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Elterntaxi schafft Probleme

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Polizei und Stadtverwaltung appellieren, den Kindern den Fußweg zur Schule zu zeigen
Veröffentlicht:29.06.2015, 07:04

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Der Berufsverkehr ist ein Faktor, der allmorgendlich zu verstopften Straßen und langen Schlangen vor Ampeln führt. Ein anderer ist der Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, und das möglichst gleich bis ins Klassenzimmer. Die Polizei appelliert dringend an die Eltern, den Kindern den Fußweg zur Schule zu zeigen.

An der Ludwig-Dürr-Schule, morgens um 7.30 Uhr. Der Verkehr staut sich in vier Richtungen an der Ampelkreuzung. Ursache ist der Berufsverkehr, aber auch die neue Schaltung, durch die an dieser Kreuzung alle Fahrzeuge ein rotes Signal gezeigt bekommen, wenn die Fußgänger laufen dürfen. Dadurch verlängert sich die Rot-Phase für die Autofahrer. Im November vergangenen Jahres war an dieser Kreuzung eine Schülerin von einem Lastwagen angefahren worden, als der nach rechts einbiegen wollte. Der Fahrer hatte die Radlerin übersehen.

Nach dem Unfall haben sich der stellvertretende Schulleiter Robert Ackermann sowie seine Kollegen Gottfried Fechtig und Johannes Joser an die Kreuzung gestellt und „Wache geschoben“. Mit gelben Westen gut erkennbar, standen die Lehrer bei Wind und Wetter zu Schulbeginn parat. Allein die Anwesenheit, so Robert Ackermann, habe bei einigen Autofahrern zu mehr Rücksichtnahme geführt. Die Wache an der Kreuzung ist vorbei, die Stadt hat die Ampelschaltung geändert, um die Kinder zu schützen.

Am Rückstau vorbei

Dass es seither problemlos an der Ludwig-Dürr-Schule zugeht, kann nicht behauptet werden. Autofahrer, die sich nicht an Tempo 30 halten oder Fahrer, die aus Waggershausen kommend am Rückstau vor der Ampel vorbeifahren, weil sie 100 Meter weiter links abbiegen wollen, stellen nur einen Teil der morgendlichen Probleme dar.

Ein anderer Teil sind die Eltern, die ihre Kinder vor allem in der kalten Jahreszeit mit dem Auto zur Schule bringen. Die fahren mitunter bis auf den Schulhof, parken im Eingangsbereich oder rangieren auf engstem Raum um die Kinder herum, die zu Fuß kommen. „Uns liegt die Sicherheit der Kinder am Herzen und da können wir dieses Verhalten nicht gutheißen“, sagt Ackermann.

Dabei befindet sich die Ludwig-Dürr-Schule mit einem Schotterplatz hinter der Schule, der in Absprache mit dem Eigentümer als Lehrerparkplatz genutzt werden kann, noch in einer relativ günstigen Situation. Losgelöst vom restlichen Verkehrsraum können Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, hier aussteigen. Doch auch hier müssen die Eltern in den Stoßzeiten zu Schulbeginn eifrig rangieren. „In der Dunkelheit ist gottseidank noch kein Erstklässler übersehen worden“, erinnert Ackermann an die Gefahr, die durch solche Situationen entstehen kann.

Polizei kontrolliert regelmäßig

Die Polizei kennt die Probleme. Für die Beamten, die immer wieder an den Häfler Schulen auftauchen, gibt es dazu noch weitere Problembereiche. „Viele Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, sind nicht angeschnallt oder haben keinen Kindersitz“, sagt Polizei-Oberkommissar Markus Beckesch. Ihn und seine Kollegen treibt aber auch die Sorge um die radfahrenden Kinder, die mit nicht verkehrssicheren Rädern unterwegs sind. Jedes Jahr vor Schuljahresbeginn kommt vom Innenministerium des Landes die Aufforderung, sich der Schulwegprobleme anzunehmen. Die Häfler Polizeibeamten tun das ganzjährig. Sie bieten für die Grundschulen auch ein Schulwegtraining an, bei dem die nähere Umgebung der Schulen gezeigt und die Kinder im Verhalten an Kreuzungen, Verkehrsübergängen oder sonstigen Problemstellen trainiert werden. Dieses Training könnte durch Bemühungen der Eltern ergänzt werden, ihren Kindern den Schulweg zu zeigen, den sie zu Fuß nehmen könnten. Das Motto der Grundschulen der Stadt ist „Kurze Beine, kurze Wege“. Die Polizei appelliert daher an die Eltern, den Kindern den Fußweg zur Schule zu zeigen. Nicht anders sieht das auch die Stadtverwaltung. Zusätzlich zu der Aufforderung, die Kinder nicht mit dem Elterntaxi zur Schule zu bringen, hat die Stadt auch durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verlegung von Bushaltestellen versucht, die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Lesen Sie dazu nebenstehenden Kasten.

Derweil hat sich der Rückstau vor der Kreuzung in allen Richtungen aufgelöst, die Kinder sitzen in ihren Klassen und von Verkehrsproblemen vor der Schule ist keine Rede mehr. Es ist jetzt 7.55 Uhr.