StartseiteRegionalBodenseeFriedrichshafenBranche leidet unter Materialengpässen und Rohstoffmangel

Materialengpass

Branche leidet unter Materialengpässen und Rohstoffmangel

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Handwerkskammer Ulm kritisiert angedachte Verländerung der Kurzarbeitsregelungen
Veröffentlicht:21.11.2021, 10:00

Artikel teilen:

Die Handwerkskammer Ulm meldet Bedenken an gegen eine weitere Verlängerung der erleichterten Kurzarbeitsregelung über den Jahreswechsel hinaus. „Kurzarbeit ist ein wunderbares Instrument, um vorübergehend Beschäftigung zu sichern. Aber eben bewusst nur vorübergehend, denn sie verzerrt unseren Fachkräftemarkt und schläfert ihn förmlich ein. Wir halten Beschäftigung in einem Betrieb künstlich aufrecht, während wir in anderen Bereichen händeringend Fachleute suchen und dort durch diese künstlich verordnete Verknappung Schaden entsteht“, sagt Hauptgeschäftsführer Tobias Mehlich . Wenn die epidemische Notlage Ende November auslaufe, sei dies laut Pressemitteilung der richtige Zeitpunkt, auch die pandemiebedingten Eingriffe in den Arbeitsmarkt zu beenden.

Mehr als 80 Prozent der Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee würden derzeit mit Materialengpässen und knappen Rohstoffen sowie steigenden Materialpreisen, wird in einer Konjunkturumfrage der Handwerkskammer zum dritten Quartal 2021 festgehalten. Die Kundenaufträge seien zwar vorhanden, Materialknappheit und die Lieferzeiten drückten jedoch die Stimmung im Handwerk.

Ähnlich ginge es laut Mitteilungen vielen Industrieunternehmen. Diese nutzten nach wie vor umfassend das Instrument der Kurzarbeit, um ihre Beschäftigten trotz Materialengpässen und knappen Rohstoffen subventioniert im Betrieb zu halten. Die Industrieverbände würden von der Bundespolitik eine neuerliche Verlängerung der Kurzarbeiterregelung fordern. „Es fehlt Material und mehr noch: Es fehlen uns Menschen in den Betrieben. Und diese Not verstärkt die Kurzarbeit noch“, so Mehlich.

Man müsse in die Überlegungen jetzt unbedingt mit einbeziehen, dass manche Betriebe über die staatlich subventionierte Kurzarbeit Fachkräfte, die sich sonst auf dem Arbeitsmarkt nach anderen Jobs umschauen würden, an sich binden. Es sei, so die Handwerkskammer Ulm weiter, jedoch überlegenswert, diese auch mithilfe der Arbeitsagenturen in andere regionale Betriebe wechseln zu lassen und weiterzuentwickeln.

Der Fachkräftemarkt sei umkämpft und biete Chancen für die Betroffenen auf eine langfristige Umorientierung. Derart langanhaltende staatliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt müsse man deshalb im Handwerk kritisch sehen. „Die Chefinnen und Chefs in den Handwerksbetrieben würden sich über Bewerbungen freuen. Es ist dort eine Menge an Arbeit vorhanden“, so Mehlich.

Zahlreiche Unternehmen und Großbetriebe machen nach wie vor von den attraktiven Corona-Kurzarbeitsmodellen Gebrauch. Diese Modelle ermöglichten es den produzierenden Unternehmen, weiter kostenoptimiert zu arbeiten. Sie könnten Teile ihrer Personalkosten über die Kurzarbeitsregelungen über die Versichertengesellschaft zurückerhalten. So können sie über Kurzarbeit ihre Belegschaften halten und gleichzeitig nicht zuletzt mithilfe öffentlicher Leistungen das eigene Jahresergebnis sichern.

Diese Subventionierung der Unternehmen gehe aber laut Handwerkskammer auch zu Lasten der kleineren Handwerksbetriebe, die verstärkt Fachkräfte auf dem gleichen Arbeitsmarkt suchen, den die Kurzarbeit aushebelt. „Eine Verlängerung der Verlängerung der Verlängerung der Sonderregelungen zur Kurzarbeit verlängert nur eins unnötig – und zwar den Krisenmodus. Der Arbeitsmarkt zeigt momentan eine positive Entwicklung. Unsere Mitgliedsbetriebe sind aktiv auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften und haben das Nachsehen, weil die erforderlichen Arbeitskräfte wegen komfortabler Sonderregelungen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Das darf so nicht sein, schließlich kämpfen alle Betriebe mit den gleichen schwierigen Bedingungen“, so Hauptgeschäftsführer Mehlich abschließend.