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Überschwemmung

360 Unwetter-Einsätze in Friedrichshafen

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Regen, Sturm und Hagel richten Verwüstungen an – 360 Einsätze allein in Friedrichshafen
Veröffentlicht:09.07.2017, 16:09

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Starkregen, Sturm und Hagel haben am Samstagabend für Überschwemmungen und Verwüstungen im Bodenseekreis gesorgt. Friedrichshafen war besonders betroffen. Hier fielen bis zu 155 Liter Regen pro Quadratmeter. In Tettnang musste die Feuerwehr 23 Mal ausrücken, in Meckenbeuren verzeichnete die Wehr fünf Einsätze. Lindau kam dagegen glimpflich davon. Auch im Kreis Ravensburg hinterließ das Unwetter Spuren.

Heftige und schwere Regenfälle sind am Samstagabend nach einem heißen Tag am Bodensee heruntergekommen. Örtlich gab es dabei sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen – von 38 Litern pro Quadratmeter in Meckenbeuren bis zu 155 Litern in Friedrichshafen . Während das Wasser mancherorts als heftiger Regen fiel, gab es andernorts Hagel – von kleinen Körnchen bis offenbar zu Pfirsichkerngröße. Das Unwetter wurde von schweren Sturmböen begleitet.

Welche direkten Folgen gab es ?

Die Wassermassen sorgten allein schon für überflutete Straßen, Tiefgaragen, Wohnungen und Keller . In manchen Räumen stand das Wasser laut Feuerwehr bis zu anderthalb Meter hoch. Teilweise kam es zu kleineren Erdrutschen durch aufgeweichten Boden. Der Hagel machte alles aber noch schlimmer : „Der riss das Laub von den Bäumen“, erklärte Louis Laurösch, Feuerwehrkommandant in Friedrichshafen, das Problem. Dadurch seien Gullis und Abläufe verstopft worden, das Wasser konnte noch schlechter abfließen. Vereinzelt waren Straßen auch durch herabgefallene Äste unpassierbar.

Wer war betroffen?

Vom Einfamilienhaus bis zum Klinikum hat das Wasser unterschiedslos für Aufregung gesorgt. In Friedrichshafen war das nördliche Stadtgebiet, insbesondere Waggershausen, Jettenhausen, Wiggenhausen und das Wohngebiet am Riedlewald besonders betroffen. Vereinzelt mussten Familien von dort die Nacht in Notunterkünften verbringen. Außerdem kam es verstärkt zu Einsätzen in Fischbach . Kreisweit hat das Wetter vor allem Meersburg und Hagnau heimgesucht, Orte wie Markdorf oder Meckenbeuren hatten offenbar geringere Schäden.

Gab es herausragender Schäden?

Der Eingagsbereich im Klinikum Friedrichshafen war zeitweise überflutet. „Es hatte einen Rückstau in der Kanalisation gegeben“ sagte der Oberarzt der Anästhesie, Martin Eble, der als erster die Überflutung festgestellt hatte. Kurze Zeit später rückten zwei Feuerwehr-Fahrzeuge aus Markdorf und vier von der Feuerwehr-Stadtmitte an. Mit Unterstützung von Nasskehrmaschinen konnte der Bereich zumindest soweit wieder trocken gelegt werden. Auch der Zeppelin wurde vom Hagel getroffen: „Wir hatten das Unwetter auf unseren Wetterschirmen rechtzeitig lokalisiert und unseren Flugbetrieb bereits gegen 16 Uhr eingestellt“, sagte der neue Geschäftsführer der ZLT, Eckhard Breuer . Während der erste Zeppelin dann in die Werft eingefahren wurde, stand der zweite, als das Unwetter losging, noch draußen. Durch den Hagelschlag sei das Höhenruder am Heckantrieb betroffen worden, erklärte Breuer. „Nichts dramatisches, das bis kommende Woche wieder repariert werden kann.“ Wegen der Wassermassen war auch der Riedleparktunnel bis zum Sonntagmorgen gesperrt. Auch in der Gockelwerkstatt der Seegockel stand das Wasser. Am Flughafen Friedrichshafen drang Wasser aus den Decken ins Gebäude, der Flugbetrieb war bis auf eine geringe Verspätung aber nicht vom Unwetter betroffen. Einen massiven Wassereinbruch soll es auch im Materiallager der Sportbadbaustelle gegeben haben. Auch die Rettungsleitstelle im Landratsamt meldete einen Wassereinbruch. In Hagnau stürzte ein Baum auf ein Wohnmobil , in Immenstaad wurde auch ein Auto durch einen Baum beschädigt. Am Sonntag musste außerdem der Uferabschnitt Manzell-Fischbach gesperrt werden. Die Sperrung dauert an und betrifft den Bereich vom MTU-Werksgelände in Manzell, das Freizeitgelände Manzell, Seehag und Wiese unterhalb der Tannenhagschule bis zum Frei- und Seebad.

Gab es Verletzte?

Nach Informationen von Polizei und Feuerwehr wurde bei dem Unwetter niemand ernsthaft verletzt.

Wer war alles im Einsatz?

Die Feuerwehr Friedrichshafen war von 17.30 Uhr bis 3 Uhr nachts im Einsatz, bis zu 150 Mann hatten dort zu tun. Am Sonntagmorgen gab es noch weitere Einsätze. Unterstützung gab es vom THW und den Feuerwehren aus Meckenbeuren, Kehlen, Salem, Markdorf, Oberteuringen, Überlingen und Deggenhausertal sowie von den Städtischen Baubetrieben Friedrichshafen. Zeitweise waren rund 650 Feuerwehrleute, 50 THW-Helfer und 30 Rettungskräfte zugleich im Einsatz, wie der Feuerwehrverband mitteilte.

Der Sturm im Netz:

In den sozialen Netzwerken im Internet sprudelten am Samstagabend Dutzende Berichte von Menschen der Region ein, die Fotos, Videos und Eindrücke vom Sturm teilten. Hier eine Auswahl von der Facebookseite von „Schwäbische.de Bodensee“:

„Gutes Aufräumen und viel Unterstützung von allen Seiten! Bei uns hat es gestern auch stark gehagelt. Eine dunkelgraue Wand gegen Abend hat Keller, Balkone, Fussballfelder, Bahngleise unter Wasser gesetzt...“ (Facebook-Nutzerin „Barbara Portmann“)

Ein Foto von pfirischkerngroßen Hagelkörnern postete Nutzerin „Nimi Krümana“ auf Facebook. Andere Nutzer zeigten ähnliche Bilder.

„Ein riesengroßer Dank sollte vor allem erneut an die vielen Einsatzkräfte der Feuerwehr und des THW raus gehen! Dafür kann man sich gar nicht genug bedanken. Als ich den Kameraden etwas zu trinken angeboten habe, waren sie total überrascht. Ich finde das eigentlich eine Selbstverständlichkeit.“ (Nutzer „Alexander Feiri“)

„88048: Keller vollgelaufen, einige Dachziegel gelöst, Garten verwüstet. Zum Fotografieren bin ich vorlauter Wasser im Schach halten nicht gekommen.“ (Nutzer „Tim Schropp“)

„Bei uns hat es zum Glück nicht wirklich gehagelt. hier kamen nur ein paar einzelne Steinchen runter.“ (Nutzerin „Marina Berger“)