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Echt Bodensee Card: Die Fronten bleiben verhärtet

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Papierversion der Echt Bodensee Card vereinfacht das System, zufrieden sind die Kritiker damit trotzdem nicht
Veröffentlicht:11.04.2018, 16:21

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Wie geht’s weiter mit der Echt Bodensee Card (EBC)? Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kritik aus Reihen der Gastgeber stellte Landrat Lothar Wölfle auf einer Informationsveranstaltung für Touristiker am Dienstagabend fest: „Wir haben kein EBC-Desaster, sondern ein Diskussionsproblem.“ Letzteres bestätigte auch die Diskussion an diesem Abend.

Als vier Kommunen die von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) betriebene Echt Bodensee Card im vergangenen Jahr einführten, ging das alles andere als reibungslos vonstatten. Vor allem in Langenargen und Uhldingen-Mühlhofen kritisierten manche Gastgeber das Chipkarten-System als zu aufwändig und zu teuer. Auch die Verpflichtung der Gastgeber, vor Herausgabe der EBC eine datenschutzrechtliche Erklärung von ihren Gästen unterschreiben zu lassen, stieß auf Ablehnung. Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim bestätigte sie in diesem Punkt. Die Kritiker forderten ein einfacheres Gästekartensystem – als Vorbilder dienten ihnen die Konus-Karte aus dem Schwarzwald oder auch die VHB-Karte aus dem Kreis Konstanz.

Zum Start der Saison 2018 haben die Gastgeber so ein einfacheres System bekommen. In Folge der Insolvenz des technischen Partners, der Geios AG, und aufgrund der mangelnden Akzeptanz seitens der Gastgeber ist die Plastikkarte mit Chip einer Gästekarte aus Papier mit Strichcode gewichen. Zufrieden sind die EBC-Gegner dennoch nicht. In der Informationsveranstaltung äußerten sie teils hoch emotional unter anderem Kritik am mangelhaften ÖPNV-Angebot und dem im Verhätnis dazu aus ihrer Sicht zu hohen Beitrag von 75 Cent, der pro Gast und Übernachtung an den Verkehrsverbund bodo zu leisten ist – dafür, dass Gäste mit der EBC kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen. Ein weiterer Kritikpunkt: dass der Landkreis Konstanz nicht mitmacht und generell der Geltungsbereich der EBC zu klein sei.

„Wir brauchen eine Karte, die rund um den See gilt“, forderte eine Gastgeberin – woraufhin Lothar Wölfle einfach mal aufzählte, was er selbst alles gerne hätte, und zwar möglichst sofort: die neue B 31, eine elektrifizierte Süd- und Bodenseegürtelbahn, einen sich selbst finanzierenden Flughafen und, und, und. „Wir alle hätten gerne eine Gästekarte, die rund um den See gilt. Das geht aber nicht von heute auf morgen, sondern muss sich entwickeln“, so Wölfle. Außerdem erinnerten der Landrat und auch DBT-Geschäftsführer Enrico Heß daran, dass auch die Gästekarten Konus und VHB einst mit einer Handvoll Kommunen gestartet waren.

Um im ersten Schritt zumindest innerhalb der DBT-Landkreise die Gästekarte in die Fläche zu bringen, appellierte nicht nur Lothar Wölfle an die Solidarität innerhalb der Tourismusbranche, sondern auch der Überlinger Kreisrat und Gastwirt Michael Jeckel. Von vielen Gästen – und auch Gastgebern, die mit der EBC sehr zufrieden seien, berichtete indes der Langenargener Dehoga-Vorsitzende Roman Wocher – und erhielt nicht weniger Applaus als die Kritiker.

Ziel bleibt eine Chipkarte

Dass die Gegner vorerst Gegner bleiben, dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Papier-EBC nur eine Zwischenlösung sein soll. Wie Enrico Heß erneut bekräftigte, bleibt das Ziel, in dieser Hochtechnologieregion nicht einfach das nachzumachen, was andere längst haben, sondern mit einer digitalen Lösung voranzugehen. Der Auftrag an die DBT laute allerdings, ein System zu finden, das die Gastgeber akzeptieren. Bis dahin wird die größte Herausforderung sein, die Gästekarte in möglichst vielen Kommunen zu etablieren. Eine entscheidende Rolle dürfte dabei spielen, ob es gelingt, touristische Schwergewichte wie Lindau, Überlingen, Meersburg oder Friedrichshafen ins Boot zu holen.