StartseiteRegionalBodenseeFriedrichshafenDie Türkeipolitik bewegt die Azubis

Türkeipolitik

Die Türkeipolitik bewegt die Azubis

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Direktkandidaten diskutieren mit jungen Menschen bei MTU
Veröffentlicht:08.09.2017, 10:42

Von:
Artikel teilen:

Bildung, Digitalisierung und Industrie 4.0: Über diese Themen haben Kandidaten des Wahlkreises Bodensee am Donnerstag bei der MTU Friedrichshafen gesprochen. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung hat die Veranstaltung organisiert. Alice Weidel, Kandidatin der AfD, habe man nicht eingeladen, weil sie zum Zeitpunkt der Planung bei keiner öffentlichen Veranstaltung in Friedrichshafen aufgetreten sei. Das teilte ein Sprecher der MTU auf Anfrage mit.

Lothar Riebsamen (CDU), Leon Hahn (SPD), Markus Böhlen (Grüne), Christian Steffen-Stiehl (FDP) und Claudia Haydt (Linke): Alle Politiker betonten, dass sie sich für eine gute Bildung einsetzen wollen. In ihrer Argumentation hoben sie jedoch unterschiedliche Aspekte hervor. „Bildung ist immer noch stark vom Elternhaus abhängig“, sagte Hahn. Die Politik müsse für Chancengleichheit sorgen. Böhlen, der selbst Lehrer ist, beklagte, dass bereits nach der vierten Klasse über den weiteren Bildungsweg von Kindern entschieden werde. Das sei zu früh. Und Riebsamen sagte, dass die digitale Ausstattung in Schulen gefördert werden müsse. Der Bund sei in der Pflicht, deutschlandweit 40 000 Schulen mit schnellem Internet auszurüsten.

Die Digitalisierung stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Damit alles funktioniert, müsse überhaupt erst die Infrastruktur vorhanden sein, sagte Steffen-Stiehl . Die Telekom vernachlässige den Ausbau des schnellen Internets. Deshalb sei es sinnvoll, das Unternehmen zu privatisieren, um den Wettbewerb zu fördern. „Inzwischen ist die Telekom ein Global Player, die schützende Hand des Staates braucht sie nicht mehr“, fügte der Politiker hinzu. Für Haydt steht hinter dem schleppenden Ausbau eine andere Ursache: „Die Telekom agiert bereits als Privatunternehmen“, so die Linke. Es sei gut, dass der Staat eingreifen könne. Das solle er auch tun.

Fragen der Auszubildenden

Die Auszubildenden hatten die Möglichkeit, den Kandidaten Fragen zu stellen. Ein Zuhörer kritisierte, dass viele Arbeitnehmer in Deutschland nur befristete Arbeitsverträge erhielten und im System der Zeitarbeit gefangen seien. Dabei handle es sich – so der Zuhörer wörtlich – um „eine Sauerei“. Er wollte von Steffen-Stiehl wissen, wie seine Partei dazu steht. „Wir möchten flexible Arbeitsverträge nicht pauschal verbieten“, antwortete der FDP-Politiker. Für Unternehmen, die Personal für zeitlich begrenzte Projekte benötigen, sei die Regelung wichtig. Aber ihren Missbrauch wolle er unterbinden.

Zusätzlich hatten die Organisatoren vor der Veranstaltung weitere Fragen gesammelt, die Diskussionsleiter Joao Sampaio den Politikern stellte. MTU habe einen großen Standort in der Türkei, ließ er wissen. Deshalb würde es die Auszubildenden interessieren, wie die Politik mit dem türkischen Präsidenten Erdogan umgehen wolle. Daraufhin erklärte Riebsamen, dass viel diplomatisches Geschick erforderlich sei. „Wir müssen im Gespräch bleiben, aber auch klare Grenzen setzen“, fügte er hinzu. Die Einschränkung der Pressefreiheit und Inhaftierung deutscher Staatsbürger sei nicht akzeptabel. Auf die nächste Frage, welche Schwerpunkte die Linkspartei in der Rentenpolitik setze, antwortete Haydt: „Wer ein Leben lang gearbeitet hat, soll nicht mehr zum Amt gehen müssen.“ Altersarmut sei in Deutschland ein Problem.

Am Ende der Podiumsdiskussion gaben die Politiker kurze Statements ab, in denen sie ihre Kernforderungen und Wahlversprechen wiederholten. Und Sampaio, der genau auf die Einhaltung der Redezeit achtete, forderte die Zuhörer auf, wählen zu gehen.