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Im Kindergarten gibt es oft die einzige Mahlzeit am Tag

Untermarchtal / Lesedauer: 4 min

Schwestern in Äthiopien brauchen Hilfe, um Kindern einen sicheren Besuch der Einrichtung zu ermöglichen
Veröffentlicht:23.12.2021, 16:28

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Das Dach ist zum Teil eingestürzt, Möbel und Spielzeug gibt es nicht: Seit einem Jahr unterstützt die Missionsprokura der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul die Schwestern in Gimbi in Äthiopien, um Kindern vor Ort einen sicheren Kindergartenbesuch und wenigstens eine gesicherte Mahlzeit am Tag zu ermöglichen.

 Gemeinsam essen die Kinder das, was im Kindergarten zur Verfügung steht.

Auf dem Boden, in Reihen sitzen viele kleine Kinder. Sie sind zwischen zwei und sechs Jahren alt und kommen mehrmals pro Woche in den Kindergarten in Gimbi, nahe der Grenze zum Sudan.

Das Leben der Kleinen ist unsicher. Rebellen haben Teile der Gegend unter Kontrolle gebracht, immer wieder gibt es Kämpfe zwischen den Fronten. Viele Flüchtlinge suchen Schutz in der Region, schildert Schwester Anna-Luisa die Situation. Sie ist Missionsprokuratorin und hat fast täglich Kontakt zu den Schwestern vor Ort.

Mahlzeit ist nicht vergleichbar mit vollwertigem Essen

Vor einem Jahr haben die Schwestern den Kindergarten vor Ort in einem desolaten Zustand übernommen. Das Dach war eingestürzt und der Zaun um das Gebäude beschädigt. Inventar gab es keines. Inzwischen sind wenigstens das Dach und der Zaun wieder hergestellt. Gerade der Zaun ist wichtig, um die Kinder zu schützen.

„Wir sorgen dafür, dass sie ein Maß an Bildung bekommen und aktuell wenigstens eine Mahlzeit am Tag“, veranschaulicht Schwester Anna-Luisa die Situation. Wobei man sich unter Mahlzeit auch kein vollwertiges Essen mit Gemüse, Obst und Vollkornbrot vorstellen darf. Hier geht es um gezuckerten Tee und ein bisschen Brot . Mehr ist aktuell schon aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Die politische Situation wird zusehends unsicherer.

Schwester Anna-Luisa

Trotzdem ist die Einrichtung für die Kinder extrem wichtig. Sie kommen aus der weiten Umgebung in den Kindergarten. Für viele Eltern ist es die einzige Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Kleinen wenigstens etwas in den Magen bekommen.

Fünf Erwachsene versorgen die Kinder, spielen, tanzen und singen mit ihnen und bringen ihnen das Alphabet bei. „Doch die politische Situation wird zusehends unsicherer“, sagt Schwester Anna-Luisa. Doch gerade das macht es für sie umso wichtiger, dass das Angebot bestehen bleibt. „Sonst gehen die Kinder mangels Alternative zu den Rebellen.“

Das Lernen beginnt schon früh

Schon früh beginnt für die Kinder in Äthiopien das Lernen. Auch im Kindergarten gibt es feste Stunden, in denen gelernt wird. In Gimbi sind es sogar zwei Alphabete, die den Kindern nähergebracht werden: die Buchstaben des Amahrischen und die des sogenannten Oromo.

Wir würden auch gerne eine Grundschule bauen.

Denn in Äthiopien werden viele verschiedene Sprachen gesprochen. Nach dem Essen, das es meist gegen 11 Uhr gibt, spielen die Kinder im Haus oder draußen miteinander. Nur eine der Schwestern vor Ort hat eine Montessori-Ausbildung und kann die Kleinen speziell fördern.

Eindrücke aus der Einrichtung in Gimbi.

Mit Spenden können die Schwestern das Angebot für die Kindern sichern und ausbauen. „Wir würden das Dach sanieren, Stühle anschaffen und eine Tafel aufstellen. Zudem brauchen wir Spielzeug wie Bälle, mit denen viele Kinder gleichzeitig spielen können“, zählt Schwester Anna-Luisa die Wünsche auf.

Ernährungssituation muss verbessert werden

Und nicht zuletzt gilt es natürlich, die Ernährungssituation der Kinder zu verbessern. Doch wichtig sei auch, die Mitarbeiter vor Ort zu qualifizieren und sie sicher zu bezahlen.

„Wir wollen das Projekt auf sichere Beine stellen“, fasst die Missionsprokuratorin zusammen und wagt auch einen Blick in die weitere Zukunft: „Wir würden auch gerne eine Grundschule bauen.“

Problem ist aber wie bei fast allen Projekten der Vinzentinerinnen, dass die Corona-Pandemie die Projekte um Jahre zurückwirft. Auch in Äthiopien haben die Schwestern ein wichtiges Mitglied ihrer Gemeinschaft durch Corona verloren.

„Der Großteil der Gemeinschaft war infiziert“, sagt Schwester Anna-Luisa. Trotzdem haben die Schwestern in Afrika große Angst vor dem Impfen. Noch dazu macht sich die hohe Inflation auch in Afrika bemerkbar.

Insgesamt ist die Situation gerade nicht sehr hoffnungsvoll.