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Asylheime sollen später Sozialwohnungen werden

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Kreistag beschließt 17 neue Flüchtlingsunterkünfte für 30 Millionen Euro – Gebäude können später leicht umgebaut werden
Veröffentlicht:23.02.2016, 18:53

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Der Bau von 17 neuen Asylunterkünften im Bodenseekreis für bis zu 30 Millionen Euro ist am Dienstag vom Kreistag beschlossen worden. Dass die Gebäude für knapp 1300 zusätzliche Flüchtlinge gebraucht werden, war im Kern unumstritten. Sorgen machten den Räten vor allem die Frage, wer am Ende die Rechnung bezahlt.

Es muss am Wahlkampf gelegen haben, dass die Kreisräte beim genannten Thema am Dienstag dermaßen ausgiebig einem Schlagabtausch frönten. Dabei gab es in der zentralen Frage – ob nämlich im Bodenseekreis schnell neue Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge gebraucht werden – keinerlei Dissens. „Wir werden dem Vorschlag wohl zustimmen“, hatte Dieter Hornung , CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, schon zu Beginn einer langen Erklärung zum Abstimmungsthema in Aussicht gestellt.

Damit war klar: Schon im laufenden Jahr wird das Landratsamt zwischen Kressbronn, Tettnang und Überlingen beginnen, etliche Grundstücke zu pachten und mit standardisierten und günstigen Gebäuden für Flüchtlingsunterkünfte zu bebauen. Wo die Standorte genau sind, darüber hüllten sich die Verantwortlichen – wohl aus Angst vor fremdenfeindlichen Anschlägen auf die Baustellen, wie jüngst in Oberteuringen – am Dienstag in Schweigen. Fest steht nur: Zu bereits vorhandenen rund 2200 Plätzen in verschiedenen Unterkünften im Kreis sollen einmal 1300 hinzukommen, um die weiter hohen Flüchtlingszahlen im Kreis bewältigen zu können. Damit wird wahrscheinlich Tettnang künftig mit rund 900 Flüchtlingen die meisten schutzsuchenden Menschen im ganzen Bodenseekreis beherbergen . Hier sollen beispielsweise fünf neue Unterkünfte gebaut werden inklusive Erweiterungsoption. Nach Tettnang werden Friedrichshafen (602) und Überlingen (415) die nächstgrößeren Flüchtlings-Standorte sein, jeweils mit einer Vielzahl kleinerer und größerer Heime.

Blankoschecks, K.O.-Kriterien

Zwei Ziele will der Kreis mit den neuen Gebäuden erreichen. Das Erstere dürfte allerdings ein frommer Wunsch bleiben: Durch die neuen Standorte sollen von Flüchtlingen belegte Sporthallen, wie es sie zum Beispiel in Eriskirch gibt, eines Tages wieder freigegeben werden. Angesichts von rund 300 Neuankömmlingen pro Monat ist das selbst mit dem 30-Millionen-Plan eher Wunschdenken. Leichter fällt da schon der Blick in die fernere Zukunft: Sollte es die Flüchtlingsunterkünfte eines Tages nicht mehr brauchen, sollen sie dank flexibler Bauweise rasch in Sozialwohnungen umgewandelt werden können. So werde zunächst die akute Not von Flüchtlingen, später die allgemeine Wohnungsnot im Kreis gelindert, hieß es am Dienstag.

Was Räte wie Dieter Hornung oder Frank Amann (FW) am Ende aber doch störte, war die Tatsache, dass der Kreis die Millioneninvestitionen zunächst vorschießen werden muss. Derzeit scheint unklar, wann das Land beziehungsweise der Bund den Kommunen einer eigentlich zugesagten Kostenübernahme für derlei Projekte wirklich nachkommt.

Da wurde im Rat eindringlich vor dem „Ausstellen von Blanko-Schecks“ gewarnt, was SPD-Mann Dieter Stauber dazu veranlasste, das Projekt doch bitte nicht mit irgendwelchen „K.O.-Kriterien“ im Kern zu gefährden. Am Ende war das Wortgeplänkel ganz schnell auf einen Punkt gebracht: Die Räte verabschiedeten die Neubaupläne einstimmig. Ergänzt wurde lediglich, abgesehen von Kleinigkeiten, dass spätestens 2017 eine konkrete Zusage auf Kostenübernahme durch das Land vorliegen müsse.

Die neuen Standorte

Friedrichshafen: Neue Unterkunft für 100 Personen, ohne Erweiterungsmöglichkeit (EM)

Tettnang: Fünf neue Unterkünfte für 395 Menschen, Option auf 67 weitere.

Bermatingen: 67 neue Plätze, Option auf weitere 67 Plätze

Owingen: 44 neue Plätze,

Uhldingen-Mühlhofen: 67 neue Plätze

Salem: Zweimal 100 neue Plätze, Option auf 67 weitere.

Heiligenberg: 67 neue Plätze, Option auf weitere 67 Plätze

Meersburg: 44 neue Plätze

Überlingen: 120 neue Plätze

Deggenhausertal: 67 neue Plätze, Option auf weitere 67

Neukirch: 67 neue Plätze.

Insgesamt: 1282 neue Plätze, 1445 sind bereits vorhanden.