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Eriskirch

Ein wackerer Fischer-Stammtisch auf Expedition

Eriskirch / Lesedauer: 3 min

Bodo Rudolf und drei Musikerfreunde lüften das Geheimnis der Achquellen
Veröffentlicht:04.03.2018, 14:18

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Es stinkt in Oberschwaben, besser: Es hat zum Himmel gestunken, Tag für Tag und Nacht für Nacht, bis auf eine ungewisse Zeit. Die Glücklichen, die am Freitagabend einen Platz in der Alten Schule in Eriskirch ergattert hatten, wissen jetzt warum und wie lange, denn dort hat Bodo Rudolf, in Wäsch bei Wolfegg lebender Autor humorvoll-skurriler Geschichten, das Geheimnis gelüftet.

Wie Hans Sailer , Präsident der Kulturfreunde Eriskirch, erzählte, hat der als Ingenieur beruflich weitgereiste Geschichtenerzähler schon vor zwei Jahren seine Zuhörer in Eriskirch vergnügt und ebenso bei der Peter-Gaymann-Eröffnung im letzten Juni, so dass er ihn mit seiner neuen Geschichte sofort wieder eingeladen hat.

Von Jazzklängen begleitet

Die Geschichte von der „Forschungsreise ins Allgäu “ zum Erkunden des „Geheimnisses der Achquellen“ steht zwar bereits in dem Band „Siebenerlei Leut‘“, dessen Titelgeschichte den Schwäbischen Literaturpreis 2012 errungen hat, doch neu ist die musikalische Umrahmung: Vergnügt begleiten die Jazzmusiker Lothar Kraft am Piano, Markus Kerber an Querflöte, Klarinette und Saxophonen sowie Klaus Bermetz am Kontrabass die „feuchtfröhliche Expedition ins Allgäu“. Und so führt Smetanas „Moldau“ in die Geschichte und mit Witz werden weitere Stationen klassisch oder poppig oder volkstümlich kommentiert, ob mit der „Schwäb’sche Eisebahne“, mit der „Fischerin vom Bodensee“ oder mit „Somewhere over the rainbow“ oder – in lauer Mondnacht über der Ach – mit „Moonriver“.

Zu „Gaudeamus igitur“ und „Kein schöner Land“ wird munter mitgesungen und folgerichtig steht „What a wonderful world“ am Ende. Denn das Geheimnis ist gelüftet und im Allgäu stinkt’s nicht mehr, der mutige Fischer-Stammtisch vom „Grünen Baum“ in Witschwende, der sich zu den Sümpfen aufgemacht hatte, kann sich beruhigt Bergen von Wurst- und Ochsenmaulsalat oder saurem Käs mit Zwiebeln hingeben, denn er hat das Seine getan, dass die Allgäuer und Oberschwaben jetzt in heilklimatischen Luftkurorten baden können. Köstlich hat Bodo Rudolf die gefühlten Tagesmärsche des mit Landjägern, Knautzenwecken, Eiern und genügend Bier ausgerüsteten Stammtischs samt Frauen miterleben lassen, vom Aufbruch bis zum nächtlichen Bad am Brunnenweiher, am Ursprung der Ach.

Mit Tropenhelm auf Safari

Auch wenn der Autor versicherte, dass er keine literarischen Ansprüche erhoben habe, sondern einfach Freude machen wollte, spürt man die intensive Beschäftigung mit Land und Leuten, die dahintersteht. Köstlich beispielsweise, mit welch drakonischen Maßnahmen der „reingschmeckte“ Angler Kaschützke mit der Landessprache vertraut gemacht wird. Hintersinnig auch, wenn der Schwabe philosophiert: „So ist der Angler auch nur ein Wurm am Haken des Schicksals. Bis es beißt. Wenn’s beißt, ist der Angler besser dran als der Wurm!“ Die Bedeutung der schwäbischen Expedition hat Rudolf noch unterstrichen, indem er zuweilen mit Tropenhelm zum Missionar und Afrikaforscher David Livingstone und zur Suche nach den Quellen des Nils hinüberblendete.