StartseiteRegionalBodenseeFriedrichshafenBischof Fürst spricht über das Christsein

Christsein

Bischof Fürst spricht über das Christsein

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Bei der „Kleinen Kirche“ in St. Petrus Canisius feiert er mit Dekan Bernd Herbinger Eucharistie
Veröffentlicht:03.08.2020, 13:47

Artikel teilen:

Gläubige treffen sich am Ende jeder Arbeitswoche in der katholischen Kirche St. Petrus Canisius, um mit Pfarrer und Dekan Bernd Herbinger in einer schlichten und doch intensiven Art Eucharistie zu feiern. Zur „Kleinen Kirche“, wie das Format heißt, kam am vergangenen Freitag Bischof Gebhard Fürst. Der Gast aus Rottenburg erzählte im Predigtdialog sehr persönlich, was ihm in diesen Tagen Halt gibt, wie die Diözese mitteilt.

Für seinen priesterlichen Dienst wählte Fürst bei seiner Weihe vor 43 Jahren den letzten Bibelvers des Matthäusevangeliums, in dem Jesus sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeit.“ Diese Zusage gebe ihm heute wie damals Kraft und Zuversicht, verriet der promovierte Theologe. Er berichtete auch, dass er auf dem Flachdach seines Bischofshauses eine Insektenwiese sowie eine Photovoltaik-Anlage einbauen ließ, mit der er ein Elektroauto betankt. Die Bewahrung der Schöpfung sei für ihn eine persönliche Konsequenz aus dem Glauben an Gott als Erschaffer der Welt, betonte der Bischof.

Neben Insektensterben und Klimawandel ging der 71-Jährige, der für knapp 1,8 Millionen Katholiken in Württemberg zuständig ist, auch auf das Engagement für die Schwachen und gesellschaftlich Ausgegrenzten konkret vor Ort und in den Ländern der sogenannten Dritten Welt ein. Mit seinen Fragen versuchte Herbinger, eher den Menschen und Christen Gebhard Fürst anzusprechen, weniger den Amtsträger. Der Bischof ließ sich auf diese persönliche Art der „Kleinen Kirche“ ein. Stab und Mitra blieben an diesem Abend zu Hause.

Das Format gibt es inzwischen seit fünf Jahren. „Wo ist denn hier die kleine Kirche“, fragen Neugierige häufig, wenn sie das mächtige Gotteshaus im expressionistischen Stil betreten, berichtet Dekan Herbinger. Als engagierte Gemeindemitglieder zusammen mit dem Pfarrer das Format ins Leben riefen, kamen nur noch etwas mehr als ein Duzend Gläubige in den Werktagsgottesdienst am Freitagabend. Sie verteilten sich in der Kirche, da es für solche Anlässe keine kleine Seitenkapelle gibt. Das Team überlegte daher ganz bewusst, wie es in diesem großen Raum gelingt, mehr Gemeinschaft erlebbar zu machen. Mit viel Charme bewegten sie die Gottesdienstbesucher dazu, in den vorderen Bänken zusammenzurücken. Für die einzelnen Elemente der Eucharistiefeier wollten sie sich bewusst Zeit lassen und die Fürbitten sollten von den Gläubigen selbst kommen. Auf Anregung von Teilnehmern entstand vor dem Gottesdienst einmal im Monat ein meditatives Herzensgebet und einmal monatlich ein Austausch über eine Bibelstelle.

Auch wenn Corona wieder zum körperlichen Abstand zwingt, trägt die besondere Atmosphäre die Freitagabendgottesdienste weiterhin. Einen wesentlichen Beitrag leistet dabei die Musik. Beim Bischofsbesuch stimmte ein Gesangsquartett um Kantor Georg Hasenmüller ein- und mehrstimmige Lieder an. David Hegenauer verbreitete mit seiner Violine mal feierliche, mal meditative Klänge. Beide helfen, die Arbeitswoche hinter sich zu lassen.