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Brauchtumsabend

Ein Relikt aus der Zeit des Schwarzen Todes

Friedrichshafen / Lesedauer: 2 min

Schäfflertanz zeigt gelebte Tradition beim Brauchtumsabend im Narrendorf
Veröffentlicht:03.02.2019, 14:54

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Den Brauchtumsabend der Narrenzunft Seegockel sowie des Alemannischen Narrenrings haben trotz nasskalten Wetters rund 200 Besucher verfolgt. „Der Narrenbaum steht, das Ringtreffen ist offiziell eröffnet. Nun möchten wir Ihnen das schöne Brauchtum unserer schwäbisch-alemannischen Fasnacht vorstellen“, verkündete Moderator Claus Möricke am Freitagabend auf der großen Bühne neben dem Zeppelin-Denkmal.

Mit ihrem Schäfflertanz gaben die 35 Mitglieder der Schäfflergesellschaft Nonnenhorn eindrucksvoll Einblicke in die traditionsreiche und historische Geschichte jener Männer, die dem Handwerk des Fassbaues nachgingen. Wie Zunftmeister Tobias Hirlinger erklärte, datiert der in drei Abschnitten aufgeteilte Tanz aus der Zeit des Schwarzen Todes im Jahre 1517: „Der Tanz der Nonnenhorner Schäffler unter der Leitung von Uli Gierer und in Begleitung des Musikvereins Nonnenhorn besteht aus drei Tanzabschnitten mit jeweils drei Figuren. Bei den Kronentänzen kommt zusätzlich der Kronenträger hinzu, während zwei als Clowns verkleidete Spaßmacher für ausgelassene Heiterkeit sorgen“, erklärte der Nonnenhorner Zunftchef, bevor die Reifenschwinger und Küfer mit ihrem Küferschlag unter anderem auf Oberbürgermeister Andreas Brand, Landrat Lothar Wölfle und die Zunftmeister Oliver Venus und Lothar Berger aus Langenargen ihr Glas erhoben. Seit 1846 wird der Schäfflertanz alle sieben Jahre aufgeführt und hat dazu beigetragen, dass Nonnenhorn weit über seine Grenzen hinaus bis nach Berlin, München, Dresden oder Wien als Weindorf am Bodensee bekannt ist.

„Gang net naöh ans Wasser na, sonst holt die dr Gauga Ma!“

Anmutend und graziös präsentieren sich die Hofnarren der Narrenzunft Wolkenschieber Heiligenberg. Mit ihrer in der Region eher seltenen Halbmaske, wie man sie sonst nur aus dem venezianischen Karneval kennt, tauchten die Hofnarren in die Geschichte der Fürstenberger ein, als der letzte Hofnarr im 17. Jahrhundert in Donaueschingen auftrat. „D, Welle kommet, dugget euch“: Schaurig und mächtig tanzten die Doldä-Butzer der Häfler Bodenseenarren. Mit seinem mächtigen und grimmigen Gesicht bewacht die Sagengestalt im Winter die Fauna und Flora am heimischen Bodenseeufer vor unerwünschten Eindringlingen, während der „Gauga Ma“ der Narrenzunft Ulm nach einer alten Sage die Bewohner bei Mondschein ins Wasser lockte und Angst und Schrecken verbreitete.

„Daher auch der Spruch: „Gang net naöh ans Wasser na, sonst holt die dr Gauga Ma!“, wusste Claus „Möre“ Möricke zu berichten. „Mir hat dieses kurzweilige Programm gut gefallen, vor allem, weil die Tänze nicht, wie heutzutage oft üblich, mit moderner Discmusik, sondern mit authentischer und daher passender Begleitung unterlegt wurden. Narri-Narro – schade, dass viele Zuschauer aufgrund des Regens das Spektakel nicht zu Ende gesehen haben“, meinte dann auch Silvio Berger aus Neu-Ulm, bevor es ihn zum Weiterfeiern in eines der närrischen Zelte zog.