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Topgesetz

Die Topgesetzen kommen in Überlingen in Fahrt

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Die topgesetzten Kai Wehnelt, Louis Wessels und Titelverteidiger Peter Heller kommen beim 15 000-Dollar-Tennisturnier in Überlingen in Fahrt
Veröffentlicht:23.08.2019, 13:14

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Ein wenig Pech hat Markus Dufner , Organisator der Überlingen Open, in diesem Jahr ja schon. Erst sagt ein Turnierfavorit ab, dann regnet es am Dienstag so sehr, dass fast gar nicht gespielt werden kann. Am Donnerstag traten die drei Topplatzierten deshalb vormittags – vor eher kleiner Zuschauerkulisse – zur zweiten Runde an.

„Ich hätte natürlich lieber das Topspiel am Abend, so wie bisher eigentlich immer“, sagt Dufner. „Aber das Einzel geht vor und muss demzufolge als erstes über die Bühne gehen.“ Im Vorfeld musste er schon die Absage eines Turnierfavoriten verdauen: Peter Torebko, die letztjährige Nummer zwei und langjähriger Gast in Überlingen, wollte erneut in seinem „Wohnzimmer“ antreten, „aber er musste in Italien spielen, weil das Turnier dort höher dotiert ist. So besagen es die Regeln, die allerdings in zwei Wochen schon wieder der Vergangenheit angehören“, sagt Dufner, der zugibt, dass ein weiterer Top-400-Akteur der zwölften Auflage gutgetan hätte.

Immerhin werden die anwesenden Favoriten ihrer Rolle bisher gerecht. Kai Wehnelt, Louis Wessels und Titelverteidiger Peter Heller zogen ins Viertelfinale des Turniers ein. Und auch sie sind in Überlingen keine Unbekannten. Der 27-jährige Peter Heller aus der Oberpfalz schlägt inzwischen das fünfte Mal am Bodensee auf. Er ist „gut drauf“, wie er selbst sagt. Sein Kontrahent im Achtelfinale, Valentin Günther, bekam dies beim 6:4, 6:3 zu spüren. „Wenn du einen guten Lauf hast und selbstbewusst bist, kann es schnell wieder in die Regionen um 200 gehen“, weiß der Rechtshänder, der auf ITF-Ebene bisher elf Turniere gewinnen konnte und auf der Weltrangliste derzeit den 341. Rang einnimmt. Ende 2018 war er noch 271. Das Preisgeld wie auch das Antreten für Amberg in der zweiten deutschen Liga und für Kirchdorf in Österreichs Tennis-Oberhaus garantieren die Kosten, die für die Turniere – als nächstes auf Mallorca und Triest – anfallen.

Nur nach oben ging es bisher für Kai Wehnelt, der sich allerdings auch erst 2018 für den Tenniszirkus entschieden hat. „Ich bin 2014 nach Hawaii gegangen, war dann in Utah und war 2017 mit dem College-Tennis fertig. Danach habe ich Preisgeldturniere gespielt. 2018 kam die Überlegung: wie weit kann ich kommen, wobei ich mir keine bestimmte Platzierung zum Ziel gesetzt habe. Durch die Unterstützung des hessischen Tennisverbands in Offenbach klappt es bis jetzt ganz gut“, sagt der 23-jährige vom Regionalligisten TC Bad Homburg, der jedoch wie Heller und Wessels (gegen den er 2018 in Überlingen in Runde zwei unterlag) ohne Trainer am See weilt.

Freunde und Konkurrenten

Die drei kennen sich gut. „Freunde sind auf den Turnieren eine moralische Unterstützung, wobei man gegen sie freilich am liebsten erst im Finale spielt“, sagt Wehnelt, die Nummer 530 der Welt, lachend. Mit Peter Heller zog Wehnelt im Doppel-Viertelfinale den Kürzeren, ein weiterer Freund kam wiederum nicht über Runde eins hinaus: Patrick Zahraj musste sich Wessels 3:6, 1:6 geschlagen geben. Um die Kosten auf den Turnieren so gering wie möglich zu halten, übernachtete der 23-Jährige in Trier schon mal zwei Nächte im Auto, auch Trainerstunden oder Ligaspiele in Italien helfen dem vierfachen Turniersieger über die Runden. 2160 US-Dollar und zehn ATP-Punkte bekommt der Sieger in Überlingen.

Mit Louis Wessels ist eine der größeren deutschen Nachwuchshoffnungen das vierte Mal am Bodensee. Drei Bänderrisse in den letzten sechs Monaten verhinderten eine bessere Platzierung als den derzeitigen 395. Platz. Als 17-Jähriger stand der gebürtige Bielefelder in Wimbledon schon im Doppel-Halbfinale der Junioren. „Bis letzten November ist es super gelaufen, dann kam der erste Bänderriss. Aber Verletzungen gehören dazu“, sagt der Zwei-Meter-Mann, der derzeit mit seinem Vater als Trainer reist und 2:0 gegen Wehnelt führt. Rund vier Jahre gehörte der 20-Jährige dem Bundesstützpunkt Hannover an, „dann haben wir uns gemeinsam entschieden, dass wir uns trennen“, so Wessels.

Während es für viele Besucher der Überlingen Open nicht schnell genug gehen kann und sie am Tableau bemerken, „der kommt auch nicht wirklich voran“, sieht das Markus Dufner gelassener. „Viele meinen immer, pro Jahr müsste es 100 Plätze nach oben gehen. Aber ein 20-Jähriger wie Louis muss noch nicht hektisch werden. Die Zeiten der 17-jährigen Wunderkinder à la Bum-Bum-Becker sind schon längst vorbei.“ Vorbei ist das Turnier auch für den Konstanzer Rene Schulte, der laut Dufner seinen „dritten Frühling“ erlebt. Mit 3:6, 6:3 und 2:6 gegen Bruno Sant’anna (BRA/5) verabschiedete sich der 30-jährige Lokalmatador im Achtelfinale.