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Ärzteorchester

Ärzteorchester spielt in der Untermarchtaler Vinzenzkirche

Untermarchtal / Lesedauer: 3 min

Benefizkonzert zugunsten des Baus eines Hospitals in Tansania
Veröffentlicht:16.09.2018, 21:52

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Das aus rund 150 Ärzten, Apothekern, Medizinstudenten und Krankenschwestern aus ganz Deutschland bestehende Deutsche Ärzteorchester war am Samstag mit rund 60 Musikerinnen und Musikern in der Vinzenzkirche in Untermarchtal zu Gast. Unter Leitung des professionellen Dirigenten Alexander Mottok aus Hamburg spielte das Orchester Werke von Mozart , Poulenc und Franck. Die am Abend eingegangenen Spenden fließen nach Tansania, wo die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul seit 1960 Christus im Nächsten dienen, und nunmehr ein neues Hospital in der Distrikthauptstadt Mbinga errichten wollen.

Die Vinzenzkirche war zu drei Vierteln besetzt, als am Samstag das Deutsche Ärzteorchester zunächst in kleiner Besetzung Harmoniemusik für 17 Bläser, Pauken und Kontrabass spielte. Angesagt waren von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) aus „Don Giovanni“ drei Sätze, wie sie der ehemalige Solo-Fagottist des Kölner Gürzenich-Orchesters, Rainer Schottstädt (1951-2016), selbst ein erfahrener Bläser, festgehalten hat. Das Werk erwies sich als buntes, komplexes und leichtfüßiges Musikdrama über den Frauenhelden Don Giovanni, das Mozart seinerseits 1787 nach einem Libretto von Lorenz da Ponte komponiert hatte. Fast das Gesamtorchester des Abends intonierte sodann das Konzert für Orgel, Streicher und Pauken in g-Moll von Francis Poulenc (1899-1963), das dieser 1938 nach einem Schicksalsschlag komponiert hat, der ihn zum Christentum brachte. An der Orgel saß Stephen Blaich, Jahrgang 1971, studierter Kirchenmusiker, seit 2003 Kantor der Martinskirche Metzingen, und gefragter Konzertorganist.

Das Werk spiegelte Elemente barocker Orgel-Toccaten im „Stile Phantasticus“ wider. Der Anfang des Orgelwerks erinnerte an Bachs Orgelfantasie in g-Moll, der Aufbau des Konzerts orientierte sich an den freien Orgelwerken Buxtehudes. Das einsätzige Werk erwies sich als neo-klassizistische Reminiszenz an die Vergangenheit, mit neuer intensiver Tonsprache.

Höhepunkt des Abends war die gut 40 Minuten-Sinfonie d-Moll von César Franck (1822-1890), bei der alle anwesenden Musiker aktiv wurden. Uraufgeführt wurde diese einzige Symphonie von Franck im Jahr 1889. Seinerzeit als unattraktiv und anachronistisch eingeschätzt, und nach dem noch nicht lange zurückliegenden Deutsch-Französischen Krieg als Sinnbild der verschmähten „deutschen“ Musik abgestempelt, erwies sich das Werk unter Alexander Mottok als ansprechende traditionell angelegte Symphonie mit Reprise, Andante und Scherzo, miteinander verbunden, mit spannenden Abweichungen von der traditionellen Form, etwa durch die kurz gestaffelten Modulationen des Hauptthemas im ersten Satz. Das Finale griff, wie in Beethovens Neunter Symphonie, alle Themen wieder auf. In seiner Gesamtheit präsentierte sich das Stück als symphonisches Meisterwerk.

Da die Musiker, die sich seit 1989 drei- bis viermal pro Jahr zu mehrtägigen intensiven Arbeitsphasen treffen, die mit Konzerten enden, ehrenamtlich spielen und auf eigene Kosten angereist sind, konnten die Spenden des Abends vollumfänglich Missionsprokuratorin Sr. Anna-Luisa für den Bau eines Hospitals in Mbinga übergeben werden. Sie hat in den beiden Umbaupausen von den katastrophalen Zuständen in Tansania berichtet, wo u.a. hohe Mütter- und Kindersterblichkeit herrschen, und die Regierung zum Bau des Hospitals lediglich Steine beiträgt, die beim Straßenbau übriggeblieben sind.

Zur Freude der Musiker und des Publikums stimmte Alexander Mottok als Zugabe noch das Wiegenlied „Guten Abend, Gut‘ Nacht“ von Johannes Brahms an. Insgesamt war die Musik des Abends klangvoll, zum Teil auch glanzvoll, in jedem Fall sinnvoll – für die Ärzte, die in ihr einen Ausgleich zur anstrengenden beruflichen Tätigkeit finden, für die Menschen in Tansania und für das Publikum, das in der Vinzenzkirche solche Aufführungen nicht oft erleben kann.