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Hexennacht

Die Hexennacht wird zur Mega-Sause

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Friedhofshafen? Seinem Image als Tote-Hose-Stadt ist Friedrichshafen am Samstagabend wahrlich nicht gerecht geworden - zumindest nicht im Narrendorf im Uferpark.
Veröffentlicht:03.02.2019, 16:56

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Friedhofshafen? Seinem Image als Tote-Hose-Stadt ist Friedrichshafen am Samstagabend wahrlich nicht gerecht geworden - zumindest nicht im Narrendorf im Uferpark. Als der Bus Richtung Stadtbahnhof abbiegt, sind die Bässe aus den Zelten an der Uferpromenade bereits deutlich zu spüren. Die Uhr zeigt gerade mal 18.30 Uhr, doch die Party ist offensichtlich bereits voll im Gang. Ein erster flüchtiger Blick in Zelt Nummer eins bestätigt den Eindruck: Der Hasenstall ist ziemlich gut gefüllt.

Party und Brauchtumspflege

Doch Fasnet heißt nicht nur Party machen. Fasnet soll in erster Linie Brauchtumspflege sein. Und die soll heute nicht zu kurz kommen. Schon eine halbe Stunde, bevor der Fanfarenzug Brochenzell den Beginn der Hexenrauhnacht einläutet beziehungsweise eintrommelt, sind die Zuschauerplätze entlang der Absperrgitter vor der Eventbühne komplett belegt.

In Dreierreihen warten die Freunde des Brauchtums gespannt darauf, dass der Hexenmeister des Alemannischen Narrenrings aus allen Richtungen seine Hexen herbeiruft. Mehrere Hundert sind es schließlich, die sich vor ihm versammeln, niederknien und ein wirklich beeindruckendes Gesamtbild ergeben. Nach den Tänzen der Wald-, Buchhorn- und Neideck-Hexen schickt der große Meister seine Hexenschar hinaus in die Nacht und gibt damit auch den Startschuss fürs ausgelassene Treiben im Narrendorf.

Schwäbischer Döner und Cevapcici

Zeit für einen kleinen Snack. Die Auswahl auf der von Food-Trucks gesäumten närrischen Meile am See ist stattlich, reicht von der klassischen Roten bis zum Veggie-Burger, von Flammkuchen bis Cevapcici. In die engere Auswahl schaffen es der Badische und der Schwäbische Döner. Die Wahl fällt – natürlich – auf Letzteren und ist eine ausgesprochen gute. Sehr lecker das scharfe Grillwürstchen mit Zwiebeln, Grünzeug und Soße .Frisch gestärkt lautet die Devise: erst mal die Lage checken und in jedes Zelt hineinspitzeln.

Vor dreien bilden sich bereits Warteschlangen – dabei ist’s noch nicht mal 21 Uhr. Wow. Zelt Nummer zwei ist zwar ebenfalls schon ziemlich voll, aber das Durchkommen scheint noch machbar – ist aber schließlich auch das größte Zelt. Auf der Bühne beweist die Froschenkapelle, dass angesagter deutscher Radiopop auch in der Blaskapellenversion funktioniert – auch wenn bei Mark Forsters „Chöre“ der Chor der mitsingenden Narren noch ausbaufähig ist. Man merkt: Das Publikum ist hier im Schnitt etwas älter – und viele Narren tummeln sich hier erstmal in Grüppchen, um zu quatschen und Freundschaften zu pflegen.

Die Bässe wummern durchs Zelt

Im Hasenstall ist die Quote der Zunfthästräger deutlich geringer, das Durchschnittsalter niedriger, das Gedränge größer und der Stimmungspegel schon etwas weiter fortgeschritten. Die Schnättermusik gibt Vollgas – beim gemeinsamen Niederknien mit anschließendem Hochhüpfen machen allerdings nur die vordersten Reihen richtig mit. Weiter hinten scheint man eher auf den DJ-Sound von Stefan von Bierkeller abzufahren, der nach einigen Minuten wieder übernimmt.

Dumpfe Bässe wummern auch aus Zelt Nummer vier. Während draußen in der Warteschlange Geduld gefragt ist, brodelt’s drinnen. Das vom Fanfarenzug Graf Zeppelin ausgerufene Motto „Fiesta Mexicana“ scheint sich vor allem auf Deko und Getränke zu beziehen. Ob gegen später auch Mariachi-Musik oder zumindest ein doppeltes Rex-Gildo-„Hossa“ erklingen wird? Erscheint zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich. Ist aber auch egal. Auf die Stimmung kommt’s an. Und die passt.Wer zu Schlager, Pop und Neue Deutsche Welle feiern mag, wird in Zelt Nummer drei bestens bedient - wo vor allem vor der Bühne kräftig mitgesungen und getanzt wird. Mitsingen lautet auch in Zelt Nummer fünf die Devise: „Mich hat ein Engel geküsst.“ Schräg gegenüber, in der Schirmbar, wird zeitgleich ebenfalls ein Engel besungen, allerdings in einer etwas anderen Stilrichtung – von Rammstein.

Kaum einen hält es auf den Bänken

Vom kleinsten geht’s schließlich noch ins größte Zelt, wo die Aufwärmphase längst passé ist. Spätestens bei der „Fischerin vom Bodensee“ hält es kaum noch jemanden auf den Bänken. Und wie gefällt den Narren die Mega-Sause? Je nach Alter und Alkoholpegel variieren die Kommentare zwischen „Subber“ und „Geeeeeeeiiiiil“!Auch wenn die Zelte mittlerweile allesamt voll sind, ist die Menge derer, die sich dazwischen bewegt, gegen 23 Uhr noch beträchtlich. Und wie schaut’s außerhalb des Narrendorfs aus? Auch das Zelt am Spitalkeller ist ordentlich mit Feiernden gefüllt, ansonsten wirkt die Innenstadt wie meistens um diese Jahres- und Uhrzeit: weitestgehend verlassen. Nur vereinzelt begegnet man Menschen auf den Straßen. Während sich im Rewe am Stadtbahnhof vereinzelte Partygänger mit Energydrinks und Knabberzeug eindecken, bilden sich draußen an den Bushaltestellen die ersten größeren Wartegrüppchen für die Heimfahrt. Die Müllinseln rund um die Abfallbehälter in der Grünanlage dürften sich in den folgenden Stunden wohl noch deutlich ausweiten. Gefeiert wird noch bis tief in die Nacht beziehungsweise bis in den frühen Morgen.