hitzebeständig2
hitzebeständig2 (Foto: Facebookpost)
Wasser trinken hilft
Wasser trinken hilft (Foto: Screenshot eines Lesers (17.03.))
Dtrinken
Dtrinken (Foto: World Health Organisation (WHO))
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corona-vz-nrw (Foto: Verbraucherzentrale NRW)
5G_2
5G_2 (Foto: connectiv.events)
Wodarg
Wodarg (Foto: Youtube GEOENGINEERING-HAARP)
Zwiebeln
Zwiebeln (Foto: Instagram carmengeiss_1965)
Militärangriff
Militärangriff (Foto: www.maroczone.de)
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MMS (Foto: Screenshot der Webseite connectiv.events)
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Image from iOS (1) (Foto: Screenshot/Lilia Ben Amor)
Eine Medizinisch-technische Assistentin hält auf zwei Fingern ein 3D Druck von einem Coronavirus. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Eine Medizinisch-technische Assistentin hält auf zwei Fingern ein 3D Druck von einem Coronavirus. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: Robert Michael/DPA)