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Literatursommer

Referentin ruft zur Solidarität unter Frauen auf

Untermarchtal / Lesedauer: 2 min

Journalistin spricht im Untermarchtaler Bildungsforum über Gleichberechtigung
Veröffentlicht:20.09.2018, 17:56

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Den Literatursommer 2018, den das Land Baden-Württemberg heuer unter das Motto „Frauen in der Literatur“ gestellt hat, nimmt das Bildungsforum des Klosters in Untermarchtal zum Anlass, selber eine Vortragsreihe rund um Frauen in der Literatur und Geschichte zu organisieren. Am Mittwochabend war die Journalistin und Autorin Christina Bylow zu Gast.

Die gebürtige Stuttgarterin lebt und arbeitet in Berlin. „Ich fand es schon sehr früh spannend, über Frauen zu schreiben“, sagte sie in Untermarchtal. So sei 2011 ihr Buch „Familienstand: Alleinerziehend“ entstanden. Gemeinsam mit Kristina Vaillant veröffentlichte Christina Bylow im Jahr 2014 ein weiteres Buch mit dem Titel „Die verratene Generation. Was wir den Frauen in der Lebensmitte zumuten“. Darin wird die „Generation der Frauenjahrgänge 1958 bis 1968“ beleuchtet. Diese, von den Autorinnen als „Baby-Boomer“ bezeichneten Frauen, seien als erste Frauengeneration Deutschlands mit einer guten Ausbildung und viel Elan in ein Leben, das ihnen gleiche Chancen und Rechte wie den Männern versprach, gestartet, so Bylow.

Zukunftssorgen

Heute, gut dreißig Jahre später, falle die Bilanz nicht für alle positiv aus, betonte die Autorin in Untermarchtal. „Ich gehöre dieser Generation an“, sagte Schwester Marzella Krieg, Leiterin des Untermarchtaler Bildungshauses. Während sie das Buch „Die verratene Generation“ gelesen habe, sei ihr der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass diese Frauen arbeiten können, so viel sie wollen, aber am Schluss wird die Rente trotzdem nicht reichen. „Da bin ich wirklich froh, im Kloster versorgt zu sein“, betonte die Ordensfrau.

„Die Karrieren vieler Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen endeten abrupt, wenn sie Kinder bekamen. Und anschließend war ihnen der erneute Zugang zum Arbeitsmarkt deutlich erschwert“, sagte Christina Bylow. Nach Scheidungen hätten die „Baby-Bommer“ die finanzielle Verantwortung für sich und die halbwüchsigen Kinder getragen und heute würden viele dieser Frauen der Altersarmut entgegensehen. Eine rückständige Familienpolitik und eine Gesellschaft, die das Älterwerden von Frauen abwerte, sieht Bylow unter anderem als Gründe.

Deutliche Kluft spürbar

„Bis heute zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen dem Gleichberechtigungs-Anspruch der Verfassung und der Realität“, so die Autorin. Weil es nach wie vor ein „Klima der Häme“ gebe und Frauen, wegen ihres Alters oder der im letzten Lebensdrittel oft beschränkten finanziellen Mittel, Verachtung zu spüren bekämen, sei Solidarität unter Frauen besonders wichtig, so Bylow. Das Klischee der Stutenbissigkeit sei falsch, betonte die Autorin, „andere Ansichten zu haben, ist nicht unsolidarisch“.

Fraueninitativen, etwa in Wohnprojekten oder der Gesundheitsvorsorge, seien Beispiele für Frauensolidarität. „Und Frauen, die in einer glücklichen Ehe leben, können mit alleinerziehenden Müttern durchaus solidarisch sein“, sagte Christina Bylow.