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Energieagentur

Energieagentur feiert zehnjähriges Bestehen

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Landrat Wölfle: Wenn die Politik mitmacht, ist die Energiewende erreichbar
Veröffentlicht:20.06.2017, 16:07

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Zu ihrem zehnten Geburtstag hat die Energieagentur Bodenseekreis gestern im Anschluss an eine Gesellschafterversammlung in den Räumen der Kreishandwerkerschaft eine von Obermeister Stefan Müller aus Brochenzell gebackene Torte angeschnitten. Geschäftsführer Walter Göppel sagte in seinem Rückblick, dass er beim Start nicht erwartet habe, nach zehn Jahren bereits so weit zu sein, wie man heute ist.

Lothar Wölfle , Landrat und Vorsitzender der Energieagentur, bemerkte, deren Konzept sei so gut, dass es landesweit Beachtung finde. Bei der Elektromobilität sei der Kreis führend. Lediglich im Erzeugen von erneuerbarer Energie hinke man hinterher. An einzelnen Beispielen zeigte Wölfle die zehnjährige Erfolgsgeschichte der Energieagentur auf: So werden jährlich aus etwa 17 500 Tonnen Biomüll im Bodenseekreis etwa 4,5 Millionen KWh regenerativer Strom erzeugt und 2700 Tonnen CO eingespart. Das Berufsschulzentrum in Friedrichshafen wird mit einer Hackschnitzel- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage versorgt. Außerdem streifte er die Erfolge beim „European Energy Award“, das Mobilitätsprojekt „emma-emobil mit Anschluss“ samt seiner flächendeckenden E-Ladeinfrastruktur mit 32 Ladestationen oder die Erstellung eines Energie- und Klimaschutzkonzepts. Auf die „Gold-Zertifizierung“ des Landkreises beim European Energy Award hofft er am 6. Juli.

Im Juni 2007 hatten die Gesellschafter Bodenseekreis, Stadtwerk am See, EnBW, Thüga, Stadtwerke Überlingen, Kreishandwerkerschaft Bodenseekreis, NABU und das Regionalwerk Bodensee die unabhängige Agentur gegründet. Ihre Ziele: Flächendeckende Energieberatung, Energieeffizienzsteigerung sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Fortbildung von Bürgern und Fachleuten. Die Agentur Bodenseekreis gehört zur „Energieagenturfamilie“ Ravensburg, Biberach und Sigmaringen. Finanziert wird sie überwiegend von den Gesellschaftern und den Sponsoren Sparkasse Bodensee, Volksbank Überlingen und durch Einnahmen aus Projekten.

Auf der Agenda steht neben der derzeitigen regenerativen Strom- und Wärmeabdeckung der Ausbau der Vor-Ort-Energieberatung, die Städte- und Gemeindeentwicklung mit dem Infrastrukturplaner, Fortschritte bei der Gewerbeberatung und eine Machbarkeitsstudie „Wärme aus dem Bodensee“, die allerdings nur mit einem Nahwärmenetz Sinn mache, wie Udo Woble vom Stadtwerk am See in Überlingen einwarf.

Ob die Energiewende erreicht wird? Walter Göppel ist zuversichtlich. Sowohl die Potenziale als auch die Chance seien vorhanden. Er kündigte einen Klimaschutz-Masterplan an und nannte 47 000 Wohngebäuden mit 54 000 Wohnungen im Bodenseekreis, in denen in Sachen Energie viel Bedarf bestehe. Landrat Wölfle sieht die Politik in der Pflicht. Sie sei die eigentliche „unberechenbare Größe“ in der Energiepolitik. Um das Thema in die Köpfe der Menschen zu bringen, wie der Landrat forderte, müsse die Energieagentur Bewusstseinsbildung betreiben, regte der Geschäftsführer des Regionalwerks, Michael Hofmann, an.

Heute sind von den 55 Kommunen in der Klimaregion Bodensee-Oberschwaben 43 mit dem „European Energy Award“ zertifiziert, davon sieben mit Gold.