Westerheim

Blutsauger gegen Blutsauger

Westerheim / Lesedauer: 2 min

Nico Weinard aus Westerheim lebt in seinen Fantasy-Romanen seine dunkle Seite aus
Veröffentlicht:11.05.2015, 14:12

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„Als Autor sollte man sich in seine Figuren hineinversetzen können“, sagt Autor Nico Weinard. Er hat sichtlich Spaß an der dunklen Seite. Jüngst stellte er sich bei einer Lesung in der Westerheimer Bücherei nicht nur Lesern, sondern auch der Journalistin Jutta Kriegler .

Kriegler ist Mitarbeiterin der „ Schwäbischen Zeitung “ und verstand es in dem Interview geschickt, dem Fantasy-Schreiber nicht nur seine Motive zu entlocken, sondern mit ihm auch locker über seine Ideen, Figuren und seinen Antrieb zu plaudern. Derzeit hat der Wahlwesterheimer aus Frankfurt vier Vampirromane um Heldin Chiara als Selbstverleger in eBook-Form veröffentlicht. „Hier kann ich literarisch meine dunkle Seite ausleben, allerdings mit sozialkritischem Hintergrund.“

Grundsätzlich bringt man das Genre der Vampirromane nicht mit Sozialkritik in Verbindung, bei Weinard klappt das. Heldin Chiara, eine junge Vampirfrau, die sich für Bauern und einfache Leute stark macht, entwickelt sich im Lauf der Geschichten zum weiblichen „Robin Hood“. Der außergewöhnliche Gedanke, einen Blutsauger auf andere Blutsauger, nämlich Banker, loszulassen, entspricht auch nicht dem Plot eines klassischen Vampirromans. Dennoch versteht es der Autor, die Prinzipien der Neuzeit mit der Geschichte des Mittelalters zu verknüpfen. Banker als Kriegstreiber und ein Burgherr mit zwei Türmen vermitteln dem Leser einen Zugang zu Weinards Welt, lassen den Bezug zur Neuzeit schnell herstellen. „Kriege sind lukrativ. Gib mir die Macht über die Währung eines Landes und es interessiert mich nicht, wer auf dem Thron sitzt…“, zitierte Weinard in seiner Lesung aus der vierten Episode der Chroniken der Chiara.

Für die falsche Seite

Aber natürlich drehen sich seine Bücher auch um Liebe und Enttäuschung. Der klassische Anfang allen Vampirwerdens mit dem Biss eines mächtigen Vampirmannes, der Verwandlung zum Vampir, Chiaras Suche nach einem Lehrer und die Feststellung der Heldin, dass sie für die falsche Seite der Macht arbeitet, machen die Verbindung eines persönlichen Rachemotives der jungen Chiara mit ihrem Engagement für Schwache glaubhaft. Zwar wird Chiara von Episode zu Episode stärker und vampirhafter, ihre „Menschlichkeit“ kann sie sich jedoch erhalten.

„Wie kommt man auf solche Ideen?“, wollten Kriegler und die Zuhörer wissen. Weinard macht sich im Internet schlau, sucht dort neben Namensgebern auch Inspiration. „Allerdings muss man dort noch genauer hinschauen, man wird dafür aber auch sensibler für Informationen“, so der Autor. Mit seinen Geschichten will Nico Weinard „die kriegen, die sich sonst eher nicht mit dem Thema Banken und Sozialkritik beschäftigen.“ Mit seinen gut 30-seitigen Geschichten könnte ihm dies gelingen.

Leseproben und weitere Informationen unter www.weinard.de