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Katastrophe

„Desinteressierte Menschen sind eine Katastrophe“

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Jahreshauptversammlung der Kreisstelle des Hotel- und Gaststättenverbands
Veröffentlicht:13.11.2018, 15:53

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Kontinuität bei den Hoteliers und Gastronomen am Bodensee: Bei ihrer Jahreshauptversammlung am Montag vor 100 Mitgliedern im Restaurant „Zeppelin-Hangar“ wurde der komplette Vorstand einstimmig wiedergewählt. Nach 33 Jahren als Geschäftsführer verabschiedete sich Bernd Dahringer in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Torsten Liszka (33) aus Ravensburg. Vom Schweizer Professor Beat Krippendorf gab es Tipps für nachhaltigen Erfolg im Geschäftsleben.

Der alte und neue Kreisvorsitzende Horst Müller gab einen Überblick über die zurückliegende Vorstandsarbeit und nannte die Branchen Tourismus und Gastronomie mit ihrer höheren Arbeitnehmerzahl als die Autoindustrie einen Erfolgsmotor im Land. Im Hinblick auf die Forderung nach einem flexiblen Arbeitszeitmodell, in der man wichtige Signale senden konnte, forderte er von der Landespolitik mehr Druck auf Berlin und unter anderem weniger Bürokratie. Schon ein „normaler Wirt“ verbringe heute in der Woche 13 Stunden im Büro.

Müller wurde bei den Wahlen ebenso einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt wie sein alter wie auch künftiger Stellvertreter Uwe Felix und Schatzmeisterin Silvia Göppinger, die von einem erfreulichen Kassenstand berichten konnte. Kassenprüfer Hubert Maier hatte von einer einwandfreien Finanzführung berichtet und die Versammlung ihr einstimmig Entlastung erteilt. In seiner letzten Wortmeldung als Geschäftsführer sprach Bernd Dahringer das Problem „Internetpranger“ an und nannte es einen Skandal, dass Verstöße gegen Lebensmittelvorschriften sechs Monate lang im Netz veröffentlicht werden dürfen, ohne die Rechtskraft einer solchen Verurteilung abzuwarten. Erfreulich nannte er Regelungen bei Minijobbern bezüglich der Arbeitszeit. Wichtig sei, dass starre Regelungen entfallen. Hier bleibe man am Ball, um eine Lockerung zu erhalten.

„Menschlichkeit“ bezeichnete der Schweizer Professor Beat Krippendorf in seinem Vortrag sowohl als Erfolgsprinzip für Mitarbeiterführung als auch für Kundennähe. Kunden könnten mit ausstrahlender Nestwärme und Stallgeruch gewonnen und gehalten werden, „Sie müssen nur das Feintuning machen“, riet er den Gastronomen und Hoteliers, an die er appellierte, sich von „schwarzen Schafen und Jammerlappen“ nicht demotivieren zu lassen. In Sachen Kundenbeziehung, Kundennähe, Motivation und Führung setzt er auf „die Kraft der Emotionen“. „Passen Sie auf ihre Kultur“ (in ihren Häusern) auf, berichtete er von einem Fünf-Sterne-Tempel im Salzkammergut, wo exakt die Fehlanzeige war.

Wenn Kunden ausblieben, liege das zu 68 Prozent an Mängeln im Dienstleistungsbereich. Um dauerhaften Erfolg zu haben sei die zwischenmenschliche Wertschätzung wichtig. „Innovation beginnt im Kopf“, meinte Krippendorf ironisch, und: „Viele sind mit 18 gestorben, werden aber erst mit 80 beerdigt“. Oder: „Burnout ist auch eine Qualifikation, denn was ausbrennt muss einmal gebrannt haben“. „Die Kunden werden immer dankbarer für Zuwendung, Spitzen-Service und Qualität“, weiß der, dass Digital zwar helfe, aber Analog entschieden werde. Und: Es geht um ihre Persönlichkeit“. Der Referent rief den Mitgliedern zu, Mitarbeitern wie Kunden Rückmeldung zu geben, denn „desinteressierte Menschen sind eine Katastrophe“ und „Emotion seelische Energie“.

Für 40-jährige Mitgliedschaft im Hotel- und Gaststättenverband am Bodensee wurde Anton Schühle von den „Torstuben“ in Tettnang geehrt. 25 Jahre sind Stefan Wocher vom Hotel „Amtshof“ in Langenargen, Horst Müller von der „Winzerstube“ in Hagnau, Michael Gürgen vom Schloss Montfort in Langenargen, Mariano Pusceddu vom „Schuppen 13“ in Langenargen und Frau Partikel vom Landgasthof „Apfelblüte“ in Salem dabei. Seit 15 Jahren Mitglied sind die Familie Bernd Reutemann aus Ravensburg, Dominique Essink vom Boutique-Hotel Friesinger in Kressbronn, Josef Biegger von der „Hopfenstube“ in Meckenbeuren, Paul Müller vom Landhaus Müller in Immenstaad und H. Heinzler vom Hotel Heinzler in Immenstaad.