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Theaterweisheit

David List setzt auf die Theaterweisheit

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Friedrichshafener Mountainbiker hofft bei der WM in Kanada auf den großen Auftritt
Veröffentlicht:28.08.2019, 21:22

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Nein, gut lief es bei David List in den letzten Wochen wirklich nicht. Weder sportlich, noch gesundheitlich. Auf die Europameisterschaft in Tschechien musste der 19-jährige Mountainbiker vom Radsportverein Seerose Friedrichshafen wegen Magenkrämpfen verzichten, beim Weltcup in Trentin stürzte List und zog sich eine Verletzung unterhalb des Knies zu. Die Risswunde musste mit vier Stichen genäht werden und quälte die deutsche Nachwuchshoffnung auch beim anschließenden Weltcuprennen in Lenzerheide. Die Folge: ein schwacher Platz 52. „Das ist absolut nicht mein Anspruch“, sagt List.

Ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft soll nun die Wende gelingen. Seit Mittwoch kämpfen die besten Mountainbiker der Welt im kanadischen Skigebiet Mont Sainte-Anne um die Regenbogentrikots, die die Weltmeister für ein Jahr tragen dürfen. List greift am Freitag (15.30 Uhr Ortszeit, 21.30 Uhr MESZ) ins Geschehen ein – und ist durchaus optimistisch. „Ich visiere die Top 15 an“, sagt der Häfler vor dem Rennen der U23-Junioren. Für List wäre dies die beste Platzierung überhaupt. Im Weltcup hat er es nie besser als auf Platz 18 geschafft. Die Zielvorgabe zeigt, das Selbstbewusstsein des 19-Jährigen hat unter den Enttäuschungen der letzten Wochen nicht gelitten. „Ich habe gut sortieren können, woran es lag“, sagt er.

Mittlerweile sei die Wunde am Knie gut verheilt und die leichte Grippe, die ihn in den vergangenen Tagen noch schwächte, ausgestanden. „Ich glaube nicht, dass es mich beeinträchtigt. Das wird schon werden“, ist List guter Dinge. Bereits am Mittwoch vor einer Woche ist der Friedrichshafener, der mittlerweile in Freiburg lebt, mit der deutschen Mannschaft nach Übersee gereist und konnte sich so frühzeitig akklimatisieren. „Mittlerweile passt auch der Schlafrhythmus wieder“, sagt er mit einem Lächeln.

Der Jetlag war durchaus eine Umstellung für den Mountainbiker, der zum ersten Mal überhaupt in Kanada an den Start geht. „Das ist alles neu für mich“, sagt er und berichtet begeistert von der Strecke, auf der er am Freitag möglichst weit nach vorne fahren möchte. „Die Strecke hat es in sich und verlangt uns alles ab.“ Neben mehreren steilen Anstiegen werden vor allem die sehr naturbelassenen Abfahrten die Fahrer fordern. Keine Wurzel, kein Stein darf übersehen werden. „Da bleibt keine Zeit sich zu erholen. Wenn man einen Moment nicht aufpasst, gibt es Schäden am Material oder Körper.“ David List schreckt das aber nicht ab – im Gegenteil: „Mir liegen solche technischen Strecken.“

Gleich fünf deutsche U23-Fahrer sind mit nach Kanada gereist. Im Vorfeld konnten sich die Nachwuchsfahrer austauschen und gegenseitig Tipps geben. Mit Max Brandl ist auch ein Medaillenkandidat dabei. Wie List fährt Brandl während der Saison für das Team Lexware aus Hinterzarten. Am Freitag werden sie jedoch das Nationaltrikot mit dem Bundesadler auf der Brust überziehen. „Das macht einen schon stolz“, sagt List. Überhaupt: „Mit dem ganzen Drumherum und den Zeremonien hat eine Weltmeisterschaft natürlich ein ganz anderes Flair als ein Weltcup.“

Dennoch will er das Rennen angehen, wie jedes andere auch – mit dem Unterschied, dass am Ende ein deutlich besseres Ergebnis herauskommen soll als zuletzt. „Ich sehe das wie im Theater: Die Generalprobe war nicht gut, aber vielleicht wird der Auftritt dann umso besser.“